Redner(in): Angela Merkel
Datum: 18.03.2011

Untertitel: in Dessau-Roßlau
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2011/03/2011-03-18-biologika,layoutVariant=Druckansicht.html


Sehr geehrter Herr Pfirmann,

sehr geehrter Herr Klocke,

meine Damen und Herren von IDT und diejenigen, die sich IDT verbunden fühlen, inklusive der Banken,

lieber Kollege Petzold aus dem Deutschen Bundestag,

lieber Kollege aus dem Landtag,

ich freue mich, lieber Herr Haseloff, dass ich heute hier zu Gast sein kann. Herr Haseloff hat mir schon unendlich oft von IDT als Schmuckstück unter den in diesem Park hier in Dessau-Roßlau angesiedelten Firmen erzählt, von diesem prosperierenden Pharmaunternehmen im modernen Biotech-Bereich.

Ich glaube, es ist auch ein Markenzeichen von Sachsen-Anhalt: Manches aus Sachsen-Anhalt ist erst bekannt, wenn man sozusagen genauer hinschaut. Auf den ersten Blick, wenn nur die großen Riesen genannt werden, merkt man manchmal nicht sofort, wie viele Schmuckstücke in diesem Land zu finden sind.

Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren unglaublich gut entwickelt. Wenn man in die Statistiken blickt, erkennt man: Es ist die dynamischste Region. Herr Haseloff muss schon Rückrufaktionen starten, weil Menschen in die alten Bundesländer abgewandert sind, die hier aber als Fachkräfte gebraucht werden.

Ich muss ganz ehrlich sagen, als ich hier eben einen kleinen Einblick in das Produktionsgeschehen gewonnen habe, wurde mir deutlich: Da sind sehr, sehr viele Fachkräfte mit tollen Spezialisierungen am Werk. Man kann hier an eine alte Tradition anknüpfen. Dieses Unternehmen hat eine bis 1921 zurückreichende anhaltische Tradition. Da ist vieles gewachsen, was sich bis heute gut entwickelt hat. Die Zeiten und der Weg von der deutschen Wiedervereinigung bis hierher waren nicht leicht. Aber es ist eine echte Ost-West-Erfolgsgesichte ganz eigener Art mit all den Widerständen, die man bei der Treuhand erst einmal gemeinsam überwinden musste, um dann endlich frei zu sein und sich so entwickeln zu können, wie man sich entwickeln wollte.

Ich habe den Eindruck das wurde auch deutlich, als wir mit dem Bus über das Gelände hierher gefahren sind: Sie haben durchaus noch Pläne, Sie blicken mit großem Interesse auf jeden Quadratmeter Land. Und als ich fragte, ob beim Zaun Schluss sei, hieß es: Nein, nein, beim Wald erst. Man fragt sich dann, was das bedeutet. Mir ist jedenfalls um die Zukunft nicht bange. Das liegt auch an der Kombination, die die Menschen hier verkörpern: Fachkunde, Bodenständigkeit, Fleiß, Kreativität, Leidenschaft für die Arbeit. Das macht diesen Standort aus, das macht ihn stark. Insofern kann ich nur sagen: Hut ab vor den Produkten, Hut ab auch vor dem Leistungsumfang.

Solche Unternehmen nennen sich zwar mittelständisch. Sieht man aber die Produktionszahlen, beispielsweise, wie viel Impfstoff, wie viele Millionen Spritzen im Jahr hergestellt werden hier ein bisschen Humanbereich und dort der Tierbereich, dazu die Tiere, die Sie hier auch zu betreuen haben; ich habe eben eine Auszubildende getroffen, die Tierpflegerin wird, dann stellt man fest, welch breite Produktpalette diese Unternehmen umfassen. Das ist genau das, was Deutschland stark macht. Was unseren Ruf im internationalen Bereich mit bestimmt, sind ja vor allem der Mittelstand, die Kreativität und Innovationsbereitschaft, schnell auf Entwicklungen zu reagieren.

Wir haben im Eingangsgespräch auch über ein paar Dinge gesprochen, die für mich interessant sind und die wir in der Bundesregierung noch einmal besprechen sollten. Das, was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist neben der Tatsache, dass die Tollwut ausgerottet ist das freut mich für Deutschland, denn der Jahrgang54 ist von seinen Eltern immer dazu ermahnt worden, einen Fuchs, wenn man einem begegnet, nicht etwa zu streicheln, sondern einen großen Bogen um ihn zu machen, ist die Frage der Zulassung auch von Medikamenten für den Humanbereich, da sie eigentlich eine Dimension erreicht hat, die vom Mittelstand nicht zu stemmen ist. Das ist eine sehr interessante Frage, denn wir alle haben auch ein Stück weit Interesse an einem Wettbewerb im Bereich der Humanmedizin. Die Medikamentenausgaben entwickeln sich dynamisch. Das soll auch so sein, wenn sie wirklich für die Gesundheit gebraucht werden, aber manchmal könnte ein bisschen Wettbewerb, verbunden mit einem innovativen Zugang auch nicht schaden. Das nehme ich also mit nach Berlin und werde es noch einmal diskutieren, wenngleich ich schon gemerkt habe, dass Sie mit dem Loeffler-Institut, dem Robert-Koch-Institut, mit allem, was in Deutschland Rang und Namen hat, bereits intensiv zusammenarbeiten.

Ich glaube, dass Ihnen die Arbeit nicht ausgehen wird, weil sich infolge der Globalisierung die Verbreitung von Krankheiten um den Erdball leider eher beschleunigt als verlangsamt. Wir haben auch über einige Krankheiten gesprochen, die jetzt über Osteuropa zurückkommen. Das wird noch eine lange Zeit zu bewältigende Aufgabe sein. Aber es ist eben schön, zu sehen, mit welcher Leidenschaft Sie daran arbeiten, sowohl im Humanbereich als auch für die Tiere die richtigen Lösungen zu finden.

Ich möchte auf diesem Weg, Herr Betriebsratsvorsitzender, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal grüßen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass bei Ihnen viel Flexibilität erforderlich ist. Die Impfstoffe, Zellkulturen oder Viren wachsen nicht nach der 8-Stunden-Arbeitszeit, sondern brauchen ihre eigenen Bedingungen. Insofern ist sicherlich eine Stärke dieses Standorts hier, dass die Bereitschaft da ist, sich auf diese Arbeit einzustellen. Ich denke auch, dass die Nachfrage zum Teil sehr schwankend ist, man also auch deshalb in der Arbeit ein hohes Maß an Flexibilität aufbringen muss.

Hier sind sehr viele Frauen beschäftigt. Insofern ist das Thema Familie und Beruf sicherlich auch eines, das Sie viel umtreibt. Und dass es machbar ist, beides in Einklang zu bringen, zeigt dieses Unternehmen auch. Ein herzliches Dankeschön an Sie und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür.

Danke schön dafür, dass ich einen kleinen Einblick in Ihr Unternehmen gewinnen konnte. Es ist immer unglaublich interessant, etwas Neues zu sehen. Danke, Herr Haseloff, dass Sie mir das nahegebracht haben, denn ohne Sie wäre ich nicht so leicht darauf gekommen, dieses Unternehmen zu besuchen. Auf den zweiten Blick war es dann aber umso schöner. Danke schön und alles Gute.