Redner(in): Angela Merkel
Datum: 21.12.2007

Untertitel: in Zittau
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/12/2007-12-21-rede-merkel-zittau,layoutVariant=Druckansicht.html


Sehr geehrter Premierminister, lieber Donald Tusk, sehr geehrter Premierminister, lieber Mirek Topolánek, sehr geehrte Präsidenten der europäischen Institutionen, lieber José Barroso, lieber José Sócrates, lieber Gert Pöttering, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Vertreter der Kommission, Minister, Repräsentanten, Herr Oberbürgermeister, Herr Regierungspräsident, wir freuen uns alle sehr, hier einen, wie ich sagen darf, wahrhaft historischen Moment mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland, aus Polen und aus der Tschechischen Republik zu erleben, wenn wir heute den Schengen-Raum um neun neue Mitgliedstaaten erweitern. Von heute an haben die Bürgerinnen und Bürger Europas freie Fahrt durch 24Länder. Wenn man sich einmal in den Grenzregionen umhört, weiß man, wie sehr dieser Schritt geschätzt wird und wie lange er erwartet wurde. Es gibt jetzt ein Europa, in dem von Schweden bis nach Italien, von Portugal bis ins Baltikum keine Passkontrollen mehr stattfinden. Das ist eine Freiheit der Reise, eine Freiheit zur Begegnung und zum Austausch mit anderen. Diejenigen unter uns, die schon etwas älter sind, wissen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Für die etwas Älteren unter uns ist es aber auch eine große Freude, dass Kinder und Jugendliche, Schülerinnen und Schüler dies als europäische Normalität erleben werden. Das ist etwas, wovon ihre Eltern und Großeltern geträumt haben und wofür auch viel Leid ertragen werden musste. Der Grundstein für die Verwirklichung dieses Traums wurde bereits 1985 gelegt. Damals unterzeichneten fünf Staaten das Schengener Abkommen: die Benelux-Staaten, Frankreich und Deutschland. Heute, 22 Jahre danach, umfasst der Schengen-Raum nicht nur allein Staaten der früheren Europäischen Union. Heute sind auch Trennlinien überwunden, die im Kalten Krieg besonders viel Leid hervorgerufen haben. Wir haben im März dieses Jahres unter der deutschen Ratspräsidentschaft die "Berliner Erklärung" verabschiedet. Darin heißt es: "Wir Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union sind zu unserem Glück vereint." Wir haben erreicht, dass wir unter der portugiesischen Präsidentschaft vor wenigen Tagen in Lissabon einen Reformvertrag unterzeichnen konnten, der uns ein handlungsfähiges Europa bescheren wird und mit dem wir unsere europäischen Interessen in einer Welt, die immer stärker zusammenwächst, besser vertreten werden können. Dass wir uns dazu entschlossen haben, auch ohne Grenzen zusammenleben zu können, Barrieren zu überwinden und uns besser kennen lernen zu können, ist am Abschluss dieses wichtigen Jahres für Europa ein besonders schöner Moment, weil viele, viele Menschen einfach davon profitieren können, dass zu den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel Grenzkontrollen wegfallen werden. So wünsche ich Ihnen allen frohe Feiertage und einen guten Beginn des neuen Jahres.