Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 07. Februar 2013
Untertitel: Kulturstaatsminister Bernd Neumann nahm auf den Deutschen Produzententag in Berlin unter anderem zu Erfolgen des Deutschen Filmförderfonds, zur Lage des deutschen Kinos und zum neuen Filmförderungsgesetz Stellung.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2013/02/2013-02-07-neumann-produzententag.html
Kulturstaatsminister Bernd Neumann nahm auf den Deutschen Produzententag in Berlin unter anderem zu Erfolgen des Deutschen Filmförderfonds, zur Lage des deutschen Kinos und zum neuen Filmförderungsgesetz Stellung.
Anrede,
ohne Produzenten keine Filme und ohne Filme keine Berlinale so einfach geht die Gleichung. Also: Die Produzenten sind die eigentlichen Stars der Berlinale. Womöglich wird es demnächst noch heißen: Ohne Produzententreffen am Vormittag keine Berlinale-Eröffnung am Abend! Nun, aber im Ernst: Die Produzentenallianz hat sich im Rekordtempo entwickelt.
Vor 5 Jahren fand die Gründungsversammlung in der Deutschen Kinemathek statt, vor vier Jahren wurde die Geschäftsstelle eröffnet.
Wenn es die Produzentenallianz nicht gäbe, müsste man sie sofort erfinden. Im Jahr 1999 wurde ich erstmals mit der ganzen Bandbreite der Filmwirtschaft, bei der die Produzenten ja die Hauptsäule sind, in ihrer faszinierenden Vielfalt konfrontiert, bei Michael Naumanns erster "Bündnis für den Film" -Veranstaltung. Damals, verzeihen Sie meine Damen und Herren, machte Ihre Community in ihrer Vielstimmigkeit und Uneinigkeit auf mich eher den Eindruck einer babylonischen Sprachverwirrung.
Heute ist die Produzentenallianz das wichtigste Sprachrohr der Produktionswirtschaft gegenüber Politik, Verwertern und Öffentlichkeit
Die Produktionswirtschaft ist Motor und Kernbereich der modernen Medienwirtschaft. Sie unterstützt in eindrucksvoller Weise die mittelständische Struktur der deutschen Film- und Fernsehproduktion. Mit der heutigen Geschlossenheit der Produzenten können in jedem Feld bessere Verhandlungspositionen erobert werden. Ohne die Produzentenallianz wären die mittlerweile mit den Fernsehanstalten ausgehandelten Ergebnisse nie erreichbar gewesen. Dazu meinen Glückwunsch an Alexander Thies und Christoph Palmer!!
Meine Damen und Herren,
die Legislaturperiode geht ihrem Ende zu. Es ist also durchaus an der Zeit eine Rückschau zu wagen und das vor uns liegende Jahr 2013 in den Blick zu nehmen.
Fangen wir doch mit einem Erfolgsmodell an: Der DFFF. Die Produzentenallianz titelte dazu: "Viel mehr als ein bloßes Finanzierungsinstrument." Dem kann ich nur zustimmen. Der DFFF ist mittlerweile zu dem zentralen Element der Filmförderung in Deutschland geworden und trägt entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Filmwirtschaft bei.
Seit dem Bestehen 2007 wurde mit insgesamt 356 Millionen Euro die Produktion von 642 Filmen in deutschen Studios gefördert. Damit wurde die 6-fache Summe an Herstellungskosten, also 2,1 Milliarden Euro allein in Deutschland ausgelöst.
Der Produktionsstandort Deutschland hat sich dadurch im Laufe der letzten Jahre entscheidend gewandelt. Heute werden wieder in Deutschland internationale Großproduktionen gedreht wie zuletzt "Die Schöne und das Biest" mit Gérard Depardieu ( deutsch-französische Koproduktion ) oder aktuell der neue Wes Anderson-Film "The Grand Budapest Hotel" ( deutsch, englisch, amerikanisch ) . Deutsche Produzenten sind mit Filmen wie "Cloud Atlas" in der obersten Liga angekommen.
Und folgende Schlagzeilen in einer großen, anerkannten Tageszeitung machen Freude: "Clooney braucht tausende Statisten: Hollywood-Star dreht Weltkriegsfilm in Potsdam-Babelsberg Fans stehen Schlange, um mitzumachen."
Und in einem Kommentar der selben Zeitung heißt es: "Hollywood in Potsdam Traumfabrik, Außenstelle Babelsberg: Nun richtet sich auch George Clooney ein Büro in Potsdam ein. Hunderte von Statisten riskieren kalte Füße, um in seinem Weltkriegsprojekt dabei zu sein. Gut so! Das sind zugleich Hunderte Botschafter für den deutschen Film. Seit Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Filmförderung reformiert hat, zieht es Jahr um Jahr internationale Ko-Produktionen nach Brandenburg. Im Ausland schafft das Aufmerksamkeit für Filme made in Germany. Im Inland fördert es den Austausch mit den US-Profis und festigt das Know-how der hiesigen Industrie." Na, bitte!
Wir haben im Rahmen der Novellierung der DFFF-Richtlinie auch der wachsenden Bedeutung von visuellen Effekten für die Filmproduktion Rechnung getragen, um die VFX-Branche zu stärken. Also: Wir sind beim DFFF auch gut gerüstet für die Zukunft!
Aber, meine Damen und Herren, dieser DFFF ist ein Subventionsprojekt und wurde deshalb immer auf 3 Jahre befristet 2007 - 2009, 2010 - 2012. Das sind jährlich immerhin 60 Millionen Euro im Bundeshaushalt; bisher kein Selbstläufer, die Höhe und die Verlängerung mussten immer wieder politisch erkämpft werden.
Nun stehen die nächsten 3 Jahre an: 2013 - 2015. Mir ist es gelungen, die Summe für das Jahr 2013 noch um 10 Millionen auf 70 Millionen Euro zu erhöhen. Mein Hauptziel ist es, diesen DFFF zu einem Förderinstrument auf Dauer zu machen, damit die Filmwirtschaft auch ohne Staatsminister Neumann ruhig schlafen kann.
Hierzu ist ein erster wichtiger Schritt gelungen. Im Beschluss des Haushaltsausschusses für 2013 heißt es zu der genannten Erhöhung um 10 Millionen: "Die Erhöhung dient der Stärkung des DFFF mit dem Ziel, eine dauerhafte auskömmliche Finanzierung zu erreichen, die nicht befristet wird."
Also, ein wichtiger Etappenerfolg!!
Meine Damen und Herren,
wie ist die Lage unserer Kinos? Bei den vorgestern von der FFA veröffentlichten Zahlen kommt Freude auf. Immerhin haben die deutschen Kinos im vergangenen Jahr die höchsten Einnahmen ihrer Geschichte erzielt und überschreiten erstmals beim Umsatz die "Eine-Milliarde-Marke" ( 1.033 Mio. ) , eine Umsatzsteigerung von 7,8 % ein schöner Erfolg! Er steht im Gegensatz zu den Klageliedern mancher Kinofunktionäre. Auch bei den Besucherzahlen gibt es mit 135 Millionen ein Plus von 4,2 % und selbst das Kinosterben verlangsamt sich.
O.k. , den Anteil deutscher Filme in den Kinos wünscht man sich höher.
Im Jahre 2012 waren es 18,1 % . Aber es ist wie bei Weinen, mal gibt es gute Jahrgänge, mal schwächere. 2009 betrug der deutsche Marktanteil sogar 27,4 % , im Jahre 2010 nur noch 16,8 % . Diese Schwankungen wird es immer geben. Wichtig ist der Gesamttrend; und hier haben wir uns im Schnitt leicht über 20 % stabilisiert, noch vor 10 Jahren lagen wir hier deutlich tiefer … Im letzten Jahr fehlten deutsche Besuchermillionäre, auf der anderen Seite haben überaus erfolgreiche internationale Produktionen das Zuschauerinteresse weitgehend in Beschlag genommen. Aber ist es nicht auch ein gutes Zeichen für den europäischen Film, den wir ja wollen, wenn 2012 fast 9 Millionen Menschen den wunderbaren französischen Film "Ziemlich beste Freunde" gesehen haben?
Die Perspektiven im kommenden Jahr lassen gleichwohl wieder einen deutlichen Aufschwung des deutschen Films erwarten. Der neue Schweighöfer-Film "Schlussmacher" ist im Januar gestartet und gibt zu Hoffnungen Anlass. Til Schweigers "kokowähh 2" startet heute ( 7. Februar ) und die Oskar-Röhler Verfilmung "Quellen des lebens" folgt nächste Woche ( 14. Februar ) . Weitere Highlights werden im Verlauf des Jahres folgen, darunter "3096 Tage", die reale Geschichte der Natascha Kampusch, ein Projekt, das noch von Bernd Eichinger initiiert wurde. So können wir wohl auf ein gutes deutsches Kinojahr 2013 hoffen.
Meine Damen und Herren,
wenden wir uns nun der Zukunft der FFA und des FFG zu. Die FFA ist eine tragende Säule der nationalen Filmförderung und allein von der Filmwirtschaft finanziert. Wer sie zum Einsturz bringt, zerschlägt unser gesamtes Filmförderungssystem, das sich wie ich finde weitgehend bewährt hat. Es ist aber wohl so, dass manche im Kinobereich die Axt zum Zerschlagen nach wie vor nicht aus der Hand gelegt haben, und dies, obwohl sie mit ihrer Kritik und ihren Klagen höchstrichterlich abgewiesen wurden.
Es scheint allerdings, dass man sowieso machen kann, was man will es folgen immer wieder Klagen aus dem Bereich der großen Kinoketten.
Ich möchte allerdings hierbei viele Kinos ausnehmen wie beispielsweise die der AG Kino. Aber es sind eben einige, die an den Grundfesten der deutschen Filmförderung rütteln. Seit mittlerweile mehr als acht Jahren ziehen große Kinoketten, die sich in ausländischer Hand befinden, von Gericht zu Gericht und stellen die abenteuerlichsten Behauptungen auf. Obwohl wie schon erwähnt eine höchstrichterliche Entscheidung vorliegt, muss sich in diesem Jahr sogar das Bundesverfassungsgericht mit dem FFG beschäftigen.
Die Verfassungsrichter werden über nichts weniger als darüber entscheiden, ob der Bund den deutschen Film in Zukunft überhaupt noch wie bisher fördern kann.
In der Verfassungsbeschwerde wird behauptet, dass die Filmförderung der FFA keine Materie der Bundesgesetzgebung sei, weil sie im Schwerpunkt Kulturförderung und nicht Wirtschaftsförderung sei. Dies zeige sich vor allem daran, dass die kreativ-künstlerische Qualität eines Films in der Förderung berücksichtigt werde!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir alle hier wissen, dass der Film Wirtschafts- und Kulturgut zugleich ist. Es liegt daher in der Natur der Sache, dass eine Wirtschaftsförderung des Films nicht qualitätsblind sein kann und darf.
Ich behaupte vielmehr, dass jeder von Ihnen bei der Entwicklung, Suche und Auswahl seiner Projekte immer ein Hauptaugenmerk auf die Qualität legen wird. Sonst wären Sie, wenn ich das sagen darf, schlechte Geschäftsleute. Von der Qualität hängt es letztlich ab, ob das Endprodukt der Kinofilm Nutzer im nationalen und internationalen Markt findet. Qualität zu entwickeln ist das Ziel jeder Wirtschaftsförderung. Die Filmförderung der FFA ist ein Garant für den deutschen Qualitätsfilm und damit ein entscheidender Impulsgeber für die deutsche Filmwirtschaft als essentieller Teil der deutschen Kreativwirtschaft.
Die Kinobetreiber, die Videowirtschaft und die Fernsehveranstalter leben allesamt in bedeutendem Maße vom deutschen Film. Umso ratloser macht es mich, wenn ich mir die Verfassungsbeschwerde ansehe. Ich zitiere: "Ohnehin teilen die Kinobetreiber mit dem Gesetzgeber nicht das Ziel, den Zusammenbruch des deutschen Filmmarkts zu verhindern. Diese sind auf den deutschen Film für ihr Programm nicht angewiesen …" Weiter heißt es,"dass ein jeder deutsche Film substituierbar mit ausländischen Filmen ist …". Mich machen solche Zeilen sprachlos, sind kulturpolitisch unverantwortlich und töricht!! Schließlich spielen auch diese Kinobetreiber Tag für Tag zahlreiche deutsche Filme in ihren Multiplexen und dies mit Erfolg.
Wir brauchen den deutschen Film in seiner ganzen Bandbreite. Er ist als wichtiges Kultur- und Wirtschaftsgut für unser Land unverzichtbar! Ich bin voller Zuversicht, dass wir auch vor dem Bundesverfassungsgericht obsiegen werden. Zum einen haben wir gute juristische Argumente, die bereits das höchste deutsche Verwaltungsgericht, das Bundesverwaltungsgericht, überzeugt haben. Ich weiß, dass Sie alle von der in Karlsruhe Front machenden Kinokette vielleicht abgesehen mit viel Herzblut für den Erhalt des FFG und der FFA kämpfen und dies auch in den Stellungnahmen Ihrer Verbände beim Bundesverfassungsgericht zum Ausdruck gebracht haben.
Und sie werden dabei von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages und von allen Länderregierungen unterstützt. Wann hat es dies jemals gegeben? Also: Ein starkes Zeichen für den deutschen Film!!
Meine Damen und Herren,
wenden wir uns nun der Novellierung des FFG zu. Das neue Filmförderungsgesetz, das am 1. Januar 2014 in Kraft treten wird, erhält derzeit im parlamentarischen Verfahren seinen letzten Schliff. Alles in allem bin ich der Auffassung, dass der Regierungsentwurf für das neue FFG eine runde Sache ist, auch wenn mit ihm das gebe ich gerne zu das Rad nicht neu erfunden wird.
Der Regierungsentwurf setzt an den Stellen im Gesetz an, die aufgrund der neuesten technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Filmwirtschaft einer Neujustierung bedürfen.
Ich nenne nur die Barrierefreiheit, um die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am Film zu sicher, die im Übrigen auch in die aktuelle DFFF-Richtlinie aufgenommen wurde.
Von hoher Bedeutung ist auch die Aufnahme der "Digitalisierung des Filmerbes" in den Aufgabenkatalog der FFA. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das nationale Filmerbe angesichts der zügig voranschreitenden Digitalisierung der Kinos auch weiterhin wirtschaftlich ausgewertet und öffentlich zugänglich gemacht werden kann.
Der Bund gibt allein in diesem Jahr eine Million Euro für die Digitalisierung des Filmerbes aus. Ich erwarte hier auch einen Betrag der Produzenten! Dazu kommt die Aufnahme der Pflichtregistrierung in die Novelle des Bundesarchivgesetzes. Es gibt Kritik, die jetzige Novellierung des FFG sei ein zu kleiner Wurf, vor allem, weil der Abgabemaßstab nicht verändert wird. Dazu kann ich nur sagen: die Diskussion über die Beiträge ist so alt wie das FFG selbst. Auch ich halte das Abgabesystem vor dem Hintergrund der Marktveränderungen durch den technischen Wandel im Medien- und Filmbereich für durchaus für korrekturbedürftig. Wir haben vor, dieses zeitnah zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Daher sieht der Regierungsentwurf vor, die Laufzeit des Gesetzes von normalerweise fünf auf zweieinhalb Jahre zu verkürzen.
Hervorheben möchte ich auch die im Regierungsentwurf vorgesehene Ausdehnung der Abgabe auf Video-on-Demand-Anbieter mit Sitz im Ausland. Derzeit besteht ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für die abgabepflichtigen Unternehmen in Deutschland gegenüber den Marktführern mit Sitz im Ausland, die bisher keine Abgabe zahlen, obwohl auch sie zahlreiche deutsche Kinofilme anbieten und daher erheblich vom deutschen Film profitieren. Es ist folglich nur sachgerecht und fair, wenn in naher Zukunft auch die "iTunes dieser Welt" ihren Beitrag für den deutschen Film zu leisten haben.
Solange die EU-Kommission sich hierbei nicht festgelegt hat, werde ich für dieses Ziel kämpfen!!
Meine Damen und Herren,
ausdrücklich begrüße ich die Vereinbarung zwischen Produzentenallianz und ZDF zu neuen Rahmenbedingungen, die die wirtschaftliche Situation von Dokumentarfilmproduzenten verbessern sollen. Es ist zu wünschen, dass die Gespräche zwischen Produzentenallianz, AG DOK und den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten fortgeführt werden. Hier schlägt mein Herz eindeutig für die Dokumentarfilme, die es wahrlich schwer genug haben!!
Meine Damen und Herren, zu den zentralen technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre gehört die Digitalisierung der Kinos. Die Förderprogramme des BKM und der FFA dazu sind ein großer Erfolg. Seit Beginn der Förderung vor ziemlich genau zwei Jahren gibt es einen regelrechten Ansturm auf die Fördermittel meines Hauses und jene der FFA.
Bis Ende 2012 wurden bereits Fördermittel für rund 75 % der avisierten Kriterienkinos ausgegeben. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach BKM-Fördermitteln habe ich es mit der Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag erreicht, in diesem Jahr 2013 statt 4 Millionen sogar Mittel in Höhe von 6 Mio. Euro in den BKM-Haushalt einzustellen.
Damit habe ich mein Versprechen, insgesamt 20 Mio. Euro für die Digitalisierung der deutschen Kinolandschaft bereitzustellen, nicht nur jetzt schon eingelöst, sondern sogar um eine Million Euro übertroffen!!
Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle Sie werden sich vielleicht erinnern Herrn Klingsporn getadelt, weil sich die Verleiher, die größten Profiteure der Kinodigitalisierung, immer noch nicht an der Förderung beteiligt hatten. Lieber Herr Klingsporn, dieses Jahr möchte ich Sie ausdrücklich loben! Sie haben, gemeinsam mit dem Vorstand der FFA, Herrn Dinges, mit Ihrem großen Engagement dazu beigetragen haben, dass das Treuhandmodell der Verleiher Ende des letzten Jahres endlich anlaufen konnte.
Nahezu alle Verleiher, insbesondere auch alle US-amerikanisch geführten Unternehmen, beteiligen sich nunmehr an der Umrüstung der so genannten Kriterienkinos auf digitales Abspiel. Das ist ein schöner Erfolg vielen Dank!!
Meine Damen und Herren,
nicht nur kulturelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind für eine erfolgreiche Filmwirtschaft notwendig, auch gute rechtliche Rahmenbedingungen gehören dazu. Ich meine damit vor allem ein durchsetzungsfähiges Urheberrecht. Wir müssen dies an das digitale Zeitalter anpassen, um Rechtsverletzungen im Internet effektiver zu begegnen und die Chancen der Digitalisierung besser nutzen zu können.
Dabei muss es ein Schutzinstrument der Kreativen bleiben und darf nicht in ein Verbraucherrecht umgedeutet werden. Nur so wird es auch in Zukunft möglich sein, von kreativer Arbeit zu leben und kulturelle Werte auf professionellem Niveau zu schaffen.
Es ist nachvollziehbar, dass Internetnutzer gerade die jüngeren, die mit der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Medieninhalten im Netz aufgewachsen sind möglichst viele Filme möglichst schnell und bequem konsumieren möchten. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange dieses Ansinnen nicht mit einer Gratismentalität einhergeht, die dazu führt, dass die Werke ohne jedes Unrechtsbewusstsein illegal im Netz beschafft werden.
Daraus folgt jedoch dreierlei: Zum einen muss die Filmwirtschaft Geschäftsmodelle anbieten, die den Nutzern auf legalem Wege einen raschen und komfortablen Werkgenuss für ein breites Repertoire ermöglichen. Der Beitrag von Herrn Kröhne heute morgen hat den richtigen Weg aufgezeigt.
Zum zweiten müssen wir dafür sorgen, dass das Verständnis für geistiges Eigentum und das Bewusstsein für den Wert kreativer Leistungen in der Bevölkerung gestärkt wird. Und schließlich ist der Gesetzgeber aufgerufen dafür zu sorgen, dass in den Fällen, in denen die Wertschätzung für geistiges Eigentum ausbleibt, das Urheberrecht auch im Internet effektiv durchgesetzt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Urheber, Rechteinhaber und Verwerter branchenübergreifend an einem Strang ziehen. Auf Verbandsebene geschieht dies bereits mit der Deutschen Content Allianz, in der sich auch die Produzentenallianz und die SPIO engagieren. Besonders freut es mich, dass sich auch die Kreativen selbst immer deutlicher zu Wort melden.
Hier hat leider die Politik den so genannten III. Korb der Urheberrechtsreform noch nicht geliefert! Das liegt nicht an mir, sondern an einer Ministerin der Partei, von dessen Vorsitzendem das "Lieferzitat" kommt. Ich werde weiterhin kämpferisch dafür eintreten, dass die Interessen der Urheber und Leistungsschutzberechtigten gesetzlich angemessen berücksichtigt werden!!
Meine Damen und Herren,
ich weiß, dass der inzwischen bekannt gewordene Gesetzentwurf zur Verhinderung unseriöser Geschäftspraktiken aus dem Bundesjustizministerium für große Verunsicherung in der Filmwirtschaft sorgt. Das Ziel des Gesetzes, unseriöse Abmahngeschäftsmodelle einzudämmen, begrüße ich. Denn dies dient nicht zuletzt dazu, die breite Akzeptanz des Urheberrechts zu fördern. Doch die Einschränkungen für die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen, die der Gesetzentwurf vorsieht, erschweren auch die seriöse Rechtsdurchsetzung.
Ich konnte erreichen, dass der ursprünglich anvisierte Termin zur Kabinettbefassung am 6. Februar 2013 zunächst vom Tisch ist, so dass die Chance besteht, noch Korrekturen vornehmen zu können. Ich werde mich dabei weiterhin dafür einsetzen, die negativen Auswirkungen für die Kulturschaffenden und die Kreativwirtschaft abzumildern!!
Werfen wir abschließend einen Blick auf Europa: Neben dem MEDIA-Nachfolge-Programm "Kreatives Europa", das auf gutem Wege ist und bis Ende des Jahres verabschiedet sein wird, steht die eigentlich schon für letztes Jahr angekündigte neue Kinomitteilung der EU-Kommission auf der Agenda.
In der Kinomitteilung sind die beihilferechtlichen Kriterien niedergelegt, nach denen die EU-Kommission die Förderprogramme der Mitgliedsstaaten genehmigt.
Seit nunmehr einem Jahr reißen die Diskussionen über die von der Kommission geplante Neufassung ihrer alten Mitteilung aus dem Jahre 2001 nicht ab. Dabei haben wir inzwischen einiges erreicht: Die Kinoförderung wurde entgegen den ursprünglichen Absichten der Kommission inzwischen in den Anwendungsbereich der Mitteilung einbezogen, das heißt, sie wird damit unter kulturellen und nicht nur wettbewerbsrechtlichen Aspekten gesehen. . Der Angriff der EU-Kommission auf die Auswertungsfenster, die die Kommission als unnötige Beschränkung von Vertrieb und Marketing beschrieben hat, konnte erfolgreich abgewehrt werden:
Die Passagen zu den Verwertungsfenstern im ersten Entwurf wurden zwischenzeitlich gänzlich gestrichen.
Die im ersten Entwurf der Kommission vorgesehenen Einschränkungen bei der Beihilfeintensität für nicht-europäische Filme, wie sie der DFFF teilweise fördert, sind ebenfalls ersatzlos vom Tisch.
Die Kommission ist sensibilisiert für die Probleme, die die automatischen Fördersysteme, wie der DFFF, mit den von ihr vorgesehenen Einschränkungen bei der Territorialisierung haben und hat zugesagt gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten nach einer Lösung zu suchen. Hier sind wir aber auch bei dem für uns immer noch neuralgischen Punkt der Kinomitteilung.
Die Kommission will nach wie vor die Möglichkeiten der Territorialisierung insbesondere bei automatischen Fördersystemen stark einschränken und würde damit die positiven Effekte des DFFF für den Filmstandort Deutschland partiell gefährden stellen. Ich werde, da können Sie versichert sein, an dieser Front weiterkämpfen und zwar in Abstimmung mit der französischen Kulturministerin Filippetti. Die Kommission hat zugesagt, weitere Konsultationen in dieser Frage mit den Mitgliedsstaaten zu führen. Wir werden sie beim Wort nehmen und gemeinsam mit Frankreich um eine für uns alle und unsere Fördersysteme verträgliche Lösung kämpfen!!
Lassen Sie mich nun noch ein Wort zu Steffen Kuchenreuther sagen, der erst kürzlich von uns gegangen ist. Er war einer der ganz Großen des deutschen Kinos. Mit seinem unermüdlichen Engagement für die deutsche Film- und Kinobranche an der Schnittstelle zwischen Produzenten, Verleihern und Filmtheatern hat er einen außerordentlichen Beitrag für die positive Entwicklung der Branche geleistet. Wer ihn gekannt hat, wird Ihn vermissen. Wir alle werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Meine Damen und Herren, bei aller Bescheidenheit glaube ich, dass die Politik im Filmbereich in den vergangenen Jahren nicht so viel falsch gemacht hat.
Wir verfügen in Deutschland über insgesamt gute Rahmenbedingungen und ein effektiv aufgestelltes, differenziertes Fördersystem mit dem wir die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können. An allererster Stelle kommt es aber natürlich auf die Kreativität und Professionalität unserer Filmschaffenden und Produzenten an. Denn, die besten Grundlagen für den zukünftigen Erfolg für die deutsche Filmwirtschaft sind ihre hervorragende verlässliche Qualität, eine gut funktionierende Vernetzung und ein guter internationaler Ruf. Dafür haben wir die Grundlagen geschaffen.