Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 07.09.2007

Untertitel: Zum 50. Jubiläum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz würdigteStaatsminister Bernd Neumann bei einemFestakt inBerlin die erfolgreiche Arbeit der Stiftung.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/09/2007-09-07-rede-neumann-festakt-spk,layoutVariant=Druckansicht.html


Ich freue mich, Sie im Namen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ( SPK ) herzlich begrüßen zu können. Die Parlamentarier, die Vertreter des diplomatischen Corps, die Vertreter des Bundes und der Länder, die Repräsentanten des kulturellen Lebens, die Freunde und Partner der Stiftung und ihre Mitarbeiter, Sie alle bezeugen mit Ihrer Anwesenheit die Bedeutung der Stiftung, aber auch ihre breite Verankerung in Politik und Gesellschaft, in Wissenschaft, Kunst und Kultur. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist ein besonders kostbarer Schatz unserer Kulturlandschaft. Deshalb - und ich denke, da sind wir uns alle einig - ist sie unser aller Unterstützung wert. Dass Sie, verehrter Herr Bundespräsident, gekommen sind und das Wort ergreifen werden, ist für uns dabei eine besondere Auszeichnung.

Erlauben Sie mir, dass ich als Vorsitzender des Stiftungsrats und als Vertreter des Bundes nicht ohne Stolz auf die fünfzigjährige Geschichte der Stiftung zurückschaue. Es war eine wegweisende und mutige Entscheidung, die der Deutsche Bundestag am 25. Juli 1957 mit dem "Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Preußischer Kulturbesitz" traf.

Gerade 10 Jahre waren vergangen, seit die Alliierten Preußen als "Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland" und zur "Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker" - so der Wortlaut des Kontrollratsgesetzes Nr. 46 von 1947 - formell aufgelöst hatten. Auch als regionale Bezeichnung solle Preußen fortan nicht mehr existieren. Erst vor dem historischen Hintergrund können wir die Bedeutung des Stiftungsgesetzes von 1957 ermessen. Dort wird als Stiftungszweck die Nutzung des preußischen Kulturbesitzes "für die Interessen der Allgemeinheit in Wissenschaft und Bildung und für den Kulturaustausch zwischen den Völkern" festgeschrieben.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass dies nichts Geringeres war als ein Bekenntnis zu einem "anderen" Preußen, zu Preußen als Kulturstaat. Es ist das Preußen des weltreisenden Forschers Alexander von Humboldt und des humanistischen Politikers und Universitätsgründers Wilhelm von Humboldt, das die Menschen heute fasziniert und mit dem sie sich auch identifizieren. Ich freue mich, dass Herr Professor Neugebauer in seinem Festvortrag den Blick auf diesen wichtigen Aspekt der deutschen Geschichte richten wird.

Meine Damen und Herren,

die Errichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als nationale Aufgabe war ein Experiment für die junge Bundesrepublik. Das föderale System sollte gemeinsam die Verantwortung für das preußische Kulturerbe übernehmen. Von der Verabschiedung des Errichtungsgesetzes am 25. Juli 1957 bis zur konstituierenden Sitzung des Stiftungsrats am 25. September 1961 waren große Hürden zu nehmen. Erst ab 1975 beteiligten sich alle Bundesländer.

Heute sage ich ohne Einschränkungen: Was zu Beginn ein Testfall für das kulturelle Selbstverständnis unseres Landes war, ist zu einem Glücksfall der Kulturnation Deutschland geworden. Schon das Errichtungsgesetz von 1957 hatte die deutsche Wiedervereinigung im Blick. Als sie dann eintrat, gab es keine Diskussionen über die Zuständigkeit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Mit dem Einigungsvertrag der beiden deutschen Staaten wurde die Stiftung Trägerin der ehemals geteilten preußischen Sammlungen. 1992 traten die neuen Länder dem Finanzierungsabkommen bei, seit 1996 besteht das unbefristete Abkommen über die Finanzierung durch Bund und alle sechzehn Länder.

Die Entscheidungsfindung im Stiftungsrat zeigt, dass Einigkeit im föderalen System ganz einfach sein kann, wenn es um die gute Sache geht. Bund und Länder handeln und entscheiden gemeinsam zum Wohle der Einrichtung - auch wenn im Vorfeld divergierende Meinungen herrschen. Um mit den Worten Johann Wolfgang von Goethes zu sprechen: "Man frage nicht, ob man durchaus übereinstimmt, sondern ob man in einem Sinne verfährt." Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist ein Paradebeispiel für konstruktive Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern.

Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns als Stiftungsrat auch bei einer entscheidenden Weichenstellung für die Zukunft der Stiftung, bei der Wahl des vierten Präsidenten, so zügig und einstimmig entscheiden konnten. Sie, Herr Professor Parzinger, werden in wenigen Monaten Herrn Professor Lehmann als Präsident der Stiftung ablösen. Unserer künftigen Zusammenarbeit sehe ich mit großer Freude entgegen.

Es warten große Aufgaben. Sie werden Chef von 2000 Mitarbeitern in den fünf großen Einrichtungen der Stiftung und haben die Verantwortung für einen Gesamtetat von rund 243 Millionen Euro. 4 Millionen Menschen stehen jährlich vor den 16 Museen Schlange, 5 Millionen werden es in diesem Jahr, 10,4 Millionen Bücher bewahrt die Staatsbibliothek ( hinzu kommen Karten, Handschriften und vieles mehr ) . Gewaltige Baumaßnahmen werden Sie im Blick behalten müssen: Insgesamt rechnen wir mit einem Investitionsvolumen von rund 2,36 Milliarden Euro. Bis heute haben wir fast 1,2 MilliardenEuro an Baumitteln zur Verfügung gestellt. Besondere Verantwortung tragen wir dabei für das UNESCO-Weltkulturerbe der Museumsinsel. Aber auch Neubauten wie die James-Simon-Galerie, der Bereich der Museumshöfe und die Magazine in Friedrichshagen stehen an.

Bauwerke sind wichtig - aber wichtiger noch sind die Menschen, die in ihnen arbeiten! Die internationale Bedeutung der SPK ist nicht zuletzt das Verdienst ihrer bislang drei Präsidenten. Als Gründungspräsident hat Hans-Georg Wormit Großes geleistet. Ich freue mich deshalb, dass Sie, verehrte Frau Brauer-Wormit, heute bei uns sind. Ganz herzlich möchte ich auch dem zweiten Präsidenten Professor Werner Knopp danken, der die Stiftung zwanzig Jahre lang so erfolgreich geführt hat und den ich an dieser Stelle herzlich begrüße. Ihre Verdienste, lieber Herr Professor Lehmann, werden wir zu Ihrer Verabschiedung in der gebotenen Ausführlichkeit würdigen. Für heute nur soviel: Wir sind Ihnen zutiefst zu Dank verpflichtet, Ihre Leistung ist zu bewundern.

Mein Dank gilt auch den zahlreichen engagierten und vielfach als Spezialisten in aller Welt hoch geschätzten Mitarbeiter der Stiftung. Ohne Ihre ordnende Hand, ohne ihre Kenntnisse sind weder Archive, noch Museen oder Bibliotheken denkbar.

Die Sammlungen sind nicht nur das Fundament der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sie sind das historische Gedächtnis unserer Kultur. Wir sind verpflichtet, sie zu hüten und zu erhalten. Lassen Sie uns das bei aller Begeisterung für neue Pläne und Konzepte nie vergessen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

in seinem kürzlich erschienen Buch schildert der Historiker Christopher Clark Preußen als Konstrukt, das zuallererst auf Bildung und Kultur aufbaute. Als historisch voraussetzungsloser Staat schuf sich Preußen selbst eine Bildungstradition, die sicherlich am besten durch die beiden Brüder Humboldt verkörpert wird. Deren Blick ging über nationale Grenzen hinaus in die Welt. Die Stiftung steht in dieser guten Tradition.

Eine ihrer großen Zukunftsaufgaben wird mit dem Namen der Brüder und ihrem geistigen Erbe verknüpft sein. Die Stiftung wird mit der Einrichtung des Humboldt-Forums im wieder aufgebauten Berliner Stadtschloss im wahrsten Sinne des Wortes ein "Global Player" im Reich der Kultur sein. Ich bin froh, dass sie schon heute überall in der Welt der Inbegriff für die Kulturnation Deutschland ist.

Seien Sie versichert, dass der Bund sie verlässlich auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.