Redner(in): Hans Martin Bury
Datum: 05.04.2001

Untertitel: Es ist für mich eine besondere Freude, Ihnen zur Verleihung der Qualitäts - und Umwelt - Zertifikate zu gratulieren.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/40/35740/multi.htm


Sehr geehrter Herr Steichele, lieber Kollege Göllner, meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist für mich eine besondere Freude, Ihnen zur Verleihung der Qualitäts - und Umwelt - Zertifikate zu gratulieren. Der Bundeskanzler hat mich gebeten, Ihnen auch seine herzlichen Grüße und besten Wünsche zu übermitteln.

1997 hatte Ihre Mitgliederversammlung beschlossen, mit den Arbeiten zur Einführung eines Qualitäts- und Umweltmanagementsystems für das Schornsteinfegerhandwerk zu beginnen. Ziel war es, ein einheitliches integriertes System für die knapp 8.000 Bezirksschornsteinfeger-meisterbetriebe, die Innungs- und Landesinnungs-verbände sowie den Zentralinnungsverband einzuführen. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Und mehr noch:

Weltweit sind die deutschen Schornsteinfeger die erste Berufsgruppe, die in ihrer Gesamtheit nach den internationalen Qualitäts- und Umweltmanagement-Standards zertifiziert wurde. Hierauf können Sie zu Recht stolz sein.

Meine Damen und Herren,

Schornsteinfeger, das ist bekannt, bringen Glück. Nicht nur demjenigen, der Ihnen begegnet. Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag für Energieeinsparung und Klimaschutz.

Das Thema Klimaschutz ist hochaktuell. Sie wissen, dass sich die neue US-Regierung im Gegensatz zu Deutschland nicht mehr an einem internationalen Klimaschutzabkommen beteiligen will. In dieser Frage haben wir einen Konflikt. Das kommt unter Freunden vor und kann deshalb offen angesprochen werden.

Wir halten an unserer Klimaschutzpolitik fest. Klimaschutz ist für uns Bestandteil einer umfassenden Modernisierungsstrategie, weil er sowohl für die Umwelt als auch für Wachstum und Beschäftigung gut ist. Umweltpolitisch gibt es zur Senkung von Energieverbrauch und CO2 -Ausstoß keine Alternative. Schon jetzt gefährden die Treibhausgas-Emissionen das Klima. Im Interesse unser Kinder und Enkel müssen wir deshalb handeln.

Auch aus wirtschaftschaftspolitischer Sicht:

In den kommenden Jahren wird die Weltbevölkerung weiter wachsen, der Ressourcenbedarf der Schwellenländer erheblich zunehmen. Es ist deshalb abzusehen, dass die Energie- und Rohstoffpreise weiter steigen werden. Angesichts dieser voraussehbaren Entwicklungen ist es nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch geboten, die Weichen in Richtung einer höheren Energie- und Ressourceneffizienz zu stellen. Gerade hier liegt ein großes, bisher viel zu wenig genutztes Potenzial.

Energiesparen, darin sind sich alle Experten einig, ist unsere größte und am leichtesten verfügbare Energiequelle.

Mit Verzicht - wie hin und wieder angenommen wird - hat das übrigens nichts zu tun. Niemand muss fürchten, in Zukunft mit Wolldecke und Kerze zu Hause zu sitzen. Ganz im Gegenteil. Durch den Einsatz modernster Technologie können wir mit der gleichen Menge Primärenergie immer mehr Leistung erzeugen.

Bei der angestrebten Steigerung der Energieeffizienz kommt den Schornsteinfegern eine große Bedeutung zu. Sie sind es, die mit ihren Dienstleitungen erheblich dazu beitragen, dass die Luft über Deutschlands Dächern noch sauberer wird.

Die Vielfalt der Aufgaben wächst auch in Ihrem Beruf. Neben dem Messen von Emissionen und dem Prüfen einer optimalen Nutzung von Brennstoffen gewinnt zum Beispiel die Beratung über umweltfreundliche und kostensparende Heizsysteme zunehmend an Bedeutung.

Ich sehe im Saal Bezirksschornsteinfeger Alfred Hättich aus meiner Heimatstadt Bietigheim. Auch Ihrer Anregung ist es zu verdanken, dass ich die alte Heizung in meinem Haus in Bietigheim gegen einen modernen Heizkessel mit Brennwert-Technik, gekoppelt mit einer Solaranlage, getauscht habe. Das spart Energie, reduziert Emissionen und senkt die Heizkosten. So amortisieren sich Investitionen in die Steigerung der Energieeffizienz und die Nutzung regenerativer Energien auch für den Investor. Und Handwerk und Mittelstand profitieren, weil durch Installation und Wartung zukunftssichere Arbeitsplätze entstehen.

Das Beispiel zeigt: Durch intelligenten Einsatz moderner Technik lassen sich Ökonomie und Ökologie miteinander verbinden.

Ziel der Bundesregierung ist es, solche Entwicklungen voranzutreiben. Die vor wenigen Tagen vom Kabinett beschlossene Energiespar-VO ist dabei ein weiteres wichtiges Instrument in einer ganzen Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz.

Meine Damen und Herren,

schon jetzt ist Deutschland in Sachen Umwelttechnologie Weltspitze. Wir wollen diese Position nicht nur halten, sondern ausbauen. Wir investieren jetzt in die Entwicklung von Zukunftstechnologien, damit wir auf den Märkten von morgen die Nase vorn haben.

Die Aussichten sind gut. Wir haben einen soliden Aufschwung und sinkende Arbeitslosenzahlen. Natürlich haben die Abschwächung der amerikanischen Wirtschaft und die Rezession in Japan Auswirkungen auch auf Europa. Zu Pessimismus besteht jedoch kein Anlass.

Wir dürfen jetzt nicht die Fehler der Standortdebatte der 90er Jahre wiederholen. Welcher Handwerker würde schon seine eigene Arbeit schlecht reden?

Die Ausgangslage für Deutschland ist gut. Wir müssen und werden den Kurs der Modernisierung unseres Landes konsequent fortsetzen. Im letzten Jahr haben wir die größte Steuerentlastung in der Geschichte unseres Landes in Höhe von 95 Mrd. DM beschlossen. Jetzt modernisieren wir die Rente, machen sie zukunftsfest.

Wir fordern Eigeninitiative und wir wollen sie fördern. Um diese Fragen ringen wir - heute abend - im Vermittlungsausschuss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Union auf Dauer 20 Mrd. DM Sparförderung für die Bürger blockiert. Es geht jetzt darum, gemeinsam die Chancen zu nutzen, damit der Wachstumsmotor Deutschland weiter läuft.

das Schornsteinfegerhandwerk ist ein traditionsbewusster Wirtschaftszweig, der sich immer wieder den aktuellen Herausforderungen gestellt hat. Die Ära der Kohleöfen ist vorbei und Besen und Kehrleine kommen immer seltener zum Einsatz. Heute arbeiten Schornsteinfeger mit modernster Technik. Damals wie heute ist es vor allem die Qualifikation, die für gute Arbeit bürgt. Der Große Befähigungsnachweis hat deshalb nach wir vor seine Berechtigung auch als grundsätzliche Voraussetzung für die Selbständigkeit im Handwerk.

Darüber hinaus sind neue Qualitäts- und Umweltmanagmentsysteme eine sinnvolle und notwendige Ergänzung. Mit der Installierung eines Umweltmanagementsystems zeigt sich auch das Schornsteinfegerhandwerk aufgeschlossen für neue Instrumente. Dies entspricht dem Selbstverständnis der Schornsteinfeger als "berufsmäßige Umweltschützer" und zeigt, dass Sie sich Ihrer Vorbildfunktion im Bereich des nachhaltigen Umweltschutzes bewußt sind.

Sie weisen damit nicht nur dem Handwerk in Deutschland einen guten Weg, wie man als Dienstleister modern und eigenverantwortlich einen gleichbleibend hohen Qualitäts- und Umweltstandard gewährleisten kann.

Ich wünsche den heute hier ausgezeichneten Schornsteinfegern stellvertretend für das gesamte Schornsteinfegerhandwerk auch für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg. Damit es auch weiterhin heißt: "Zum Glück gibt's den Schornsteinfeger!"