Redner(in): Monika Grütters
Datum: 06. Februar 2014

Untertitel: In ihrer Rede zur Eröffnung der 64. Berlinale unterstrich Kulturstaatsministerin Monika Grütters die politische Dimension des Festivals. "Kreative und Intellektuelle - Sie sind das Korrektiv einer Gesellschaft", wandte sich Grütters an die anwesenden Filmschaffenden.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2014/02/2014-02-06-gruetters-berlinale.html


In ihrer Rede zur Eröffnung der 64. Berlinale unterstrich Kulturstaatsministerin Monika Grütters die politische Dimension des Festivals."Kreative und Intellektuelle - Sie sind das Korrektiv einer Gesellschaft", wandte sich Grütters an die anwesenden Filmschaffenden.

Liebe Künstler, dear artists welcome to Berlin!

Exzellenzen, lieber Minister Thomas de Maizière, lieber Minister Frank-Walter Steinmeier, Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag und dem Berliner Abgeordnetenhaus!

Artists first denn mit Ihrem geradezu avantgardistischen Spürsinn für das Relevante sind Sie es, liebe Künstler, die uns schon im Februar das Highlight des Jahres bescheren: das wunderbare Filmfestival - unsere Berlinale! Dafür schon jetzt und hier einfach: Danke!

Die Berlinale ist nicht nur eines der weltweit renommiertesten Festivals. Mit einer halben Mio. Kinobesuchern in 10 Tagen ist sie vor allem das größte Publikumsfestival. Das finde ich besonders toll.

Und noch ein anderes Markenzeichen: Die Berlinale ist immer auch politisch. Das ist die Berlinale gerade auch unter Dieter Kosslick - nun ja schon seit 13 Jahren. Dir, lieber Dieter, vor allem auch dafür vielen Dank!

Das wird gerade auch angesichts des Programms dieser 64. Berlinale deutlich. 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs: Zum Auftakt dieses intensiven Gedenkjahres 2014 bringt die Berlinale unsere Vergangenheit auf die Leinwand.

Wes Andersons Eröffnungsfilm "The Grand Budapest Hotel", George Clooneys "Monuments Men" der ja mit seinem Thema Kunstraub eine ungeahnte Aktualität entwickelt hat und nicht zuletzt Volker Schlöndorffs "Diplomatie" führen uns ganz nah heran an die Brüche des 20. Jahrhunderts.

Geschichte vergeht nicht einfach Geschichte geschieht, und das jeden Tag aufs Neue. Noch ist der Truppeneinsatz in Afghanistan eine Sache der Politik irgendwann wird auch er Sache der Geschichtsschreibung sein. Wie, das zeigt jetzt schon Feo Aladags Film "Zwischen Welten" auf erschütternde Art und Weise.

Damit Kunst so politisch sein kann, auch so unbequem und kritisch, müssen wir Politiker alles daran setzten, ihre Freiheiten zu sichern. Denn es geht um unser Selbstbewusstsein als Kulturnation. Als solche wird Deutschland in der ganzen Welt wahrgenommen. Unsere Kulturförderung hat eben auch mit unserer bitteren jüngeren Geschichte zu tun. Sie zieht eine Lehre aus zwei deutschen Diktaturen, die lautet: Kritik und Meinungsfreiheit sind konstitutiv für eine Demokratie. Kreative und Intellektuelle Sie sind das Korrektiv einer Gesellschaft. Das können sie aber nur sein, wenn sie nicht zwangsläufig gefallen müssen.

Denn: Wir brauchen Sie, die ungeduldigen Künstler, Sie, die mutigen Produzenten und Förderer! Sie sind der Stachel im Fleisch unserer oft ja auch bequem gewordenen Gesellschaft. Kunst darf und soll Zumutung sein. Und wenn sie darüber auch noch unterhält … - umso besser. Die großartige Schauspielerin Meryl Streep hat es so ausgedrückt: "Man soll die Zuschauer nicht belehren, sondern berühren."

Und genau darauf freuen wir uns jetzt gleich in der Welturaufführung von Wes Andersons "The Grand Budapest Hotel". Ich wünsche uns allen eine wunderbare Berlinale!