Redner(in): Angela Merkel
Datum: 06.05.2009
Untertitel: gehalten in Friedrichshafen
Anrede: Sehr geehrter Herr Heuer, lieber Herr Kollege Schockenhoff aus dem Deutschen Bundestag, sehr geehrte Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/05/2009-05-06-rede-merkel-mtu-friedrichshafen,layoutVariant=Druckansicht.html
ich freue mich, heute hier bei Ihnen zu sein anlässlich des bemerkenswerten Jubiläums "100 Jahre MTU Friedrichshafen". Dahinter steht ein ganzes Stück Arbeit, eine Tradition. Es ist mehr als ein Firmenjubiläum. Denn mit der MTU haben wir über die gesamte Zeit ihrer Existenz hinweg ein repräsentatives Stück deutscher Ingenieurskunst und ein Vorzeigebeispiel für Spitzentechnologie. Deshalb bin ich auch sehr gern hierher gekommen, sozusagen als Referenz für das, was deutsche Ingenieure geleistet haben, was sie heute leisten und was unser Land auch in Zukunft stark machen muss.
1909 wurde die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH gegründet. Wilhelm und Karl Maybach, Graf Ferdinand von Zeppelin sind Namen, zu denen uns auch sehr vielen Menschen, die nichts mit Technik zu tun haben auch heute sofort Pioniergeist, Innovation und Perfektion einfällt, die in wunderbaren Produkten gipfeln. Schon allein beim Klang des Namens "Maybach Zeppelin", des legendären Wagens, bekommen Autoliebhaber heute noch glänzende Augen.
Als 1969 Maybach, Daimler-Benz und MAN ihre Großmotoren- und Flugzeugturbinensparten zusammengelegt haben, war schließlich der Name MTU, Motoren- und Turbinenunion, geboren. Er steht für die Kernkompetenz des Traditionsunternehmens, nämlich für innovative Hochleistungsdieselmotoren.
Sie haben ja in Ihrer Firmengeschichte verschiedene Rekorde gebrochen. Der "Fliegende Hamburger" gelangte 1933 in nur zwei Stunden und achtzehn Minuten über die Schienen von Berlin nach Hamburg. Damit begann die Ära des Schienenschnellverkehrs. Angesichts der aktuellen Bauarbeiten auf der Strecke Berlin-Hamburg möchte ich dem neuen Bahnchef, der ja auch mit der Geschichte dieses Unternehmens verbunden ist, mit auf den Weg geben: Das ist der Benchmark, der irgendwann kontinuierlich unterboten werden muss. Dazu könnte vielleicht auch MTU weiter einen Beitrag leisten. Aber allein der Motor macht es auch nicht. Es kommt auch auf die Schiene darunter einigermaßen an.
Sie haben auch auf dem Wasser dank Ihrer Antriebstechnik Maßstäbe gesetzt. Ich habe mir hier gerade einen der neuen Motoren angeschaut. 1992 gelang der Yacht "Destriero" die schnellste Atlantiküberquerung. Das sind Dinge, die immer wieder Tausende und Millionen von Menschen begeistern. Deshalb denke ich, dass dieses Jubiläum auch ein Stück Begeisterung und Emotionen bedeutet.
Sie, Herr Heuer, haben das Erfolgsrezept sehr interessant und richtig mit den Worten beschrieben: "Gut ist nicht gut genug." Es ist immer wieder wichtig, dass das den Kunden, von denen ja heute auch viele hier sind, deutlich gesagt wird. Sie haben die Kunden davon überzeugt, dass Sie immer wieder nach Weiterem gestrebt, sich nie zufriedengegeben und immer wieder in die Zukunft geschaut haben. Auch heute setzt MTU mit der Schwestermarke MTU Onsite Energy auf maßgeschneiderte Lösungen bei Motoren, bei Antriebssystemen, bei dezentralen Energieanlagen. Das wissen die Kunden zu schätzen eine breite Gruppe von Menschen: Yachtbesitzer, Minenbetreiber, Stromversorger und viele mehr.
Herr Heuer, Sie haben darauf hingewiesen, dass 80 Prozent der Produkte exportiert werden damit gehören Sie zum Spitzenfeld unserer exportstarken Branchen und dass 80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt sind. Das ist alles andere als naturgegeben. Das muss jeden Tag wieder neu erarbeitet werden. Sie haben in den letzten beiden Jahren rund 800 neue Arbeitsplätze im Raum Friedrichshafen geschaffen. Ich glaube, das ist ein sehr klares Bekenntnis zum Standort Deutschland, zu seinen besonderen Qualitäten, die über Jahrzehnte gewachsen sind, die für Präzision, Tradition und Innovation stehen und die Marke "made in germany" auszeichnen. Sie erbringen deutsche Wertarbeit, die sich auf der Welt sehen lassen kann. Dafür gebührt Ihnen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein ganz herzliches Dankeschön.