Redner(in): Monika Grütters
Datum: 08. Februar 2017

Untertitel: In ihrer Rede beim "Women Executives in Media"-Meeting macht Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf die schwierige Situation von Frauen in Kultur und Medien aufmerksam. "Chancen und Anerkennung sind auch in den kreativen Branchen sehr unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt", so Grütters. Die Kulturstaatsministerin appellierte daher an alle Frauen, ihr Potential auszuschöpfen.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/02/2017-02-08-bkm-women-executives-in-media.html


In ihrer Rede beim "Women Executives in Media" -Meeting macht Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf die schwierige Situation von Frauen in Kultur und Medien aufmerksam."Chancen und Anerkennung sind auch in den kreativen Branchen sehr unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt", so Grütters. Die Kulturstaatsministerin appellierte daher an alle Frauen, ihr Potential auszuschöpfen.

Ob in Politik, Wirtschaft oder Medien - wer es nach ganz oben schaffen will, sollte es mit Woody Allen halten: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Hin und wieder braucht er auch einen Drink." Das nennt man Networking, und mittlerweile haben wir Frauen auch in dieser Disziplin aufgeholt: Beim Wein Kontakte knüpfen und Deals an der Bar machen, das können wir auch! Mit Vergnügen sogar! Ich freue mich sehr über die Einladung zum Empfang der "Women Executives in Media" und auf einen ersten Gedanken- und Erfahrungsaustausch zum diesjährigen Konferenzthema "Women and Politics".

Um eines habe ich Männer ja immer schon beneidet: Männer müssen sich niemals mit Themen wie "Männer und Politik","Männer und Wirtschaft","Männer und Medien" befassen. Nein, Männer machen einfach Politik, Wirtschaft, Medien. Das wollen wir auch - und dafür braucht es noch viel gemeinsames Engagement und Networking. Schön, heute einmal mehr so viele erfolgreiche Frauen hinter diesem Ziel vereint zu sehen!

Mit vereinten Kräften für mehr Gleichberechtigung - darum geht es auch beim Runden Tisch "Frauen in Kultur und Medien", den ich im vergangenen Jahr ins Leben gerufen habe. Denn leider machen selbst diejenigen Branchen, in denen die Kreativen, die Innovativen, die Vordenker arbeiten, ihrem Ruf und ihrem Selbstverständnis als gesellschaftliche Avantgarde wahrlich keine Ehre. Die ernüchternden Ergebnissen einer von meinem Haus geförderten Studie des Deutschen Kulturrats aus dem Jahr 2016 zeigen: Chancen und Anerkennung sind auch in den kreativen Branchen sehr unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt. Das betrifft nicht nur die Teilhabe an Führungspositionen in den Kultureinrichtungen, in den Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, in den Kulturverbänden und in den Redaktionen, wo fast ausschließlich Männer an den Schaltstellen der Macht und damit der Meinungsbildung sitzen. Auch in Gremien und Jurys, in denen über die Vergabe von Fördermitteln entschieden wird, sind Frauen deutlich in der Minderzahl. Wundert es da noch jemanden, dass Frauen insgesamt nur etwa 15 Prozent der öffentlichen Mittel zur Kunstförderung erhalten, dass Frauen seltener als Männer mit Preisgeldern und Auszeichnungen bedacht werden, dass Frauen mit ihren Werken auch am Kunstmarkt und in der Kunstszene weniger präsent sind als Männer, und dass sie im Durchschnitt deutlich weniger verdienen?

Die Ursachen, auch das zeigt die Studie, sind so vielfältig wie die Kultur- und Medienbranche selbst: Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehören genauso dazu wie Rollenstereotype, die vor allem Männern Qualitäten wie Kreativität und Schaffenskraft, Durchhaltevermögen und Leidenschaft zuschreiben. Die eine Stellschraube, an der man nur drehen muss, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen, gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, überall dort hartnäckig zu bleiben, wo konkrete Veränderungen möglich sind. Deshalb bin ich dankbar, dass Initiativen wie beispielsweise Pro Quote Medien und Pro Quote Regie in Deutschland nicht locker lassen. Mein eigenes Haus sehe ich selbstverständlich in der Pflicht, Vorbild zu sein. Deshalb will ich nicht unerwähnt lassen, dass der Frauenanteil bei unseren Beschäftigten insgesamt bei knapp 53 Prozent liegt - und auf den beiden obersten Führungsebenen mittlerweile bei exakt 50 Prozent.

Darüber hinaus haben wir im Erfahrungsaustausch am Runden Tisch bereits erste Lösungsansätze identifizieren können, die geeignet sind, die Chancen von Frauen in Kultur und Medien insgesamt zu verbessern. Erstens, wir brauchen mehr starke weibliche Rollenvorbilder. Zweitens, Frauen müssen noch besser auf Führungsaufgaben vorbereitet werden, etwa durch Coachings oder Mentorinnenprogramme. Drittens, der notwendige Kulturwandel in einer männlich geprägten Arbeitskultur muss vor allem von oben kommen. Nichts davon ist neu. Neu ist aber, dass wir daraus am Runden Tisch gemeinsam mit Führungskräften aus Politik, Kultur, Medien, Verbänden und Hochschulen konkrete Maßnahmen für mehr Chancengleichheit in Kultur und Medien entwickeln wollen. Unser Ziel ist, Punkt für Punkt benennen zu können, was sich ganz konkret im Sinne fairer Chancen von Frauen verändern soll: in den Kultureinrichtungen, in den Gremien und Jurys, in den Redaktionen, in den Verbänden, in der Kultur- und Kreativwirtschaft usw.

Auf uns, verehrte Damen, auf uns, die wir es schon nach ganz oben geschafft haben, kommt es dabei ganz entscheidend an: Wir haben es mit in der Hand, ob Frauen ( die "am wenigsten genutzte Ressource der Welt", wie Hillary Clinton es einmal formuliert hat ) in Kultur und Medien ihr Potential ausschöpfen können. Wir sind diejenigen, die für mehr Gleichberechtigung, aber auch für mehr künstlerische, kulturelle, mediale Vielfalt sorgen können. Wir sind diejenigen, die mit unserem Stil eine männliche geprägte Arbeits- und Führungskultur verändern. Ein - wohlgemerkt männlicher - Journalist hat genau das vor einiger Zeit hinreißend beschrieben. Genauer: Er hat beschrieben, wie Angela Merkel, die kaum Vorbilder in vergleichbaren Positionen hatte,"die weibliche Politik erfand" - und was das ganz praktisch beispielsweise für die Körpersprache der Macht bedeutet. Ich zitiere: "Wie drückt eine Frau ihren Machtanspruch aus? Gewiss nicht durch das Vorschieben des Beckens. Und Lässigkeit? Sicher nicht, indem sie die Hände in die Hosentaschen steckt. Und Kameradschaftlichkeitserweise ( … ) ? Schulterklopfen wie ein Duracell-Gorilla bietet sich da nicht unbedingt an. Ebenso wenig eignet sich für eine Frau das Herumbrüllen, Übertönen oder Ähnliches, eben alles, was auf Zweikampf hinausläuft oder auf körperliches Sichaufbauen." All das mag nebensächlich erscheinen, aber an solchen Nebensächlichkeiten zeigt sich, welcher Habitus mit Macht einhergeht - und warum immer noch viele Frauen sich Macht nicht zutrauen. Da braucht es Vorbilder, die Macht auf weibliche Art glaubwürdig verkörpern und anderen Frauen Mut machen. Ich sehe hier eine ganze Reihe solcher Vorbilder. Das freut mich sehr! Darauf können und sollten wir heute ruhig ein Gläschen trinken. Einen schönen Abend Ihnen allen und ein erfolgreiches "Women Executive in Media" -Meeting!