Redner(in): Angela Merkel
Datum: 07.05.2008

Anrede: Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Berufsweltmeisterschaft, sehr geehrte Herren Niehaus und Kentzler, meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/05/2008-05-07-rede-bk-berufs-wm,layoutVariant=Druckansicht.html


ich heiße Sie alle ganz herzlich hier im Bundeskanzleramt willkommen. Es ist auch für uns alles andere als selbstverständlich, dass wir so viele Weltmeisterschaftsteilnehmer auf einmal hier im Kanzleramt begrüßen können. Wenn ich "Teilnehmer" sage, dann sage ich auch noch dazu, dass es erfolgreiche Teilnehmer waren. Letztes Jahr fand die 39. Berufsweltmeisterschaft mit Auszubildenden statt. 50 verschiedene Länder haben daran teilgenommen. Die Erfolge Deutschlands können sich wirklich sehen lassen: Fünfmal Silber, zweimal Bronze und acht Auszeichnungen für hervorragende Leistungen. Hier vorne sehen wir die Medaillenträgerinnen und -träger. Natürlich von meiner Seite aus einen ganz herzlichen Glückwunsch! Die Wettbewerbsdisziplinen waren naturgemäß unterschiedlichster Art: Handwerk Möbelschreiner und Steinmetze, Dienstleistung Garten- und Landschaftsbau sowie das Restaurantfach und der Industriebereich mit Mobiler Robotik, Mechatronik und Industrieelektronik. Auch all diejenigen, die keine Medaille mitgebracht haben, wissen natürlich trotzdem: Teilnahme ist alles. Wer dabei war, der gehört zu den Besten seines Fachs. Es gab harte Konkurrenz, schon in den nationalen Qualifikationen. Wer die Fahrkarte nach Japan gelöst hat, der war wirklich schon vorne mit dabei. Ich will auch sagen, dass Sie in den Vorbereitungen überhaupt keine Mühe gescheut haben, alles daranzusetzen, wirklich gut zu sein. Sie haben damit natürlich auch unser Land vertreten. Ich glaube, Herr Kentzler, wir sind uns einig darin, dass das auch eine wichtige Säule dessen repräsentiert, wofür Deutschland bekannt ist, nämlich für die herausragende Berufsausbildung. Natürlich möchte ich nicht nur den Teilnehmerinnen und Teilnehmern danken, sondern auch den vielen Helfern im Hintergrund: den Betrieben, die die Ausbildung gemacht haben, und natürlich auch denen, die den Berufsschulteil geleistet haben, den Experten und Betreuern, die Ihnen vor und während des Wettbewerbs zur Seite gestanden haben, und natürlich auch den Freunden und Familienangehörigen, die bei der vielen anfallenden Arbeit manchmal auf manche Stunde verzichten mussten. Natürlich geht der Dank auch an den Deutschen Handwerkskammertag und den Skills Germany e. V. Ganz herzlichen Dank, Herr Kentzler, Herr Niehaus. Ihre beiden Organisationen haben ihre Aufgabe bei der nationalen Auswahl und der Organisation der Berufsweltmeisterschaft wieder im wahrsten Sinne des Wortes richtig gut gemeistert. Sie haben tolle Botschafter für Deutschland nach Japan entsandt eben, wie ich es schon sagte, als Botschafter der dualen Berufsausbildung. Dieses Erfolgsmodell ist weltweit bekannt. Es zeigt, dass Qualifikation sowohl in theoretischer als auch in praktischer Art und Weise erworben werden muss und beides möglichst gut verzahnt sein muss. Dieses duale System ist ein Erfolgsrezept. Wir können natürlich in diesem Jahr mit ganz besonderer Freude sagen: Es ist nicht nur durch Sie ein Erfolgsrezept, sondern die Tatsache, dass die Zahl der Ausbildungsverträge um 8, 6Prozent gestiegen ist und dass 625. 000Verträge im letzten Ausbildungsjahr abgeschlossen werden konnten, ist eben auch eine Chance für 625. 000junge Leute, einen guten Einstieg ins Berufsleben zu bekommen. Deshalb glaube ich, dass die Wirtschaft hiermit eine ganz bedeutende Leistung für die Zukunft unseres Landes übernimmt. Wir wissen, dass die Ausbildung der Jugend natürlich im ureigensten Interesse der Wirtschaft liegt. Sie schafft sich damit ihre eigene Zukunft und zeigt durch Ausbildungsverträge, dass sie an die Zukunft glaubt. Aber es ist natürlich auch so, dass wir im Ausbildungspakt gemeinsam versuchen, dieses Anliegen umzusetzen. Wir haben gesagt: Die Schlüsselfrage für Deutschlands Erfolg in den nächsten Jahren ist die von Qualifizierung und Bildung. Deshalb haben wir auch die Nationale Qualifizierungsinitiative eingesetzt. Wir haben dabei den Leitgedanken, dass Aufstieg im eigenen Leben durch Bildung möglich ist."Aufstieg durch Bildung" ist deshalb auch das Leitmotiv unserer gesamten Anstrengungen in dieser Qualifizierungsinitiative. Wir brauchen, um Ausbildung überhaupt leisten zu können, eine gesunde Wirtschaft. Deshalb arbeitet die Bundesregierung daran, auch den Unternehmen Freude zu machen. Manchmal haben wir durchaus strittige Diskussionen, aber die Staatsquote ist gesunken, die Lohnzusatzkosten sind gesunken und die Unternehmensteuerreform trägt ihre Früchte, auch wenn wir jetzt natürlich den Praxistest machen müssen. Die vielen Bildungsangebote, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie all das sind wichtige Schritte, die auch von der Wirtschaft sehr aktiv aufgenommen wurden. Unsere Familienministerin ist ins Schwärmen geraten über die vielen Unternehmen, die diese Vereinbarkeit inzwischen auch viel selbstverständlicher wahrnehmen. Deshalb sage ich Ihnen als jungen Leuten: Sie haben Chancen. Sie haben aber auch gezeigt, dass Sie Ihre Chancen nutzen wollen. Es muss beides zusammengehören. Es gibt politische Rahmenbedingungen, aber politische Rahmenbedingungen allein helfen nicht, wenn Menschen sie nicht annehmen. Dafür, dass Sie unsere Botschafter für Deutschlands duale Ausbildung waren und sind und dafür, dass Sie das so toll gemeistert haben, noch einmal ein herzliches Dankeschön von meiner Seite!