Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 09.01.2009

Untertitel: Kulturstaatsminister Neumann bedankte sich bei Dr. Vitali für sein Engagement als künstlerischer Leiter für eine Übergangszeit und begrüßte Dr. Fleck als neuen Intendanten.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/01/2009-01-09-neumann-amtseinfuehrung-fleck,layoutVariant=Druckansicht.html


ich freue mich, dass mein erster öffentlicher Termin im neuen Jahr hier in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland stattfindet. Hiermit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass die KAH innerhalb der Kulturpolitik des Bundes einen hohen Stellenwert hat, und wir mit Beginn des neuen Jahres gemeinsam in eine positive Zukunft gehen wollen. Denn in der KAH steht der Jahreswechsel zugleich für einen endgültigen Neubeginn. Mit dem neuen Intendanten Robert Fleck soll die Kunst- und Ausstellungshalle an ihre besten Zeiten anknüpfen. Die ersten Weichenstellungen dafür haben wir schon vor Monaten vorgenommen mit der Berufung von Dr. Bernhard Spieß zum neuen kaufmännischen Geschäftsführer und von Dr. Christoph Vitali zum künstlerischen Leiter, der bereit war, für eine Übergangszeit dieses Amt auszufüllen.

Meine Damen und Herren, die Kunst- und Ausstellungshalle hat eine schwere Zeit hinter sich. Der massiven Kritik von Bundesrechungshof und Haushaltsausschuss musste die Bundesregierung mit vielen einschneidenden, oftmals auch persönlich schwierigen Entscheidungen und Korrekturen Rechung tragen. Ich möchte nicht vergessen, mich bei den zahlreichen Mitgliedern der Gremien der KAH zu bedanken, die in den letzten Monaten mit ihrer Arbeit im Kuratorium und der Gesellschafterversammlung dazu beigetragen haben, dass die Fehler der Vergangenheit aufgearbeitet wurden und die KAH wieder aufs richtige Gleis gesetzt werden konnte. Mein Dank gilt dem kaufmännischen Geschäftsführer Herrn Dr. Spies und natürlich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der KAH, die unter schwierigen Bedingungen ihre Arbeit engagiert und professionell fortgesetzt haben.

Sehr geehrter Herr Dr. Vitali, Ihnen gilt mein besonderer Gruß. Sie haben als Interimsintendant dieses Hauses in den letzten 14 Monaten dafür Sorge getragen, dass ein frischer Wind in die Kunst- und Ausstellungshalle einziehen konnte. In Ihnen fanden wir nach den Problemen, mit denen sich die KAH beschäftigen musste einen erfahrenen Ausstellungsmacher, der auf eine sehr erfolgreiche und anerkannte Arbeit im Kultur- und Kunstbereich zurückblicken kann.

Als promovierter Jurist leiteten Sie in den 70er Jahren das Kulturreferat Ihrer Heimatstadt Zürich, bevor Sie 1979 nach Frankfurt gingen: Sie waren dort Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen, Geschäftsführer des "Theaters am Turm" und der Kunsthalle Schirn. In dieser Frankfurter Zeit begründeten Sie mit den international beachteten Ausstellungen über das Frühwerk Chagalls, die sowjetische Revolutionskunst oder die große Kandinsky-Ausstellung ihren Ruf als dem "Maestro aller Kunstmanager". Und dann folgten Sie Mitte der 90er Jahre einem Ruf aus München an das "Haus der Kunst". Auch hier zum Beispiel mit der Präsentation der "Barnes Collection" zeigten Sie, dass Sie zu den wichtigsten internationalen Ausstellungsmachern zählen. Neun Jahre arbeiteten Sie in München, bevor Sie sich im Jahr 2003 der neuen Aufgabe als Direktor der "Fondation Beyerler" in Riehen bei Basel widmeten.

Lieber Herr Vitali, Sie haben einmal gesagt: "Wenn man mehr von der Kunst begreift, begreift man auch ein bisschen mehr vom Leben". Dass dies nicht nur den Kunstexperten, sondern allen interessierten Besuchern Ihrer Ausstellungen möglich ist, können Sie als einen Ihrer Erfolge verbuchen. Wir, Ihr Publikum, werden im April dieses Jahres sehen, was Sie mit diesem Motto meinen. Die von Ihnen kuratierte Ausstellung über Modigliani und die Präsentation von Werken der klassischen Moderne aus dem Kunstmuseum Winterthur werden Beispiele Ihres Wirkens hier in Bonn sein. Wir alle dürfen darauf gespannt sein. Noch einmal herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihr Engagement in unserer Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland.

Sie, Herr Dr. Fleck, möchte ich nun ganz herzlich als neuen Intendanten hier im Hause begrüßen. Die ersten Reaktionen auf Ihre Berufung in der Presse, aber auch in der Kunstszene, waren mehr als positiv und haben deutlich gemacht, dass die Findungskommission eine gute Entscheidung getroffen hat. Ihre Biographie zeigt zudem eindrucksvoll, dass Sie sich der Kunstvermittlung auf vielen unterschiedlichen Ebenen, aber stets mit Erfolg gewidmet haben. Seit Anfang der 80er Jahre haben Sie sich einen Namen als internationaler Ausstellungskurator und Kunstkritiker gemacht, waren fast ein Jahrzehnt Frankreich-Korrespondent des Kunstmagazins "ART", Direktor der Kunsthochschule von Nantes, Kommissär des österreichischen Beitrags der 52. Kunstbiennale in Venedig ( 2007 ) und seit 2004 Direktor der Deichtorhallen in Hamburg. Gerade die Hamburger Jahre haben gezeigt, dass Sie mit einem Haus ohne feste Sammlung arbeiten können. Ihre Ausstellungen wurden weit über Hamburg hinaus zum Publikumsmagneten und Sie haben es geschafft, neue Besuchergruppen an die Deichtorhallen zu binden.

Mit der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland übernehmen Sie ein Haus, das einzigartig ist in dieser Republik. Die äußere Hülle, der Bau, wurde vor fast zwei Jahrzehnten von einem Landsmann von Ihnen, von Gustav Peichl, entworfen und realisiert. Ich weiß, dass Sie von der einzigartigen Ausstellungs-Architektur dieses Gebäudes überzeugt sind. Doch was ist ein Haus ohne Menschen, die in ihm arbeiten. Sie übernehmen nicht nur eine attraktive Hülle, sondern mehr als 100 Mitarbeiter, die in der KAH seit vielen Jahren eine spannende und gute Arbeit leisten.

Sie alle haben zu dem hervorragenden Ruf, den die Kunst- und Ausstellungshalle sich erwarb, sehr viel beigetragen. Jetzt gilt es, das Bild der KAH in der Öffentlichkeit weiter zu verbessern und das Haus wieder an die Spitze zu bringen. Ich bin mir sicher, lieber Herr Dr. Fleck, dass Ihnen dies gemeinsam mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingen wird. Ich wünsche Ihnen eine gute, spannende und erfolgreiche Arbeit sowie eine glückliche Hand in diesem Haus.

Meine Damen und Herren, die KAH hat nun eine längerfristige, qualifizierte Leitung. Sie verfügt über einen ansehnlichen Etat von jährlich 16 Mio. Euro. Wir haben jetzt allen Grund, mit Zuversicht nach vorn zu blicken. Der Kunst- und Ausstellungshalle mit ihrer neuen Leitung wünsche ich alles Gute, Erfolg und viele Besucher.