Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 22.03.2009

Untertitel: Zur Verleihung der Zelter- und Pro Musica-Plaketten im Rahmen der "Tage der Chor- und Orchestermusik" in der Osnabrückhalle hob Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Laienmusik als ´unverzichtbaren Bestandteil unserer reichen Kulturlandschaft´ hervor.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/03/2009-03-22-neumann-pro-musica-plakette,layoutVariant=Druckansicht.html


ich begrüße Sie herzlich im Namen der Bundesrepublik zur Verleihung der Zelter- und Pro Musica-Plakette in der Stadthalle Osnabrück.

Schon einmal, nämlich im Jahr 2006, habe ich die beiden begehrten Preise für Laienmusik verliehen damals im Landestheater Eisenach. Ich bin sicher, dass es ganz im Sinne des ersten Bundespräsidenten und Stifter der Plakette, Theodor Heuss, war, an diesem geschichtsträchtigen Ort, der Stätte des "Sängerkriegs" auf der Wartburg, das 50 jährige Bestehen der Zelter Plakette zu feiern!

Dass uns das überhaupt möglich war, verdanken wir dem sicher wunderbarsten Moment unserer jüngsten Geschichte: dem Mauerfall vor nunmehr genau 20 Jahren. In diesem Jubiläumsjahr schauen wir aber nicht nur auf die glücklichen Wendungen der politischen Geschichte der Bundesrepublik, sondern auch auf unsere vielfältige Kulturgeschichte. In den 60 Jahren ihres Bestehens hat sich die Bundesrepublik Deutschland selbst eine reiche kulturelle Tradition aufgebaut. Und die Laienmusik ist ein wesentlicher Teil dieser Tradition. Beide Auszeichnungen, die wir heute verleihen, die Zelter- und die Pro Musica-Plakette, stehen für diese kulturelle Blüte unseres Landes. Ihre Verleihung ist immer ein Höhepunkt der Musikkultur in Deutschland!

Die Laienmusik ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer reichen Kulturlandschaft. Auf dieser Basis baut die Kulturnation auf!

Ich betrachte die so genannte Hochkultur und die Breitenkultur nicht als Gegensätze. Es ist doch vielmehr so, dass sie einander bedingen. Ohne musikalische Bildung gäbe es kein lebendiges Verständnis für unsere große Musiktradition und auch keinen Nachwuchs für die professionellen Orchester und Chöre. Hochkultur und Breitenkultur sind lassen Sie es mich dem Anlass gemäß ausdrücken: die beiden Seiten einer Plakette!

Die öffentliche Förderung von Breitenkultur und dies gilt für alle Kunstformen ist in erster Linie Aufgabe der Länder und der Kommunen. Das bedeutet aber nicht, dass sich der Bund nur auf lobende Worte beschränken muss. Wir können zwar keine flächendeckende Förderung betreiben, aber mein Haus unterstützt Dachverbände sowie gesamtstaatlich bedeutsame Veranstaltungen und Einrichtungen.

Über den Deutschen Musikrat finanzieren wir unter anderem die alle zwei Jahre stattfindenden Deutschen Chor- und Orchesterwettbewerbe. Ich freue mich, dass wir dem Deutschen Musikrat ab diesem Jahr erheblich mehr Mittel für die Wettbewerbe zur Verfügung stellen können! Auch zu den "Tagen der Chor- und Orchestermusik", in deren Rahmen traditionell die beiden Plaketten verliehen werden, steuert der Bund rund 50.000 Euro bei. Da auch die ausrichtenden Bundesländer und lokale Förderer mit im Boot sitzen, ist das ein gutes Beispiel für eine gelungene Bund-Länder Kooperation!

Meine Damen und Herren,

Singen und musizieren kann man in jedem Alter das macht ja die Freude an der Musik aus.

Wen sie einmal gepackt hat, den lässt sie ein Leben lang nicht mehr los. Ich selbst spiele Akkordeon. Sie können mir also glauben: ich weiß, wovon ich rede! Es braucht zwar Zeit und Mühe, ein Instrument zu lernen, und auch die Schulung der Stimme setzt Geduld und Einsatz voraus. Je früher man damit beginnt, desto besser. Jeder, der sich das Vergnügen gönnt, Musik zu hören, jeder, der sich der Mühe unterzieht, ein Instrument zu lernen oder die Stimme zu bilden, wird reich belohnt. Jede Stunde, die man mit der Musik verbringt, ist ein Gewinn für den Menschen. Wer musikalische Kompetenzen erwirbt, erwirbt zugleich auch menschliche Kompetenzen. Er lernt, auf den anderen zu hören, und dies kommt der gesamten Gesellschaft zugute. Dies gilt auch und gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen.

Weil das so ist, müssen wir der musikalischen Bildung als Teil der kulturellen Bildung insgesamt wieder einen höheren Stellenwert verschaffen.

Die Ensembles und Chöre im Laienbereich leisten hier durch ihre Nachwuchsarbeit Hervorragendes. Ich danke

allen hier anwesenden Vertretern der entsprechenden Verbände, Institutionen und Ensembles dafür von ganzem Herzen!

Als Staatsminister für Kultur und Medien beschäftige ich mich sehr stark mit den Veränderungen unserer Gesellschaft, die durch die Verbreitung der digitalen Medien bedingt ist. Gerade haben wir einen Medienbericht vorgelegt, der wissenschaftlich belegt, was wir aus der Alltagsanschauung kennen: Computerspiele, Internet und Fernsehen setzen Kinder und nicht nur sie, sondern auch die Erwachsenen einer Flut von Angeboten aus, der man nur schwer entkommen kann. Hinzu tritt, dass der Musikunterricht an den Schulen häufig zu kurz kommt. Viele Eltern können oder wollen sich den privaten Musikunterricht nicht leisten.

Das ist leider die Realität.

Ich bin aber der festen Überzeugung: Jeder Euro, der in kulturelle Bildung investiert wird, ist gut angelegt für den Einzelnen, aber auch für unser Gemeinwesen. Darum nehmen wir hier größere Summen in die Hand: 10 Millionen Euro investieren wir in das Modellprojekt "Jedem Kind ein Instrument", damit alle Schulkinder im gesamten Ruhrgebiet ein Musikinstrument erlernen können. Im vergangenen Jahr habe ich gemeinsam mit dem Bundespräsidenten und mit Ministerpräsident Rüttgers den ersten Schülerinnen und Schülern, die ein Jahr lang Notenlesen

und Theorie geübt hatten, ihre Instrumente überreicht. Es war ein beeindruckender Beweis für die Kraft der Musik, wie sich die kleinen Musiker ihrer Wunschinstrumente im wahrsten Sinne mit "Pauken und Trompeten" bemächtigt haben! Es ist eine sehr ermutigende Entwicklung, dass bereits viele Kommunen und Bundesländer ähnliche Projekte aufgelegt haben.

Investitionen in Kultur und Bildung sind Investitionen in die Zukunft und die Leistungsfähigkeit unseres Landes. Nur wer die geistigen Grundlagen der Kulturnation Deutschland kennt, kann auch ein Gefühl gemeinsamer Identität und Zugehörigkeit entwickeln. Ich sehe die Laienmusik hier als besonders wichtigen Teil unserer Kultur. Darum habe ich für Ihre Belange auch immer ein offenes Ohr.

Die Tage der Chor- und Orchestermusik können heute eine beeindruckende Bilanz ziehen. Mehr als 700 Musikerinnen und Musiker haben sich hier in Osnabrück präsentiert wie ich höre, sehr erfolgreich. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung kommt nicht zu Stande ohne das tatkräftige Zusammenwirken vieler Partner, die alle eine Würdigung verdienten. Nun sind Sie in erster Linie hierher gekommen, um Musik zu hören, nicht um Reden zu hören!

Darum möchte ich stellvertretend für alle Aktiven nur den Präsidenten der maßgeblichen

Dachverbände danken. Herr Hefekäuser, unseren guten Gesprächen verdanke ich viele Anregungen, wie wir noch mehr und noch besser für die deutsche Chormusik tätig werden können vielen herzlichen Dank! Ihnen, Herr Burgbacher, danke ich ebenso für den anregenden Austausch und manches klare Wort in Ihrer Rolle als Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände.

Meine Anerkennung gilt vor allem auch den Musikerinnen und Musikern, die zum Gelingen der Chor- und Orchestertage wesentlich beigetragen haben. Das musikalische Programm an diesem Wochenende und bei diesem Festakt belegt eindrucksvoll, auf welch hohem Niveau sich die Laienmusik in Deutschland befindet!

Unsere Gastgeberin, die Stadt Osnabrück, ist bekannt für ihr sehr ansprechendes und breites musikalisches Angebot ein würdiger Ort für die feierliche Verleihung der Plaketten, zu der wir nun schreiten wollen!