Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 08.04.2011

Untertitel: In seiner Rede im Berliner Friedrichstadtpalast sprach Kulturstaatsminister Bernd Neumann Fragen zur Förderung des deutschen Films an und betonte seine Entschlossenheit, die Mittel für die Filmförderung nicht zu reduzieren.Zur Kritik an Entscheidungen der Deutschen Filmakademie sagte er: "Es kann keine kompetentere Bewertung eines Filmjahrganges geben, als durch die Mitglieder der Filmakademie selbst." Auch erinnerte an den tragischen Tod Bernd Eichingers, der noch im letzten Jahr den Ehrenpreis entgegen nehmen konnte.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2011/04/2011-04-08-neumann-filmpreis,layoutVariant=Druckansicht.html


ich begrüße Sie alle herzlich zur 61. Verleihung des Deutschen Filmpreises. Bereits zum zweiten Mal vergeben wir den höchstdotierten deutschen Kulturpreis hier im traditionsreichen Friedrichstadtpalast, viel schöner und intimer finde ich als in den Hallen am Funkturm.

Meine Damen und Herren,

wir können auf ein sehr bewegtes Kinojahr zurückblicken, ein Jahr voller neuer und bemerkenswerter Filmproduktionen, aber leider auch eines tragischen Ereignisses. Mit dem Tod von Bernd Eichinger verloren wir eine Legende des deutschen Films. Ihm ist es gelungen, mit Filmen wie "Der Name der Rose","Das Parfum" oder "Der Untergang" das deutsche Kino weit hinaus in die Welt zu tragen. Erinnern wir uns an die Filmpreisverleihung hier vor einem Jahr und den sichtlich gerührten Bernd Eichinger, der an dieser Stelle den Ehrenpreis für sein Filmschaffen entgegennahm. Damals dachte ich, das ist doch viel zu früh, weil sein Lebenswerk noch längst nicht beendet schien.

Heute bin ich froh, dass wir damals Bernd Eichinger noch einmal ostentativ feiern konnten ihn, den beherzten und sensiblen Ausnahmeproduzenten mit seiner brennenden Leidenschaft für den deutschen Film. Ich finde es schön, dass heute in unserer Gemeinschaft der Filmschaffenden und Filmfreunde seine Frau anwesend ist. Ich grüße herzlich Katja Eichinger!

Meine Damen und Herren,

ich nehme heute zum 6. Mal als Kulturstaatsminister an der Filmpreisverleihung teil. Meine Eröffnungsrede ist fast schon Tradition, der Neuigkeitsfaktor also passé , die Kontinuität Trumpf! Aber Kontinuität muss ja nicht das Schlechteste sein!

Manchmal habe ich in der anschließenden Feuilletonkritik gelesen, der Staatsminister lobe immer nur den deutschen Film, ja er rede ihn schön. Mehr rhetorisch frage ich: Ja, soll der Kulturminister den deutschen Film schlecht reden? Im Übrigen sehe ich auch keinen Grund dafür! Natürlich gibt es auch kritische Fragen, die man stellen muss und genau dieses werden wir insbesondere in Verbindung mit der Evaluierung des Deutschen Filmförderfonds auch tun. Zum Beispiel: Führt unsere Förderung zu vielen Filmen, die sich im Kino gegenseitig die Zuschauer wegnehmen?

Sollte die Unterstützung großer Produktionen stärker sein zu Lasten anderer? Tun wir genug für besonders innovative und kreative Filme? Ist der Erfolg an der Kinokasse zu wenig im Blickwinkel? Es gibt viele Fragen, die uns beschäftigen. Hier erwarte ich Antworten der Filmschaffenden selbst, auch der Filmakademie. Es sollte nicht alles so bleiben, wie es ist. Wir brauchen Veränderungen! Aber ich bin fest entschlossen, trotz eines drastischen Sparzwangs im Bundeshaushalt die Mittel für die Filmförderung nicht zu reduzieren; sie sind für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Filmwirtschaft unverzichtbar.

Manchen Unkenrufen zum Trotz genießen deutsche Filmschaffende weltweit großes Ansehen: deutsche Regisseure mischen in Hollywood mit, deutsche Schauspieler spielen in internationalen, großen Produktionen, deutsche Filme gehören zum Vorzeigeprogramm auf internationalen Festivals, unsere filmtechnischen Betriebe sind ein Label für Tradition und Qualität, europaweit verfügen wir über einzigartige Studiokapazitäten, die Produzenten aus der ganzen Welt anlocken. Das alles gehört zum deutschen Film, das sind Fakten, über die man reden muss, die man loben darf.

Meine Damen und Herren,

die Gründung der Filmakademie und die Übertragung der Preisverleihung an diese waren richtig, die beeindruckende Mitgliederzahl von mittlerweile über 1.200 unterstreicht dieses. Ich finde es ganz toll, dass zwei sehr erfolgreiche Schauspieler bereit waren, das Präsidium dieser großen Akademie zu übernehmen, was mit viel ehrenamtlicher Arbeit verbunden ist. Ein herzliches Dankeschön an Iris Berben und Bruno Ganz!

Meine Damen und Herren,

natürlich wird es immer wieder auch Kritik an Entscheidungen der Deutschen Filmakademie geben, das liegt in der Natur der Sache. Gehen die Lolas an die Richtigen? Welches sind die angemessen Kriterien? Werden zu wenige an der Kinokasse erfolgreiche Filme prämiert? Gott sei Dank, dass für die Entscheidung hierüber der Staatsminister nicht die Verantwortung trägt. Es kann keine kompetentere Bewertung eines Filmjahrganges geben, als durch die Mitglieder der Filmakademie selbst. Die demokratische Entscheidung durch 1.200 Filmfachleute ist unangreifbarer als jede andere Form der Entscheidungsfindung. Deshalb haben alle heutigen Lola-Gewinner ihren Preis uneingeschränkt verdient. Ich wünsche Ihnen allen eine fröhliche Preisverleihung.