Redner(in): Michael Naumann
Datum: 14.04.2000
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/20/8120/multi.htm
Vor wirklich sehr, sehr langer Zeit, am Oberlauf des Nil, genauer in Theben, passierte eines Tages das Folgende: Thot, der Gott, der Erfinder des Rechnens und der Geometrie, aber auch der Brett- und Würfelspiele, besucht den Pharao Thamos. Voller Wohlwollen und voller Stolz möchte er die Menschen mit seiner neuesten Erfindung beglücken. Es sind die Buchstaben. Der Gott preist sie als "Heilmittel für das Gedächtnis und die Weisheit" an. Aber Pharao ist von dieser Art Fortschritt überhaupt nicht begeistert: Die Schrift, behauptet er, bewirke genau das Gegenteil. Sie fördere die Vergeßlichkeit und trage das Scheinwissen in die Welt. Punktum. Der zivilisatorische Fortschritt ist unerwünscht. Damit ist der Gott wieder entlassen.
Platon läßt seinen Sokrates diese Episode erzählen, im "Phaidros", jenem Dialog, der von der Seele handelt und den Möglichkeiten, die Wahrheit zu sagen. Seit ihren Anfängen hegt die westliche Zivilisation ein gehöriges Maß an Mißtrauen gegenüber dem Medialen. Die Zeichen, die die Welt nur bedeuten, sie nur vertreten, sie ziehen den Verdacht auf sich, zu manipulieren und zu lügen. Und als erstes Medium darf das Geschriebene gelten. Es löst die Rede vom Sprechenden ab und trägt ihre Bedeutung in eine anonyme Ferne hinaus. Die Schrift droht, den Faden der mündlich überlieferten Tradition abzureißen, und sie trübt die Klarheit des Weltbildes.
Kein Wunder, daß die Medien von Anfang unter Beobachtung der Herrschenden standen. Deren ursprüngliche Furcht erhielt sich: Wenn wir die Welt auseinandernehmen und durch Zeichen vertreten lassen, werden wir sie nie wieder so zusammensetzen können, wie sie zuvor war. Dann bleibt kein Stein auf dem anderen, und jede Macht muß um ihren Erhalt bangen.
Als Johannes Gutenberg 1455 sein Meisterwerk druckte, die 42-zeilige Bibel, mit einer für heutige Verhältnisse lächerlichen Startauflage von 180 Exemplaren - von denen 49 erhalten sind und zwei davon dort drüben im Gutenberg-Museum bewundert werden können - da vermochten sich die Mächtigen der Zeit sehr wohl vorzustellen, was diese 180 in der Schwarzkunst gefertigten Bücher für eine Wirkung entfalten würden.
Dreißig Jahre später begründet der Erzbischof von Mainz, warum die neue Technik unbedingt unter Aufsicht gehört und warum er eine erste Zensur einrichtet: "Denn wir mußten sehen, daß Bücher, die die Ordnung der heiligen Messe enthalten und die über göttliche Dinge und Hauptfragen unserer Religion handeln, aus der lateinischen in die deutsche Sprache übersetzt wurden und nicht ohne Schande für die Religion durch die Hand des Volkes wandern."
Gutenberg besaß vielleicht nicht das Genie des Gottes Thot, der die Schrift ersann. Aber er war des Gottes später Komplize. In der Werkstatt des Mainzer Patriziers zündete jene Supernova, deren Buchstabensturm die Welt revolutionierte und sich seither in jenes Universum aus Zeichen und Schrift abkühlte, das wir inzwischen als "Gutenberg-Galaxis" bezeichnen. Die Epoche der machtgesicherten Eindeutigkeit ist seit 1455 vorüber.
Die Botschaft, jede Botschaft, kann seitdem im Prinzip allen zur Verfügung stehen. Der Sinn der Welt und der Worte findet sich in einen Taumel gerissen. Der Buchdruck hat die Weltbilder aufgebrochen. Er hat das Wagnis des Denkens auf den Plan gerufen und den Wagemut der Entdecker.
Deswegen haben amerikanische Wissenschaftler Johannes Gutenberg im vorigen Jahr zum "Mann des Jahrtausend" ernannt.
Man hat Gutenberg lange Zeit in etwas naiver Weise als Heroen der Aufklärung glorifiziert. Man meinte, er habe vor allem für die Verbreitung des Wissens gesorgt. Aber genauso - und auch das liegt nun einmal in der Entwicklungslogik der Medien beschlossen - sorgte er für die Verbreitung der Ratlosigkeit.
Der Buchdruck hat die Autorität der ungeprüften Information für alle Zeit untergraben. Was Wahrheit ist, erschließt sich seither im Akt der Lektüre, beim Adressaten. Was Anspruch auf Geltung erhebt, kann geprüft werden, abgewogen, kritisiert oder verworfen. Fortan unterliegt der Sinn einer Spektralanalyse der Auslegung. Das gedruckte Wort eröffnet eine Vielfalt der Perspektiven auf die Welt.
Womöglich hatte also auch folgende verzagte Frage des Erzbischofs in seinem Zensur-Edikt eine gewisse Berechtigung: "Wer wird den Laien und ungelehrten Menschen und dem weiblichen Geschlecht, in deren Hände die Bücher der heiligen Wissenschaften fallen, das Verständnis verleihen, den wahren Sinn herauszufinden?"
Wir wollen an dieser Stelle nicht die Frage erörtern, ob die Welt besser geworden sei, seit sich auch die Frauen an der Suche nach der Wahrheit beteiligen. Aber eine Folge hat die Verbreitung des Gedruckten zweifellos gehabt: Die Mannigfaltigkeit der Auslegungen zog wie ein Schatten die Heraufkunft einer unfriedlichen Situation nach sich.
Die Gutenberg-Galaxis ist kein idyllisches Paradiesgärtlein. Sie ist oft genug ein Kampfplatz der Interpretationen. Die meisten Kriege des vergangenen Jahrtausends sind um den richtigen Schriftsinn geführt worden, gleich, ob die jeweils heiligen Bücher religiöse oder politische Erlösungslehren enthielten. Gutenbergs Erfindung hat den Menschen ihre Verführbarkeit vorgeführt. Auch den ihnen eigenen Hang zur ideologischen Verhärtung. Das Wissen und die Macht sind zu einem Geschwisterpaar geworden. Manchmal handeln sie in augenzwinkerndem Einverständnis, manchmal jedoch bekämpfen sie sich bis aufs Blut.
Das ist nach wie vor unsere Situation - und zwar auch nach dem Übertritt von der "Gutenberg-Galaxis" in das sogenannte "Dorf der totalen Kommunikation" : Daß das Wissens verfügbar ist und die Informationen frei zirkulieren, bedeutet in unseren Augen ein Zugewinn an Freiheit und Selbständigkeit für die Menschen. Aber das Unbehagen an einer durch Medien repräsentierten Welt will nicht weichen. Man erkennt es daran, daß jede technische Neuerungswelle der Medien - so auch jene der Digitalisierung, deren Zeugen wir gerade sind - von einer aufgeregten Kulturkritik begleitet wird. Nicht nur den Aufstieg des Buchdrucks hat diese Kritik zu einer Katastrophengeschichte umdeuten wollen. In der Warnung vor dem Gebrauch des Telefons, des Radios, des Fernsehens, des Taschenrechners, der Computerspiele - oder heute vor dem Surfen im Internet - wiederholt sich der ewige Einwand des Pharao.
Ein Dasein jenseits der Medien ist jedoch schlechterdings nicht mehr vorstellbar. Der Preis für unsere Chancen in einer medialisierten Welt, also für die Selbstbestimmung, das Wissenwollen und die Freiheit - ist die Manipulation, die Propaganda, der Streit um letzte Wahrheiten. Mit diesen Nebenfolgen werden wir auch in Zukunft leben müssen.
Ob einer will oder nicht, es ist die Aufgabe des einzelnen, sich zur dunklen Seite dieses Pluriversums der Bedeutungen zu verhalten und die unfriedlichen Folgen nach Kräften zu begrenzen. Es ist ebenso die Aufgabe der Gesellschaft - und jene der Medienpolitik. Ich bin davon überzeugt, daß diese Aufgabe im Prinzip lösbar ist. Dann können wir auch Vertrauen fassen, daß die medientechnischen Revolutionen jetzt und in Zukunft mehr Chancen für uns bereithalten als Risiken.
Was unterscheidet unsere Situation am Beginn des 21. Jahrhunderts von der goldenen Zeit des gedruckten Wortes? Die Gutenberg-Galaxis war - so könnte man verkürzend sagen - auf Ausbreitung angelegt: Der Druck sorgte dafür, daß Information an jedem Ort verfügbar wurde. Die Information eroberte sich die Welt. Das Prinzip des globalen Kommunikationsdorfes hingegen, in dem wir uns gerade einzurichten beginnen, ist Geschwindigkeit. Das Leben im Cyberspace ist dadurch gekennzeichnet, daß jede Information sofort, das heißt in "Echtzeit" zuhanden ist. Die räumliche Entfernung spielt keine nennenswerte Rolle mehr. Der Idealzustand ist Gleichzeitigkeit. Die Welt wird zu einem komplexen, von niemandem mehr in seiner Ganzheit zu überschauenden Mosaik. Kein leibliches Wesen wird je soviel Information verarbeiten können, wie in einer Minute zur Verfügung steht. Keiner kann mehr die Informationskanäle kontrollieren.
Sobald die Information digitalisiert wird, überall und augenblicklich erreichbar ist, versetzt sie die Gesellschaft in eine bisher ungekannte Beschleunigung. Das Spiel gewinnt jeweils derjenige, der Informationen schneller hat als andere und sie schneller verarbeiten kann. Die Beschleunigung zwingt uns dazu, anders wahrzunehmen als bisher: Bilder spielen eine größere Rolle, Bedeutung ist kein kontinuierlicher Strom des Sinnes mehr, sondern muß von uns netzhaft, verkettend organisiert werden. Die Ansicht eines Lesers, der sich in ein Buch versenkt, wirkt schon wie von Spitzweg gemalt. Und daß ein Kulturpolitiker sich leibhaftig vor Sie hinstellt und - unterstützt nur durch eine geradezu archaische Schallverstärkungstechnik - einen ellenlangen Vortrag hält, muß für die "Netties" unter Ihnen eine echte Geduldsprobe darstellen.
Medienunternehmen schließen sich heute mit Softwarehäusern, Internetfirmen und Telekommunikationsanbietern zu gewaltigen Konglomeraten zusammen. Die Globalität der Kommunikation wird auch die geltenden Grundunterscheidungen der Gesellschaft auflösen: Was der eigenen Kultur angehört und was als fremd angesehen wird, was der privaten und was der öffentlichen Sphäre zugehörig ist, wie weit der Freizeitbereich reicht und bis wohin die Berufswelt. 1,7 Millionen Beschäftigte arbeiten in der Medienbranche. In den kommenden zwei Jahren werden 350.000 neue Stellen hinzukommen. Davon sind 75.000 heute schon unbesetzt. Die Bundesregierung hat die politischen und die rechtlichen Voraussetzungen für die Expansion dieser neuen Schlüsselindustrien bereits geschaffen. Was hinzutreten muß, sind verbindliche Spielregeln für globale Informations- und Kommunikationsanbieter.
Alle Beteiligten sind sich darüber einig, daß die entscheidenden medienpolitischen und medienrechtlichen Weichenstellungen in Zukunft nicht länger auf nationalstaatlicher Ebene vorgenommen werden können. Sie sind Sache der Europäischen Union, und die Formulierung einer koordinierten europäischen Medienpolitik ist eine vordringliche Angelegenheit der kommenden Jahre. In Deutschland, dem Land einer ausgesprochen partikularen Medienstruktur, ist Medienpolitik aus historischen Gründen Sache der Länder.
Manche Besonderheit der deutschen Medienlandschaft soll aber sehr wohl erhalten bleiben. So gibt es für die Bundesregierung zur dualen Rundfunkordnung keine Alternative.
Wenn die globale Informationszukunft nicht an uns vorüberziehen soll, ist es von entscheidender Bedeutung, daß der Ordnungsrahmen für die Medien und den Informationsaustausch vom Bund und den Ländern gemeinsam fortentwickelt wird. An ein bereits funktionierendes Beispiel für eine Bund-Länder-Zusammenarbeit möchte ich an dieser Stelle erinnern:
Ich meine die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte, inzwischen von Bund und Ländern gemeinsam getragene Initiative "Digitaler Rundfunk". Ziel diese Initiative ist es, zur Zeit noch analog betriebene Übertragungswege rasch auf digitale Technik umzustellen. Dabei können - neben einer vermehrten Anzahl von Fernseh- und Hörfunkprogrammen - digitale Signale unterschiedlichen Ursprungs übertragen werden, Teletext-Daten, Computersoftware oder auch Telefongespräche.
Die Digitaltechnik ermöglicht auch eine Verschlüsselung der Daten. Sie verbessert damit die Bedingungen für entgeltfinanzierte Medienangebote beträchtlich.
Ein anderes Beispiel: Einen Grundpfeiler der medienpolitischen Arbeit der Bundesregierung bildet die Sicherung der Meinungs- , Informations- und Pressefreiheit. Zwei wichtige Vorhaben der Koalitionsvereinbarung vom Herbst 1998 stehen vor der Verwirklichung. Gemeint ist zum einen die dringend erforderliche Neuregelung des journalistischen Zeugnisverweigerungsrechts. Im Augenblick erstreckt sich das Zeugnisverweigerungsrecht für Journalisten nur auf Informationen von dritter Seite, nicht aber für Recherchen, die von ihnen selbst erarbeitet wurden.
Wir halten diese Unterscheidung für künstlich. Sie hat in der Vergangenheit zu unverhältnismäßigen Übergriffen auf die Arbeit in Redaktionen geführt, sogar zu Beschlagnahmungen von Recherchematerial. Wir streben an, diese Rechtsunsicherheit sehr bald schon im Rahmen eines Gesetzentwurfes beseitigen.
Die Belange von Presse und Rundfunk sollen auch bei der seit langem überfälligen Novellierung des Datenschutzgesetzes berücksichtigt werden. Der Entwurf der alten Bundesregierung sah unter anderem eine Einschränkung des sogenannten "Medienprivilegs" vor. Das Privileg nimmt Presse und Rundfunk grundsätzlich von datenschutzrechtlichen Beschränkungen aus. Unser Gesetzentwurf dagegen sieht den Fortbestand der Freistellung vor, und zwar bei gleichzeitiger Anpassung an die europäische Datenschutzrichtlinie.
Die Bundesregierung möchte generell unter Beachtung jeweiliger Kompetenzen der Länder Vorschläge erarbeiten, wie die Entwicklung der Medientechnologie in Deutschland auf dem Hintergrund der internationalen Dynamik eine zukunftsfähige Struktur erhält. Wirtschaftliche und technologische Aspekte sind dabei von großer Bedeutung - aber selbstverständlich auch kulturelle.
Wir haben flankierend dazu eine "Agentur für die Informationsgesellschaft" gegründet. In dieser Agentur möchten wir mit Verantwortlichen aus Wirtschaft, aus Wissenschaft, Technik und Anwendung darüber diskutieren, welche Auswirkung die medientechnische Revolution auf unsere Gesellschaft im einzelnen haben wird. Mediennutzung und Medienkonsum sind nicht Selbstzwecke. Es kann ja nicht sein, daß wir uns den Anforderungen der neuen Technologien bloß anpassen. Wir müssen vielmehr die Angebote der neuen Medien für unsere Ziele und Zwecke zu nutzen lernen.
Und diese Zielbestimmung, das behaupte ich, beruht ganz wesentlich auf einem kulturellen Diskussions- und Vermittlungsprozeß. Und zwar, weil solche Zielsetzungen den einzelnen unmittelbar in seiner Lebenswirklichkeit betreffen. Sich in der Medienwelt zurechtzufinden, fordert den einzelnen nicht nur als Konsumenten oder als Berufstätigen. Es berührt ihn als Menschen: tief in seiner Emotionalität, ebenso wie in seinem geistigen Selbstverständnis. Umberto Eco, der italienische Zeichentheoretiker und Romancier, hat einmal geschrieben: "Die Schlacht ums Überleben des Menschen als verantwortlichem Wesen im Zeitalter der Massenkommunikation gewinnt man nicht am Ausgangspunkt dieser Kommunikation, sondern an ihrem Ziel."
Die Menschen sind das Entscheidende.
Auch in einer Cyber-Welt müssen sie lernen, ihren Eigen-Sinn zu erhalten, ihre Selbständigkeit und ihre Urteilsfähigkeit.
Es ist meine Überzeugung, daß wir erst ganz am Anfang dieser kulturellen Auseinandersetzung stehen, eine Auseinandersetzung über Sinn und Zweck der Medienrevolution, die im übrigen auch eine bildungspolitische sein wird. Denn das Leben der heranwachsenden Generation wird in einem Maß von Informationstechniken und -möglichkeiten bestimmt sein, wie wir es heute erst zu erahnen beginnen. Deswegen wächst der Phase der Ausbildung in Schule und Universität eine besondere Wichtigkeit zu. Inmitten der beschleunigten Welt ist die Ausbildung so etwas wie eine privilegierte Ruhezone, die eine Gesellschaft ihren Kindern eröffnet. Sie sollte sehr gezielt als eine "Experimentalphase" im Mediengebrauch genutzt werden, entlastet vom Zwang kommerzieller Verwertung. In ihr sollte ein bewußter, ein kontrollierter, ein selbstbestimmter Gebrauch der Informationstechniken eingeübt werden.
Dazu gehört auch die Vermittlung "klassischer" Bildungsinhalte. Nur die Kenntnis einer kulturellen Tradition und die Einsicht in das historische Gewordensein der Gegenwart schaffen innere Distanzierungsmöglichkeiten für den einzelnen. Sie erlauben, einen unvoreingenommenen Blick auf das Neue zu werfen. Prüfen kann einer nur, wenn er das Geprüfte versteht. Über Maßstäbe verfügt er erst dann, wenn er Vergleichsmöglichkeiten hat.
Ich bin dabei überhaupt nicht der Ansicht, daß sich Erziehung und neue Techniken ausschlössen. Ich glaube vielmehr, das Internet kann als Verbündeter dienen, historische und hochkulturelle Kenntnisse zu vermitteln. Gerade für junge Leute ist das eine Möglichkeit, sich ohne Bevormundung selbständig Bildungsinhalte zu erschließen.
Darüber hinaus bin ich auch davon überzeugt, daß die Epoche des Buchdrucks keineswegs beendet ist. Bücher und Zeitungen erfreuen sich, entgegen mancher apokalyptischer Prognosen, einer ungebrochenen Beliebtheit.
Die Medien - Welten existieren friedlich nebeneinander. Die meisten von uns stellen sich bereits auf einen durchaus wählerischen Gebrauch mehrerer Formen der Wissensvermittlung ein. Nur Menschen, die sich ihrer eigenen Bedürfnisse bewußt bleiben, können verhindern, daß die Gesellschaft in der Phase ihrer wirtschaftlichen und technologischen Hyperbeschleunigung innerlich in Lähmung verfällt. Medienpolitik ist daher immer auch Kulturpolitik - und sie sollte ein Stückweit sogar Bildungspolitik sein.
Der Bund, meine Damen und Herren, hat das Zustandekommen dieser Ausstellung gefördert. Er unterstützt im Rahmen seiner Verpflichtung zur gesamtstaatlichen Repräsentation Unternehmungen wie diese. Der Erhalt des Geschichtsbewußtseins ist für ihn ein Beitrag zur Sicherung kultureller Kontinuität.
Wenn wir also der Leistungen Johannes Gutenbergs gedenken und mit freundlichem Respekt die archäologischen Objekte aus der Frühzeit der Gutenberg-Galaxis würdigen, mögen uns diese Dinge so fern erscheinen wie die mythische Erzählung vom Buchstaben-Gott Thot und dem kulturkonservativen Pharao Thamos. In Wirklichkeit sind uns aber alle diese Exponate sehr gegenwärtig. Sie sind Bestandteile eines Nachdenkens über die medialisierte Welt, und zu diesem Nachdenken gehört auch die Kenntnis ihrer Ursprünge.
Stellvertretend für alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben, danke ich den beteiligten Museen, dem Gutenberg-Museum, dem Landesmuseum Mainz, dem Dom- und Diözesanmuseum, dem Naturhistorischen Museum sowie dem Stadtarchiv im Gutenberg-Museum. Der Ausstellung wünsche ich viele interessierte Besucher.
Rückfragen: BPA Ref. Kultur & Medien, Tel. 01888 - 272 - 3281, Fax - 3259, eMail: 322@bpa.bund.de