Redner(in): Angela Merkel
Datum: 27.03.2009

Untertitel: gehalten am 27. März in Berlin
Anrede: Lieber Herr Vogel, liebe Stipendiaten und Ehemalige, meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/03/2009-03-27-nachwuchsjournalisten-konrad-adenauer,layoutVariant=Druckansicht.html


dieses Jahr ist nicht nur wegen der "30Jahre JONA" ein bedeutendes Jahr, denn immerhin feiert die Bundesrepublik ihren 60. Geburtstag und wir denken auch an den Mauerfall vor 20Jahren. Ich finde es sehr schön, dass die beiden Teile dieses ehemals geteilten Deutschlands ein Jahr haben, in dem sie gemeinsam zweimal feiern können.

In diesem sehr spannenden Jahr bin ich heute sehr gerne zu Ihnen gekommen, denn die Journalistenakademie hat die Bundesrepublik Deutschland und die Medienlandschaft mit Sicherheit bereichert. Man kann deshalb sagen, dass auch etwas, was vor 60Jahren in der Bundesrepublik Deutschland und dann vor 19Jahren mit der Deutschen Einheit in ganz Deutschland Einzug gehalten hat, nämlich die Demokratie, durch die Arbeit dieser journalistischen Nachwuchsförderung bereichert wurde. Mehr Menschen, die sich den freien Medien widmen, sind eine Demokratiebereicherung. Die freien Medien sind ja sozusagen ein Teil des Lebenselixiers jeder Demokratie. Sie dienen nicht nur der Information und Kommunikation, sondern sie sind letztendlich auch Motoren der Meinungs- und Willensbildung einer Gesellschaft und eines Staates.

Es ist sowieso sehr spannend, wie Meinungs- und Willensbildung funktionieren, wie sich aus einem Einzelbeitrag oder einem Einzelereignis Gruppen zu gleichen Meinungen formen, wie man miteinander diskutiert und sich mit etwas auseinander setzt und wie daraus Kompromisse entstehen. All das ist ohne die Medien gar nicht möglich. So beleben sie die öffentliche Diskussion, die sonst in einem viel beschränkteren Raum stattfinden würde. Auch wir Politiker sind natürlich darauf angewiesen, dass die vielen klugen Dinge, die wir denken und sagen, weiterverbreitet und einer objektiven Beobachtung zugeführt werden aber erst einmal überhaupt weiterverbreitet werden; in der Flut der Informationen ist das ja gar nicht jeden Tag sicher. Es ist auch sehr interessant, dass gleiche Informationen an verschiedenen Tagen vollkommen verschiedene Wirkungen entfalten können. Mal passiert mehr, mal passiert weniger. Was kommt auf Seite eins, was kommt auf Seite acht? Das alles ist nicht objektivierbar, sondern steht immer relativ zu den anderen Ereignissen.

Die Vitalität einer Demokratie drückt sich also auch ganz wesentlich in der so genannten "vierten Gewalt" im Staate, in den Medien, aus. Natürlich gibt es auch ein Spannungsverhältnis zwischen dieser "vierten Gewalt" und dem politischen Bereich. Ein Grund hierfür ist, dass Politik und Medien oft in sehr unterschiedlichen Zeitvorstellungen denken. Medien müssen in der Regel jeden einzelnen Schritt in einem langen politischen Entscheidungsfindungsprozess aufgreifen, beleuchten, bewerten, kommentieren und natürlich auch kritisieren. Das sind natürlich oft Momentaufnahmen das liegt in der Natur der Sache, wenn es nicht gerade Rückblicke über lange Zeiträume sind. Das ist das sage ich, damit man das hier nicht gleich wieder als Klage versteht auch eine Aufgabe der Medien: Menschen an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen.

Im Übrigen muss das Fernsehprogramm jeden Tag bestückt werden und die Zeitungen müssen voll werden. Ich wundere mich manchmal, ob ich, wenn ich als Journalistin in einer Zeitungsredaktion arbeiten und am Morgen sozusagen viele leere Seiten vor mir sehen würde, nicht Beklemmungen bekäme, ob an dem Tag auch etwas passiert, was man dann zu Papier bringen kann. Ich habe aber den Eindruck, das geht Ihnen nicht so. Ihre Tätigkeit ist natürlich auch eine sehr spannende Tätigkeit. Mein Plan für den Tag ist meistens schon fertig. Sie hingegen können gespannt darauf warten, was an dem Tag passiert und was Eingang in Ihre Arbeit findet.

Politik muss oft eher in längeren Zeiträumen denken. Aber auch sie muss sich natürlich das ist dann wieder eine Gemeinsamkeit in Augenblicken bewähren. Denn auch bei uns läuft nicht alles so ab, wie wir es geplant haben. Viele äußere Ereignisse kommen natürlich dazu. Wir wissen trotz der oft sehr komplizierten Entscheidungsfindung, die wir durchmachen müssen, dass die Momentaufnahmen wichtig sind, dass auf der anderen Seite aber genauso auch das Verständnis für komplexe Zusammenhänge und das Verständnis dafür wichtig sind, dass manche Lösungen eben nicht einfach, sondern vielfältig sind. Da habe ich manchmal schon die Sorge das will ich ganz ausdrücklich sagen, dass der Komplexität in der verfügbaren Zeit nicht immer Genüge getan wird. Das heißt, dass der Druck, in kurzer Zeit etwas zu Papier zu bringen, dazu führt, dass komplexe Sachverhalte nicht so durchdrungen werden können, damit sie so einfach darzustellen sind, dass sie dann auch jeder schnell verstehen kann. Hier steht man sicherlich vor einer immerwährenden Aufgabe.

Die Politik allerdings ist aus Furcht vor schlechten Schlagzeilen oder auf der Suche nach guten Schlagzeilen natürlich auch in Versuchung, mit der Medienberichterstattung Schritt zu halten; das heißt, sich als Macher zu präsentieren, entschlossen zu handeln, rasch zu handeln vielleicht noch bevor man alles genau durchdacht hat. Wenn dann das Denken etwas ins Hintertreffen gerät, würde das sicherlich nicht der von der Politik geforderten Qualität entsprechen.

Wir leben also in einem Spannungsverhältnis und jede Seite ist davon in gewisser Weise beeinflusst. Das ist auf der einen Seite notwendig und richtig. Trotzdem ist es auf der anderen Seite auch wichtig, dass man sich die notwendige Unabhängigkeit voneinander bewahrt. Wir fragen uns manchmal natürlich auch: Beeinflusst denn sogar die Art der Berichterstattung halbe Berichterstattung, halbe Offenlegung, sozusagen das Aufschreiben von Gerüchten und Möglichkeiten unsere eigene Entscheidungsfindung? Ich würde sagen: Wir versuchen immer wieder, uns möglichst wenig beeinflussen zu lassen. Ob das vollkommen gelingt, ist natürlich nicht ganz klar.

Ich will aber auch auf etwas hinweisen, das ich im Verhältnis von Politik und Medien ausgesprochen ermutigend fand. Das hat etwas mit der Situation zu tun, in der wir im Augenblick leben und die vor einigen Monaten begonnen hat, also mit der internationalen Finanzmarktkrise und mit der internationalen Wirtschaftskrise. Wir hatten eine in den 60Jahren Bundesrepublik wahrscheinlich so nie dagewesene Situation, dass von einem Tag auf den anderen große Unternehmen, nämlich Banken, vor uns standen und sagten: Wenn ihr jetzt nicht binnen kürzester Zeit helft, wird der Finanzkreislauf und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit nicht mehr funktionieren. Das heißt, wir standen vor der Aufgabe, dramatische Entwicklungen auf den Finanzmärkten so aufzufangen, dass sich der Staat als einziger noch verfügbarer Akteur in Windeseile entscheiden musste, auf allen Ebenen Gesetze zu machen und diese Gesetze dann auch mit Mehrheiten im Parlament und im Bundesrat durchzusetzen.

Diese neue Situation ist von den Medien das will ich ausdrücklich positiv hervorheben unglaublich schnell und auch verantwortungsbewusst aufgenommen worden, damit die Bevölkerung überhaupt in der Lage war, nachzuvollziehen auch wieder in Windeseile, warum wir das tun und wie wir das tun. In solchen Phasen der sehr kurzen Entscheidungen ist es schon hilfreich, sozusagen Übermittler der Botschaft zu haben, die sie dann auch verständlich machen.

Ich will deshalb einen ganz kurzen Exkurs machen in dieser Zeit, in der ja dieses 30. Jubiläum der Förderung des Journalisten-Nachwuchses stattfindet, und in der aber auch, wie ich sagen würde, die Welt an einem Scheideweg steht. Wir werden schon in der nächsten Woche in London zeigen müssen, ob wir nun verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat, und ob die Staaten der Welt ihre Lektion aus einer solchen Situation gelernt haben und wir entschlossen durchgreifen können. Konjunkturprogramme sind wichtig; wir brauchen sie. Aber sie sind Teil des Krisenmanagements. Sie sind noch nicht das, was wir brauchen, um sagen zu können, dass wir die Lektion gelernt haben. Wir dürfen uns jetzt nicht nur mit Krisenbekämpfungssymptomen zufriedengeben, sondern müssen etwas aus dieser Krise lernen. Da werde ich nicht locker lassen. Denn so etwas darf sich nicht wiederholen. Hier könnten wir durchaus eine journalistische Berichterstattung brauchen, die kritisch ist, wenn die Welt doch nicht aus den Vorgängen gelernt hat. Denn eine solche Krise darf sich nicht wiederholen, weil sie unglaubliche Verwerfungen mit sich bringt.

Nun geht es bei dieser kritischen Berichterstattung, bei der notwendigen Berichterstattung, bei der oft sehr schnell zu gestaltenden Berichterstattung natürlich letztlich auch um die Arbeit im kulturellen Bereich. Medien sind ein Kulturgut. Darauf kommt man vielleicht nicht in jeder Sekunde, wenn man eine Seite aufschlägt. Aber in der Summe ist das so. Deshalb sollten wir uns auch das zeitlose Qualitätsurteil des französischen Schriftstellers Albert Camus in Erinnerung rufen: "Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein. Aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein." Deshalb sollte Ihnen und uns allen gemeinsam hier bewusst sein, dass die Demokratie und die freiheitliche Meinungsvielfalt das Fundament jeglicher qualitativ vernünftiger journalistischer Tätigkeit sind. Man kann vieles kritisieren und relativieren. Aber die Freiheit sollte nicht zur Disposition gestellt werden. Es haben über Jahrhunderte hinweg Generationen von Menschen genau dafür gekämpft. Deshalb sollten wir mit ihr heute sorgfältig umgehen.

Es gibt natürlich viele Fragen, denen Sie ausgesetzt sind, wenn es um die qualitative Ausgestaltung dieser Freiheit geht gerade auch vor dem Hintergrund der Veränderung der Medienlandschaft. Die Blogger und die Leserreporter, die sozusagen eine zeitgemäße Konkurrenz sind oder vielleicht doch nicht, sollten sich natürlich erstens den Vorbildcharakter eines gewachsenen Journalismus nicht ganz nehmen lassen. Aber zum Zweiten können sie Journalismus auch nicht ersetzen nach meiner Auffassung jedenfalls.

Deshalb setze ich mich auch für eine möglichst fundierte Ausbildung des journalistischen Nachwuchses ein. Deshalb glaube ich, dass heute 30Jahre nach der Gründung der Auftrag der Journalistenakademie aktueller denn je ist. Ich denke auch, dass es in der Zukunft an Herausforderungen nicht mangeln wird. Es gibt also genug zu tun.

Die 30-jährige Erfahrung hat natürlich geholfen, dass Sie, die Jüngeren, heute auf einem guten Fundament anfangen können. Ich glaube, dass die Akzente, die in der journalistischen Akademie gesetzt werden, richtig sind, wenn sie besonders an der studienbegleitenden Nachwuchsförderung anknüpfen. An Sie wird eine Vielzahl von praktischen Erfahrungen aus allen Fachrichtungen weitervermittelt, und zwar aus allen Bereichen Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen, Hörfunk oder eben jetzt auch aus dem Multimediabereich. Das heißt, dass sich damit auch Chancen für einen fundierten und guten Einstieg eröffnen, der oftmals vielleicht ein Volontariat, das man ja auch sonst haben kann, ersetzt. Ich glaube, dass das eine wirklich gute Vorbereitung auf den Beruf ist und sich damit auch in unsere Vorstellungen davon einfügt, wie berufliche Qualität möglichst in allen Bereichen in der Bundesrepublik ausfallen soll.

Nun kann ich als Bundeskanzlerin nicht allzu viel dazu beitragen, wenn es um die Ausbildung von Journalisten geht. Denn wir sind ein föderales Gebilde, in dem die Bundesregierung hierbei nur geringe Gestaltungsmöglichkeiten hat. Der langjährige Ministerpräsident, Herr Vogel, lacht in der den Ministerpräsidenten eigenen Art, in der sie immer lachen, wenn sich Bundespolitiker über die Kompetenzen der Länder auslassen. Also, wir haben nur geringe Gestaltungsmöglichkeiten. Aber wir versuchen über die Bundeszentrale für politische Bildung auch einen Beitrag zu leisten, zum Beispiel durch Jugendmedientage, mit denen wir Schüler- und Jugendzeitungsredakteuren oder jungen Rundfunk- und Internetmachern die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden und erste Erfahrungen zu sammeln. Wir haben 2009 an den Jugendmedientagen, die in Hannover stattfinden werden, das Thema "Ethik in den Medien" auf der Tagesordnung. Ich denke, das ist ein sehr spannendes und auch aktuelles Thema für alle von Ihnen, die im journalistischen Bereich arbeiten.

Ethischer Verantwortung gerecht zu werden, ist leichter gesagt als getan. Denn die Fragen "Wie weit darf ich bei einer Recherche gehen? Wann sollten Bilder von Gewalt und Leid aus ethischen Gründen besser nicht gezeigt werden? Wie kann ich aber trotzdem aufrütteln und Menschen emotional berühren?" kann man nicht schematisch beantworten, sondern bedürfen sicherlich der Diskussion; auch zum Teil der strittigen Diskussion. Medienqualität kann sicherlich ohne eigene moralische Maßstäbe derjenigen, die Medienmacher sind, nicht auskommen. Deshalb ist es eben wichtig, dass man einen eigenen Standpunkt hat. Dann kommen wir immer wieder dazu, dass dieser Standpunkt, den man sich selber erarbeitet, auch durch Institutionen flankiert wird.

Deshalb will ich hier ein kurzes Wort zum Deutschen Presserat sagen: Der Deutsche Presserat und andere Selbstkontrolleinrichtungen haben sich vorgenommen, damit es keine Gängelung der Medien gibt, ein paar Maßstäbe und Leitlinien zu setzen. Es ist sicherlich für Sie einmal spannend, sich damit auseinander zu setzen, ob diese Leitlinien zu eng oder zu weit gefasst sind. Es gibt an der Stelle oft auch strittige Diskussionen, auch immer wieder mit Politikern. Aber ich glaube, wir sind uns einig, dass es bestimmte unverzichtbare Dinge gibt. Dazu zählen die Achtung der Menschenwürde, die Unbestechlichkeit desjenigen, der schreibt, die Seriosität das ist dann natürlich schon ein weites Feld; wie viel ich von etwas wissen muss, damit ich darüber schreiben darf, ist nicht so einfach zu beantworten, Objektivität und Gründlichkeit der Recherche.

An dieser Stelle möchte ich einen Wunsch einfügen. Es wird immer unmoderner, wenn man etwas von einer Quelle hat, noch einmal bei der anderen Quelle, über die die erste Quelle gesprochen hat, nachzufragen, ob sie das genauso sieht. Wenn man keine Antwort bekommt, kann man das natürlich verwenden. Aber wenn man eine Antwort leicht bekommt, dann ist es ja nicht so schlimm, wenn man es einmal gemacht hat. Manchmal wird einem gesagt: Dann wäre die Meldung nichts geworden. Ja, das kann dann passieren. Aber wenn man langfristig groß herauskommen will, ist, würde ich sagen, eine doppelte Quellenbefragung immer wichtig.

Ganz wichtig ist auch die Trennung von redaktionellen Texten und Anzeigen. Wir wissen aus verschiedenen Fernsehsendungen, wie schwer das manchmal ist und wie sich Werbeelemente auch mit journalistischen Produkten mischen. Aber ich denke, wir können insgesamt sagen, dass sich der Pressekodex als Instanz der journalistischen Selbstkontrolle bewährt hat und dass wir auf dieser bewährten Linie auch weiter fortfahren können.

Nun ist es aber auch so, dass jeder Journalist so gut wird, wie die Nutzer seiner Produkte sind. Wenn die Nutzer es einfach verweigern, bestimmte Produkte anzunehmen, dann ist die Erfolgsrate bei denjenigen, die die Produkte anbieten, natürlich nicht so gut. Die Gesellschaft hat also sozusagen ein Interesse daran, dass wir die Mediennutzer mit einer gewissen, wie es so schön heißt, Medienkompetenz ausstatten, damit sie sich dann auch wirklich und insbesondere als junge Menschen in die Vielfalt der Medien einarbeiten können. Dabei geht es manchmal um ganz einfache Sachen, zum Beispiel die Lesefähigkeit. Die scheint mit der Länge des Bestehens der Bundesrepublik Deutschland zu einem immer größeren Problem zu werden. Insofern müssen wir uns darum kümmern. Man liest nicht mehr so gerne. Ich glaube trotzdem, dass die Gutenbergsche Erfindung des Buchdrucks und die damit verbundene Möglichkeit, viel zu lesen, nicht vorzeitig aufgegeben werden sollte.

Nun ist es so, dass ich feststelle, dass die Fähigkeit, zu lesen, noch gegeben sein mag. Die Fähigkeit, sich neue Sachverhalte nur aus dem Lesen zu erarbeiten, hat aber in den letzten Jahrzehnten mit Sicherheit gelitten, weil wir heute sehr viel mehr andere Fähigkeiten erlernen mündliche oder welche in Bezug auf das Internet. Dann geht es darum, dass man eine bestimmte Distanz zu allem, was man in den Medien präsentiert bekommt, aufrechterhält, um damit auch kritisch umzugehen, nachzufragen und andere Sichtweisen überhaupt noch interessant zu finden, sich also nicht sofort von einer Betrachtungsweise einnehmen lässt. Natürlich geht es auch hierbei um die ethische Dimension jeder Mediennutzung.

Wir leben in einer Zeit, in der wahrscheinlich sehr viel mehr passiert, als jahrhundertelang passiert ist. Eine große Revolution war die der von mir genannten Buchdruckkunst. Die multimediale Welt inklusive des Internets ist sicherlich auch eine große Revolution. Damit müssen wir uns heute natürlich auch in ein, wie ich sagen würde, neues Zeitalter einleben. Es gibt dabei auch eine große Spannbreite zwischen den Generationen. Natürlich können auch ältere Menschen E-Mails schreiben und SMS versenden. Aber dieses Aufwachsen in der Welt des Internets und das Hineinwachsen in eine virtuelle Welt wobei ich nicht weiß, ob es nicht ab und zu auch gut wäre, einmal einen Rückschritt in die reale Welt zu machen wird unser Leben durchaus erheblich verändern.

Allerdings ist damit die Vielfalt der möglichen Informationen und auch die Vielfalt der Informationen, die man von sich selbst preisgibt, in so einem Ausmaß gewachsen, dass es wieder notwendig sein wird, Ordnungsprinzipien und auch moralische Prinzipien dazu zu entwickeln, wie man mit dieser gesamten Flut umgeht. Es nützt einem natürlich wenig, wenn man alles über alle Ecken dieser Welt wissen kann, sich über jeden Begriff sofort informieren kann, aber wenn dann letztlich im Kopf nichts hängen bleibt und man sich aus den vielen Informationen nicht auch immer wieder neues Wissen erarbeiten kann.

Wir hatten im Physik-Studium in Leipzig einen Professor für Mathematik, für Analysis, der immer, wenn wir bestimmte Dinge nicht wussten Formeln oder Ähnliches wie Sätze von Mathematikern, mit dem Fuß aufgestampft und gesagt hat: "Ich weiß nicht, womit Sie denken wollen, wenn Sie im Kopf kein Wissen haben." Das ist natürlich richtig. Wenn man bestimmte Informationen nicht hat und bestimmte Außenreize nicht bekommt, dann kann man auch nichts zusammenbauen und sich etwas Neues erarbeiten. Insoweit ist nur die Abrufbarkeit von Informationen also nicht ausreichend, um daraus wirklich einen persönlichen Gewinn zu ziehen. Deshalb muss man gewichten können, deshalb muss man zuordnen können und deshalb muss man aus den vielen Informationen immer etwas auswählen, sodass daraus für einen selbst eine Meinungsbildung entsteht, mit der man wiederum etwas anfangen kann.

Es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten, die auch heute, da die Tendenz sehr stark in Richtung Internet geht, die Bindung junger Leute an Zeitungen und Zeitschriften weiter erhält. Ich bitte Sie, die jungen Akademiebesucher, auch diese althergebrachten Medien nicht aus dem Auge zu verlieren."Zeitung in der Schule" vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger oder "Zeitschriften in die Schulen" von der Stiftung Presse-Grosso, der Stiftung Lesen und des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger all dies sind wichtige Dinge.

Es gibt natürlich auch ein Interesse daran, dass wir Medien haben, für die die Menschen das hat auch etwas mit Medienkompetenz zu tun bereit sind, Preise zu zahlen. Wer alles haben will, dazu noch qualitativ gut, muss auch bereit sein, dafür einen bestimmten Preis zu zahlen. Ansonsten wird Qualitätsjournalismus keine Zukunft haben. Ich finde, auch das sollte man deutlich machen und sagen.

Meine Damen und Herren, liebe ehemalige oder auch zukünftige Akademiemitglieder, ich möchte der Konrad-Adenauer-Stiftung gratulieren, dass sie sich in diesem Bereich tummelt. Es ist ein Kernbereich politischer Bildung. Das ist sicherlich aus der Idee entstanden, dass sich auch eine Konrad-Adenauer-Stiftung und nicht nur andere Stiftungen um Journalisten kümmern sollten. Aber ich mache immer wieder die Erfahrung, dass diese Angebote für junge Leute heute gerne und vielfältig genutzt werden die Zahlen sprechen ja für sich, dass dies gerade in dem Alter, in dem sie das tun, auch noch eine sehr prägende Eigenschaft hat, an die man im Leben gerne denkt ich denke, das ist so ähnlich wie bei den Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, und dass etwas entsteht, was eben nur durch solche Veranstaltungen entsteht, nämlich ein Netzwerk von Bekanntschaften, von Freundschaften und von Menschen, auf die man sich auch später in ganz unterschiedlicher Weise wieder berufen können und verlassen können wird oder die man fragen können wird. Das ist etwas, was jede Gesellschaft in jedem Tätigkeitsbereich braucht: Netzwerke, die ein Stück weit tragen und in denen man auch fachübergreifend Dinge besprechen kann.

Deshalb ein herzliches Dankeschön an alle, die JONA erfunden und gestaltet haben, alle guten Wünsche für die, die JONA heute voranbringen, und viel Spaß denen, die durch JONA ihre berufliche Bildung vervollkommnen können! Herzlichen Dank, dass ich heute hier sein kann!