Redner(in): Gerhard Schröder
Datum: 17.04.2000

Anrede: Sehr geehrter Herr Dr. Gege, verehrter Herr Präsident Heidemann, verehrter Herr Obermeister Hirschler, sehr geehrter Herr Prof. Engelhardt, meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/34/8134/multi.htm


Es heißt: Zeitung lesen bildet. Nun, nicht immer macht mir die Lektüre Freude. Aber zu unserem heutigen Thema will ich Ihnen dieses Zitat nicht vorenthalten: Noch vor wenigen Jahren galt die Energieerzeugung aus Sonnenenergie als gute, aber viel zu teure Alternative zu Gunsten der Umwelt. Spätestens seit dem Bonner Regierungswechsel haben sich die Zeiten jedoch geändert.

Der Grund: Mit der umfangreichen Unterstützung wird die Solaranlage auf dem eigenen Dach nun auch wirtschaftlich interessant, der Markt belebt sich."

Diese Sätze sind nicht bestellt. Sie stammen auch nicht aus einer neuen Broschüre der Bundesregierung. Sie sind vielmehr nachzulesen in der Tageszeitung Die Welt vom 3. März dieses Jahres.

Da diese Zeitung wahrlich kein Sprachrohr der von mir geführten Bundesregierung ist, freut mich das Lob natürlich ganz besonders.

Und schon sind wir bei einem wesentlichen Anliegen meiner Regierung: der Neuordnung der Energiepolitik. Sie ist ein wichtiger Schlüssel für die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, und zwar ökologisch und ökonomisch.

Was aber sind die Kennzeichen einer zukunftsfähigen Energieversorgung?

Erstens: Wir brauchen die modernsten Kraftwerke mit den höchsten Wirkungsgraden. Hier in NRW kann jeder besichtigen, was wir auf diesem Weg schon erreicht haben.

Zweitens: Die effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen wird das große Thema der kommenden Jahrzehnte sein. Wer hier bei steigenden Öl- und Rohstoffpreisen die Nase vorne hat, wird auch im internationalen Wettbewerb Spitze sein.

Drittens: Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energieträgern. Damit schaffen wir Arbeitsplätze und tun etwas für den Klimaschutz.

Meine Damen und Herren,

nirgends ist der Widerspruch zwischen Worten und Taten so groß wie beim Klimaschutz.

Wir erinnern uns: Die frühere Bundesregierung hat 1995 bei der Klimakonferenz vor der staunenden Weltöffentlichkeit versprochen, den Ausstoß von CO2 bis 2005 um 25 Prozent zu senken. Tatsächlich hat sie aber dafür wenig getan. Vor allem wenn es anfing, Geld zu kosten.

Bisher wurde eine Minderung von 15,5 Prozent erreicht. Eine wesentliche Ursache dafür ist der Strukturwandel in den neuen Ländern.

Mit den bisher beschlossenen Maßnahmen werden wir bis 2005 eine Verringerung von insgesamt 17 Prozent erreichen.

Es bleibt also weiterhin noch eine Menge zu tun. Jetzt kommt der entscheidende, der wirklich schwierige Teil der Wegstrecke.

Aber wir stehen zu diesem ehrgeizigen Ziel. Deshalb werden wir in wenigen Wochen unser Klimaschutzprogramm vorlegen und die notwendigen Maßnahmen festlegen.

Im Gegensatz zu unserer Vorgängerregierung haben wir aber bereits jetzt vieles in Angriff genommen:

Mit der ökologischen Steuerreform wurde ein wichtiger Schritt hin zu mehr Energieeffizienz vollzogen.

Im 100. 000-Dächer-Programm haben wir 1,1 Milliarden DM bereitgestellt - ein wichtiger Baustein für die Brücke ins Solarzeitalter.

Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz haben wir das alte Stromeinspeisungsgesetz abgelöst.

Der Anteil der erneuerbaren Energien soll bis zum Jahre 2010 mindestens verdoppelt werden. Deutschland wird damit zum Vorreiter für moderne umweltverträgliche Energietechniken.

Mit dem Gesetz zur Kraft-Wärme-Kopplung ( KWK ) wird eine der umweltfreundlichsten Technologien gestützt und ausgebaut. Die geforderte Verdoppelung der Kraft-Wärme-Kopplung ist ein entscheidender Beitrag, um das anspruchsvolle Klimaschutzziel zu erreichen.

Meine Damen und Herren,

hier in Köln können wir uns alle davon überzeugen: Mit der Solarwärme steht uns eine moderne Technik zur Verfügung, die genau das erfüllt, worauf es ankommt.

Sie schafft zukunftsichere Arbeitsplätze.

Sie leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.

Und sie trägt somit dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern.

Die Solarkampagne bietet die Chance, den Einsatz dieser umweltfreundlichen Technologie auf breiter Basis voranzubringen. Dafür danke ich an diesem Ort natürlich dem Klimahandwerk in besonderer Weise.

Gerade für das Handwerk öffnen sich großartige Perspektiven. Engagierte Meister und Obermeister? wie hier in Köln? sind aufgerufen, bereits den jungen Auszubildenden Fachkenntnisse über Sonnenkollektoren zu vermitteln.

Es lohnt sich für die Betriebsinhaber, auch ihre erfahrenen Installateure mit den neuen Techniken vertraut zu machen. Der Solarmarkt wächst.

Hier entstehen neue Arbeitsplätze. Denn ich wiederhole es gern: Bis zum Jahr 2010 wollen wir den Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland verdoppeln.

Die Bereitschaft der Menschen ist da, für die umweltfreundlichen Techniken Geld auszugeben. Es geht für die Betriebe darum, durch fachkundige Beratung diese Bereitschaft weiter zu wecken. Dazu gehört auch die Beratung über staatliche Fördermöglichkeiten.

Der Arbeitsplatz des Installateurs der Sonnenenergie sind nicht nur die Dächer von Neubauten. Auch bei der Heizungssanierung in Altbauten ist moderne Technik der Schlüssel für eine umweltfreundliche und kostengünstige Energieversorgung.

Handwerk hat goldenen Boden? dieses Motto hat sich in Deutschland immer als richtig erwiesen. Auch im Zeitalter der Globalisierung ist die Dienstleistung des modernen Handwerkers unverzichtbar. Deshalb setze ich gerade bei der Modernisierung unserer Wirtschaft auf Ihre Fähigkeiten.

Mein Dank gilt aber auch den anderen Trägern dieser Aktion: den Herstellern von Solaranlagen, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den Sponsoren aus der Wirtschaft und nicht zuletzt dem Management von B. A. U. M. e. V. , ohne deren Einsatz all dies nicht möglich wäre.

Meine Damen und Herren,

am Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Kampagne ein ermutigendes Signal. Sie hilft mit, den Einstieg in eine Energiestruktur auf den Weg zu bringen, die eine effiziente Versorgung mit den Anforderungen an eine dauerhafte umweltgerechte Entwicklung verbindet. Mit meiner Schirmherrschaft möchte ich dazu beitragen, diese Kampagne zum Erfolg zu führen.