Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 05.05.2009

Untertitel: In seiner Rede im Berliner Kronprinzenpalais dankte Kulturstaatsminister Bernd Neumann allen Teilnehmern am Wettbewerbund ging auf die komplexe Aufgabe der Gestaltung des Nationaldenkmals ein: "Dieser erste Wettbewerb hat nicht umsonst stattgefunden, sondern war Initialzündung für eine intensive öffentliche Diskussion, aus der alle Beteiligten lernen können."
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/05/2009-05-05-neumann-fed-wettbewerb,layoutVariant=Druckansicht.html


der Deutsche Bundestag hat am 9. November 2007 mit den Stimmen der CDU / CSU- , der SPD und der FDP-Fraktion beschlossen, zur Erinnerung an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten, das zugleich die freiheitlichen Bewegungen der vergangenen Jahrhunderte in Erinnerung ruft und würdigt. Die Federführung zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde meinem Haus übertragen. Ich habe daraufhin eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die eine grundlegende Konzeption für die Realisierung des Denkmals erarbeitet hat. Diese Konzeption enthielt Aussagen zu Inhalten, Standort und Wettbewerbsverfahren.

Auf dieser Basis fasste das Plenum des Deutschen Bundestags am 4. Dezember 2008 seinen Beschluss zur Gestaltung des Freiheits- und Einheitsdenkmals. Danach konnten wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesbauministerium am 19. Dezember 2008 einen zweistufigen Gestaltungswettbewerb ausloben. Das Parlament wollte bewusst einen offenen, zweistufigen Realisierungswettbewerb ohne Mindestanforderungen und Beschränkung der Teilnahmeberechtigung. Die erste offene Ausschreibung des Wettbewerbs war kein Irrweg, sondern der demokratische Wunsch, die Kreativität und Ideenvielfalt einer breiten Öffentlichkeit einzubeziehen.

Eigentlich wollte ich Ihnen am heutigen Tag rund 20 Arbeiten für die zweite Wettbewerbsstufe vorstellen. Doch die Gestaltung eines Denkmals zur Erinnerung an 200 Jahre deutscher Geschichte braucht offenbar mehr Vorbereitungszeit als von uns allen angenommen. Dass es sich bei der Realisierung des Freiheits- und Einheitsdenkmals um eine sehr komplexe und schwierige Aufgabe handelt, war und ist allen Beteiligten klar. Die verschiedenen historischen Ereignisse, die gemäß dem Bundestagsbeschluss berücksichtigt werden sollen, müssen in eine zeitgemäße, künstlerische Formensprache umgesetzt werden. Dies stellt höchste Anforderungen an die Teilnehmer.

Wie kann oder soll eine zeitgemäße Gestaltung eines Nationaldenkmals aussehen? Diese Frage hat das Preisgericht anderthalb Tage beschäftigt. Nach intensiven Diskussionen gab es im Preisgericht leider keine Mehrheit für die Anzahl von Entwürfen, die notwendig gewesen wäre, um die zweite Stufe aufzunehmen. Daher sind wir der einstimmigen Empfehlung der Jury gefolgt, dieses Verfahren zu beenden. Ich bedauere dieses Ergebnis außerordentlich, da eine Reihe der Entwürfe durchaus Entwicklungspotential besaßen.

Wir werden dem Kulturausschuss des Deutschen Bundestages darüber berichten und vorschlagen, nach einer Denkpause, einen neuen Wettbewerb mit anderer Strukturierung durchzuführen. Diese Denkpause sollte dazu genutzt werden, die Kriterien des neuen Wettbewerbverfahrens zu entwickeln und noch einmal die Konzeption zu diskutieren und darüber abschließend zu entscheiden. Damit die zweite Runde ein Erfolg wird, sollte unnötiger und der Aufgabe unangemessener Termindruck vermieden werden.

Der Deutsche Bundestag hatte dieses weltweit offene, zweistufige Verfahren ohne Beschränkung der Teilnahmeberechtigung gewählt, um eine breite Beteiligung von bildenden Künstlern, Architekten und anderen freischaffenden Kreativen zu ermöglichen. Die außergewöhnlich große Zahl der Teilnehmer und der abgegebenen Entwürfe sprechen für sich. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich allen Teilnehmern für ihre Zeit und Mühe danken. Ich weiß Ihre Arbeit zu würdigen. Sie haben sich dieser schwierigen Aufgabe gestellt und teilweise interessante Lösungsvorschläge gemacht. Die Entwürfe verdienen es, gezeigt und öffentlich diskutiert zu werden. Ich würde mich daher freuen, wenn sich einzelne von Ihnen an dem geplanten neuen Wettbewerb beteiligen würden, auch wenn die Verfahrensmodalitäten im einzelnen noch geklärt werden müssen.

Die Gestaltung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals ist anspruchsvoll und schwierig, jedoch keine unlösbare Aufgabe. Dieser erste Wettbewerb hat nicht umsonst stattgefunden, sondern war Initialzündung für eine intensive öffentliche Diskussion, aus der alle Beteiligten lernen können. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Zeit reif ist für ein Denkmal zur Erinnerung an die positiven und freudigen Ereignisse der deutschen Geschichte. Wir haben uns bemüht, den Beschluss des Deutschen Bundestages zügig umzusetzen. Doch manchmal braucht es offenbar mehrere Anläufe, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Sie werden sich erinnern, dass es bei der Realisierung des Holocaust-Mahnmals ebenfalls eines zweiten Wettbewerbes bedurfte. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch beim Freiheits- und Einheitsdenkmal zu einem guten Ergebnis kommen werden. Es gehört auch zur Stärke unserer Demokratie, dass historische, öffentliche Denkmäler nicht von oben verordnet, sondern im Rahmen einer breiten, kontroversen, transparenten Debatte entwickelt werden.