Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 13.08.2011
Untertitel: In seiner Rede betonte Staatsminister Bernd Neumann die Notwendigkeit geschichtlicher Aufarbeitung und wies auf die Vielzahl der Erinnerungs- und Gedenkorte hin, die die Brutalität der Grenze dokumentieren.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2011/08/2011-08-13-neumann-50-mauerbau,layoutVariant=Druckansicht.html
gerade hier, am Standort der Mauer und im Angesicht der schrecklichen Erfahrungen, die die kommunistische Diktatur in Deutschland verursacht hat Freya Klier hat es eben eindrucksvoll dargestellt macht es traurig und wütend, dass heute immer noch Menschen das System der DDR verharmlosen. Ohne Zweifel war sie ein Unrechtsstaat, der die fundamentalen Bürgerrechte versagte, Andersdenkende bespitzelte, verfolgte und inhaftierte.
Wir sind es den Unangepassten und Mutigen wie Freya Klier, die die Friedliche Revolution erst möglich machten, und wir sind es auch den großen Staatsmännern Helmut Kohl, Dietrich Genscher, George Bush und Michael Gorbatschow, die zuvorderst die Deutsche Einheit durchgesetzt haben, vor allem aber sind wir es unseren Werten Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schuldig, die Dinge beim Namen zu nennen und die Wahrheit zu sagen!
Es gibt mittlerweile mehrere, in ihren Ergebnissen wirklich frustrierende Studien, die zeigen, wie sehr die Kenntnis über die DDR abnimmt und sich Verklärung und Verharmlosung Bahn brechen. Wir müssen also noch mehr Aufklärung leisten, damit vor allem Jugendliche lernen, dass extremistische Ideologien von Links wie von Rechts wenn sie sich verbreiten nur zu Unfreiheit und Unterdrückung führen. Dies ist in erster Linie Aufgabe der Länder und ihrer Schulpolitik. Aber die Bundesregierung sieht darin auch eine gesamtstaatliche Aufgabe. Darum haben die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag vereinbart, die Maßnahmen zur geschichtlichen Aufarbeitung auch der SED-Diktatur weiter zu verstärken. Dieses geschieht.
Der Bund unterstützt eine Vielzahl authentischer Erinnerungsorte welche die Brutalität der Grenze dokumentieren, hier in Berlin die Gedenkstätte Bernauer Straße, aber auch in ganz Deutschland, so zum Beispiel die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn, das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth oder das Grenzlandmuseum Eichsfeld. Hinzu kommen Einrichtungen, die das Unrecht des SED-Staats in unterschiedlichen Kontexten zeigen wie die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis in Hohenschönhausen oder im ehemaligen geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau.
Seit 2009 fördert der Bund gemeinsam mit dem Land Berlin die Stiftung Berliner Mauer institutionell, also dauerhaft, und war auch beim Ausbau des Gedenkareals, auf dem wir uns befinden, mit rund 8,5 Mio. Euro beteiligt. Dabei ist mir die Erinnerung an die Toten der Mauer ein besonderes Anliegen.
Vor zwei Jahren konnte die durch den Bund geförderte Forschungsarbeit über die "Todesopfer an der Berliner Mauer" veröffentlicht werden: Dieses "Totenbuch" mit 136 Biografien, 136 Menschenleben gibt den Ermordeten ein Gesicht und Namen und damit ihre Würde wieder, die ihnen das SED-Regime durch Lügen, Vertuschen und Verschweigen geraubt hat. Das Fenster des Gedenkens auf dem Areal des ehemaligen Sophienfriedhofs, das an diese Toten erinnert, ist darum für mich ein besonders bewegender Teil der Gedenkstätte.
In einem Monat wird das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im ehemaligen "Tränenpalast" am Bahnhof Friedrichstraße seine Dauerausstellung zum Thema "GrenzErfahrungen. Alltag der deutschen Teilung" eröffnen. Ich freue mich, dass Sie, liebe Frau Bundeskanzlerin diesen herausragenden Erinnerungsort einweihen werden!
Am Anfang der Entstehung des Gedenkortes an der Bernauer Straße stand das bürgerschaftliche Engagement des Vereins Berliner Mauer um den tatkräftigen Pfarrer der Versöhnungsgemeinde, Manfred Fischer, und die Historikerin Dr. Gabriele Camphausen. Ich danke Ihnen und auch dem Team um den Direktor Axel Klausmeier im Namen der Bundesregierung! Orte wie dieser machen deutlich: Frieden und Freiheit sind höchste Güter, die immer wieder errungen und verteidigt werden müssen heute und in Zukunft!