Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 05.06.2009

Untertitel: "Die liturgischen Ausstattungsstücke, die künstlerische Innengestaltung und das architektonische Gesamtbild bilden einen einmaligen Kosmos abendländischer Geschichte."
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/06/2009-06-05-neumann-hildesheim,layoutVariant=Druckansicht.html


in Hildesheim steht die Wiege der Romanik nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa! Schon 1985 wurde der Hildesheimer Dom mit dem Domschatz und der Kirche St. Michael von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Es ging der UNESCO nicht um Bauwerke, sondern um ein Ensemble, das in dieser Vollständigkeit wirklich einzigartig ist. Die liturgischen Ausstattungsstücke, die künstlerische Innengestaltung und das architektonische Gesamtbild bilden einen einmaligen Kosmos abendländischer Geschichte.

Kirchen sind als geistliche Zentren und als Stätten der Einkehr nicht nur für gläubige Christen von Bedeutung. Sie machen Ortsbilder unverwechselbar, sie erinnern uns an die Wurzeln und das Fundament unserer Gesellschaft und sind als Zeugen der Vergangenheit ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes. Die Kirchen haben nach wie vor eine wichtige Leitfunktion; ihr kulturelles Engagement ist vorbildlich.

Insgesamt geben die öffentlichen Hände in Deutschland etwa rd. 8,1 Mrd. Euro jährlich für Kultur aus. 87 % kommen ungefähr hälftig von den Ländern und Kommunen, etwa 13 % Bund ( 1,13 Mrd. Euro 2009 ) . Private Förderer und Sponsoren bringen noch einmal 500 Mio. Euro auf. Im Kirchengutachten von 2005, das das "Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen" im Auftrag der Enquete Kommission des Deutschen Bundestages "Kultur in Deutschland" erstellt hat, wird errechnet, dass beide Kirchen in Deutschland jährlich 3,5 bis 4,8 Mrd. Euro jährlich für Kultur aufbringen soviel also wie jeweils alle Länder oder alle Kommunen zusammen.

Ich gebe zu, ich war überrascht, als ich zum ersten Mal von diesen Zahlen hörte und selbst in kirchlichen Kreisen lösen diese Zahlen Erstaunen aus, wenn ich sie bei Gelegenheit anführe! Doch sie stimmen, und sie zeigen: Die Kirchen sind ein existenzieller, unverzichtbarer Bestandteil der Kulturnation Deutschland.

Der Bund engagiert sich für den Erhalt der Kirchengebäude; immer dann, wenn diese künstlerisch von nationaler Relevanz sind. Gut die Hälfte der 549 Denkmäler, für deren Sanierung der Bund mit seinem nationalen Denkmalpflegeprogramm bisher 288 Mio. Euro zur Verfügung gestellt hat, sind kirchliche Bauten. Niedersachsen ist im letzten Jahr bei unserem Denkmalschutzprogramm zudem besonders gut bedacht werden.

Und wenn der Haushaltsausschuss des Bundestages meinem Vorschlag zustimmt ich gehe davon aus, dann werden aus Mitteln des Bundes vom Konjunkturprogramm II auch das Kloster Frenswegen in Nordhorn, die Bethlehemkirche Hannover und das Lessingtheater Wolfenbüttel finanziert. Das wären weitere 3 Mio. Euro für Denkmäler in Niedersachsen.

In die Erhaltung des Hildesheimer Dom als national herausragendes Kirchen- und Kulturdenkmal sind bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel aus meinem Haus geflossen:

Bis 2006 waren es rund

316.000 Euro.

Doch jetzt sollen es erheblich mehr werden! Der Dom wird nach seinem Wiederaufbau in den 50er Jahren nun grundlegend saniert das ist dringend notwendig, um dieses einzigartige Denkmal zu erhalten.

Ich habe im März vergangenen Jahres Ministerpräsident Wulff meine ausdrückliche Bereitschaft erklärt, 2 Mio. Euro aus dem Denkmalpflegeprogramm für die weitere Sanierung zur Verfügung zu stellen natürlich immer unter der Maßgabe, dass das Land diese Summe kofinanziert.

Nein, ich denke auch an die

Erweiterung des Dom-Museums. Auch wenn dies der Bund nicht auch noch finanzieren darf, ist sie ein wichtiger Teil der Planungen

für das UNESCO-Welterbe. Der Hildesheimer Domschatz gehört zu den großen Kirchenschätzen Europas. Die hier bewahrten Kostbarkeiten aus über 1000 Jahren sprechen nicht nur von der politischen und wirtschaftlichen Stärke des Bistums im Mittelalter, sie sind vielmehr Zeugen für eine ungebrochene Kontinuität des Glaubens, der Grundlage unseres christlich-abendländischen Menschenbildes ist. Erst eine würdige Präsentation der reichen Schätze wird das herausragende Ensemble des Hildesheimer Welterbes ins rechte Licht zu rücken.

Sie wissen, dass mein Haus nur die Denkmalpflege unterstützen kann. Für den Ausbau von Museen sind in Deutschland grundsätzlich Land und Kommune zuständig.

Trotz der Finanzkrise stehen die Zeichen für die Förderung kultureller Infrastrukturen momentan besonders gut. Aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung fließen erhebliche Mittel in die Länder. Ich habe an die Länderkollegen appelliert, dieses Geld auch für die Kultur einzusetzen. Soweit ich sehe, hat Niedersachsen dabei einen Spitzenplatz inne; nirgendwo sonst fließt soviel Geld aus dem Konjunkturpaket in kulturelle Vorhaben.

Dafür danke ich Ihnen, lieber Christian Wulff! Jeder Euro für Kunst und Kultur ist gut angelegt, denn er ist eine Investition in die Zukunft unseres Landes!

Die Weichen für Hildesheim sind gestellt nun kann die Realisierung ihrer Pläne volle Fahrt aufnehmen. Ich wünsche Ihnen für die geplanten Sanierungsarbeiten viel Erfolg und gutes Gelingen.