Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 07. Februar 2013

Untertitel: In seiner Rede unterstrich Kulturstaatsminister Bernd Neumann die politische Bedeutung des Festivals. Die Berlinale greife auch aktuelle politische wie gesellschaftliche Fragen auf und sende entsprechende Botschaften aus. "Das ist gut so!", sagte Neumann
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2013/02/2013-02-08-neumann-berlinale.html


In seiner Rede unterstrich Kulturstaatsminister Bernd Neumann die politische Bedeutung des Festivals. Die Berlinale greife auch aktuelle politische wie gesellschaftliche Fragen auf und sende entsprechende Botschaften aus."Das ist gut so!", sagte Neumann

Anrede,

Willkommen zur 63. Berlinale! Ich freue mich natürlich, dass auch viele Abgeordnete und mit Ilse Aigner, Philipp Rösler, Thomas de Maizière und Daniel Bahr auch 4 Mitglieder der Bundesregierung heute zu unseren Gästen zählen. Ich begrüße Sie alle herzlich!

Meine Damen und Herren,

die Berlinale mit mehr als 440.000 Kinobesuchern das mit Abstand größte Zuschauer-Film-Festival der Welt zeichnet sich auch 2013 durch eine enorme filmische Bandbreite aus und ist ein faszinierendes Angebot für alle Cineasten.

Darüber hinaus hat die Berlinale seit Jahren einen politischen Anspruch. Sie greift in ihren Filmen auch aktuelle politische wie gesellschaftliche Fragen auf und sendet entsprechende Botschaften aus. Das ist gut so!

' Es lebe der Unterschied ' so könnte man salopp das immer wiederkehrende Motto der Berlinale übersetzen: ' Accept Diversity ' . Viele Konflikte auf der Erde entstehen, weil wechselseitig Religion, Herkunft und Hautfarbe nicht akzeptiert werden. Ich denke in diesem Moment insbesondere an Mali, wo Intoleranz und Fanatismus eine jahrhundertealte Kultur gefährden aber auch an Syrien. Die Menschen dort haben unsere volle Solidarität!

Doch auch mitten im aufgeklärten Europa gibt es bedenkliche Entwicklungen, die die Freiheit von Kunst und Kultur tangieren. Hier meine ich insbesondere osteuropäische Staaten auch dazu dürfen wir nicht schweigen!!

Ein Teil der Berlinale-Filme zeigen Willkür, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in der Welt. Unsere eigene Geschichte lehrt uns, was aus Rassenhass, Intoleranz und wirren politischen Ideen entstehen kann. Genau vor 80 Jahren kamen in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht. Kaum ein Autor und Dokumentarfilmer hat sich intensiver und aufwühlender mit der Verfolgung und Vernichtung während der nationalsozialistischen Diktatur auseinandergesetzt als Claude Lanzmann. Sein epochales Filmschaffen gehört zu den Meilensteinen der Erinnerungskultur und hat entscheidend zur Aufarbeitung des Holocaust beigetragen. Ich freue mich, dass die Berlinale ihm eine Hommage widmet und ihn für sein Lebenswerk auszeichnet. Von dieser Stelle aus schon einmal meinen herzlichen Glückwunsch an Claude Lanzmann!

Die diesjährige Retrospektive "The Weimar Touch" wurde von der Deutschen Kinemathek in Kooperation mit dem MoMA in New York erarbeitet. Sie zeigt uns, wie viel künstlerisches Potenzial in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte durch Verfolgung und Vertreibung aus Deutschland verloren ging. 33 internationale Filme werden dokumentieren, wie das kreative Kino der Weimarer Zeit international weiterwirkte vor allem durch jüdische, vom NS-Regime ins Exil getriebene Filmschaffende wie Ernst Lubitsch, Billy Wilder und Max Ophüls.

Meine Damen und Herren,

die Freiheit von Kunst und Kultur sowie die Achtung von Menschenrechten sind die Voraussetzung für Demokratie.

Künstler, Filmemacher und mutige Aktivisten kämpfen dafür weltweit. Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle solidarische Grüße an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi gerichtet. Er wurde aufgrund seines Filmschaffens zu sechs Jahren Freiheitsstrafe und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt bislang musste er die Haft nicht antreten. Ich freue mich, dass sein Film "Pardé" in diesem Jahr im Wettbewerb der Berlinale gezeigt wird; vielleicht kann er ihn sogar persönlich präsentieren.

Ich bitte ausdrücklich die iranische Regierung, Jafar Panahi zur Weltpremiere seines Films nach Berlin reisen zu lassen!

Verehrte Gäste,

Filme können die Distanzen verringern und uns so auch teilhaben lassen an für uns fremden Welten. Diese Berlinale bietet mit 400 Filmen und 1.100 Vorführungen wieder einmal viel Gelegenheit dazu! Ich wünsche Ihnen eine aufregende, schöne Berlinale.