Redner(in): Monika Grütters
Datum: 09. Februar 2017

Untertitel: Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzt im Filmbereich weiter Akzente. So wird der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) um jährlich 25 Millionen Euro aufgestockt, verriet sie nun beim Produzententag zur Berlinale 2017. "Ich will einen zusätzlichen Anreiz für internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister schaffen und die deutschen Standorte wettbewerbsfähig halten", so Grütters.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/02/2017-02-09-bkm-produzentenallianz.html


Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzt im Filmbereich weiter Akzente. So wird der Deutsche Filmförderfonds ( DFFF ) um jährlich 25 Millionen Euro aufgestockt, verriet sie nun beim Produzententag zur Berlinale 2017."Ich will einen zusätzlichen Anreiz für internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister schaffen und die deutschen Standorte wettbewerbsfähig halten", so Grütters.

Es zeugt vom Selbstbewusstsein der Filmproduzenten, die Pole Position im Berlinale-Begleitprogramm zu besetzen und gleich früh morgens am Tag der Berlinale-Eröffnung zum Frühstücksempfang und zum ausgedehnten fachlichen Austausch einzuladen - zumal ja gilt, wie es in einer Komödie von Oscar Wilde so schön heißt: "Nur die ganz Stumpfsinnigen sind beim Frühstück schon geistreich". Aber die Produzentenallianz wäre nicht die Produzentenallianz, wenn sie das Haus nicht trotzdem voll bekäme! Vielen Dank für die freundliche Begrüßung, lieber Herr Thies!

Einen selbstbewussten Auftritt, verehrte Filmproduzentinnen und Filmproduzenten, können Sie sich nicht nur bei der Berlinale leisten, deren Programm einmal mehr ganz großes Kino mit inspirierenden Filmerlebnissen "made in Germany" verspricht: insgesamt 84 deutsche und deutsch koproduzierte Filme, drei deutsche Wettbewerbsbeiträge und das in einem Jahr, in dem mit " Toni Erdmann2 endlich wieder ein deutscher Film Chancen auf einen Oscar hat … . Zu einer starken und selbstbewussten deutschen Filmbranche - das darf ich, glaube ich, in aller Bescheidenheit sagen - hat auch die Filmpolitik ihr Scherflein beigetragen.

Am 1. Januar ist das umfassend modernisierte Filmförderungsgesetz ( FFG ) in Kraft getreten, mit dem wir den roten Teppich für künftige Filmerfolge ausgerollt haben. Es ermöglicht qualitative Spitzenförderung, und es stärkt die deutsche Filmwirtschaft im internationalen Wettbewerb.

Dazu sieht das FFG unter anderem vor, ein hohes Niveau des Abgabeaufkommens zu sichern; die Förderung effizienter zu machen; die Drehbuchförderung deutlich auszubauen; Kinos als Kulturorte - gerade in der Fläche - zu stärken; und - auch das war mir sehr wichtig - den Frauenanteil in den FFA-Gremien zu erhöhen.

Als Filmproduzentinnen und Filmproduzenten sollen Sie insbesondere von der Neuregelung zum Eigenanteil profitieren, den Sie in Höhe von 5 Prozent erbringen müssen - und zwar künftig nicht mehr durch Barmittel. Sogar Lizenzvorabverkäufe können jetzt berücksichtigt werden. Das erleichtert die Erbringung des Eigenanteils ganz wesentlich. Weil herausragende Drehbücher den Grundstein legen für einen hohen deutschen Markanteil, wird die neue Drehbuchentwicklungsförderung dafür sorgen, dass gute Stoffe auch tatsächlich bis zur Drehreife gedeihen. Die Förderung wird an Produzenten ausgezahlt, so dass nicht nur Autoren davon profitieren. Und weil die Hälfte derjenigen, die später die Kinokassen klingeln lassen sollen, weiblich ist, sorgt das neue FFG für einen deutlich höheren Frauenanteil in den Gremien der FFA. Wie bitter nötig eine solche Regelung ist, habe ich erst kürzlich wieder erlebt - bei der Benennung von Mitgliedern für den neuen Verwaltungsrat der FFA. Unter den Benennungen des Bundesrats war sage und schreibe keine einzige Frau. Da haben einige offenbar den Schuss nicht gehört! Ich habe mir erlaubt, meiner Fassungslosigkeit in einem Schreiben Ausdruck zu verleihen … . Last but not least: Die Heranziehung ausländischer Video-on-Demand-Anbieter ist eine Voraussetzung, um die Finanzierung der Förderung nach dem FFG langfristig zu sichern. Sie wurde im September letzten Jahres durch die Europäische Kommission genehmigt. Wie Sie wissen, verweigert Netflix die Beiträge und hat jetzt Klage vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht. Nur nehmen, nichts geben wollen - das ist schon einigermaßen frech! Das werden wir nicht akzeptieren. Sie können sicher sein, dass ich weiterhin alles dafür tun werde, Netflix und Co. zum Zahlen ihrer Beiträge zu bewegen.

Weil mir - wie Sie wissen - nicht nur die Chancengleichheit, sondern auch der künstlerische Mut zum Experiment besonders am Herzen liegt, meine Damen und Herren, will ich Ihnen nicht vorenthalten, was wir im vergangenen Jahr unter anderem mit den 15 Millionen Euro erreichen konnten, die ich zusätzlich für die kulturelle Filmförderung bereit gestellt hatte. Wir haben die Fördermöglichkeiten für die einzelnen Filmproduktionen deutlich erhöht ( von 250.000 Euro auf 500.000 Euro und in besonderen Fällen auf bis zu eine Million Euro pro Film ) . Wir haben das Höchstbudget der antragsberechtigten Filme von 2,5 Millionen Euro auf 5 Millionen Euro angehoben. Wir haben den zulässigen Anteil der BKM-Fördersumme deutlich erhöht ( auf bis zu 80 Prozent, in Ausnahmefällen auch noch höher ) . Wir haben die Juryarbeit gestärkt - mit eigenständigen Jurys für den Spielfilm- und den Dokumentarfilmbereich. Und - um noch ein letztes Beispiel zu nennen - wir haben in die Entwicklung von Stoffen investiert: Wir fördern jetzt noch mehr Drehbücher im Spielfilmbereich und haben eine Stoffentwicklungsförderung für Dokumentarfilme eingeführt.

Die zusätzlichen 15 Millionen für die kulturelle Filmförderung haben wir auch für 2017 bereitgestellt, und so soll es, das ist mein Ziel, auch in den kommenden Jahren bleiben - auf dass daraus eine Erfolgsgeschichte wird wie beim DFFF, der in den vergangenen zehn Jahren entscheidend zur Stärkung des Produktionsstandorts beigetragen hat. Mit rund 50 Millionen Euro wurden 2016 insgesamt 112 Projekte ( 66 deutsche und 46 internationale ) gefördert 5 mehr als im Vorjahr. Die Antragszahlen zeigen: Das Anreizmodell ist attraktiv. Kein Wunder: Barmittel noch vor Drehbeginn das gibt es nur beim DFFF! Sie wissen auch, dass ich die Branche nicht alleine gelassen habe, als es hieß, der Mittelansatz des DFFF in Höhe von 50 Millionen Euro reiche nicht aus. Ich habe für 2015 eine Lösung gefunden und statt 50 Millionen Euro letztlich über 61 Millionen Euro bewilligen können. Keine deutsche Produktion ist im Jahr 2015 am DFFF gescheitert wer die Kriterien erfüllte, wurde mitgenommen. Das Gleiche gilt für 2016. Das war nicht einfach, aber ich habe das geschafft.

Das alles sind gute Nachrichten für den Filmstandort Deutschland. Die beste Nachricht habe ich mir aber für den Schluss aufgehoben: Ich will einen zusätzlichen Anreiz für internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister schaffen und die deutschen Produktionsstandorte wie zum Beispiel die Filmstudios in Potsdam-Babelsberg, München oder auch Köln wettbewerbsfähig halten. Dazu werde ich den DFFF in Abstimmung mit Bundesfinanzminister Schäuble noch im laufenden Jahr um ein weiteres Element erweitern, das sich speziell an nationale und internationale Großproduktionen wendet. Es soll einen zusätzlichen Anreiz für große internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister setzen und dafür sorgen, dass große deutsche Produktionen nicht ins Ausland abwandern. Dafür wird in einem ersten Schritt der DFFF im Jahr 2017 mit einem zusätzlichen Fördervolumen von 25 Millionen Euro und einer eigenen, speziell auf Großproduktionen zugeschnittene Förderlinie ausgestattet. Den DFFF stocke ich damit also in diesem Jahr auf 75 Millionen Euro auf. Die Förderung von Filmproduktionen aus meinem Kulturetat werden dann insgesamt in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro betragen, 75 Millionen Euro DFFF I und II und 25 Millionen Euro weitere, insbesondere kulturelle Filmproduktionsförderung.

Diese Aufstockung kann ich in 2017 durch Anpassungen in der Abwicklung des DFFF und durch Nutzung von in meinem Haushalt neu hinzugekommenen Verpflichtungsermächtigungen möglich machen. Über die Erhöhung und den Weg dazu habe ich mich bereits seit längerer Zeit mit dem Bundesfinanzministerium ausgetauscht. Für die Folgejahre ab 2018 führe ich derzeit die Haushaltsgespräche zu meinem Kulturetat mit dem Bundesfinanzminister. Ich bin, so viel kann ich jetzt schon sagen, sehr zuversichtlich, dass ich noch weitere substantielle Erhöhungen des DFFF erreichen werde, um den Filmproduktionsstandort Deutschland, nicht zuletzt auch für innovative deutsche VFX-Unternehmen, nachhaltig und dauerhaft international wettbewerbsfähig zu halten.

Mit diesen guten Aussichten, meine Damen und Herren, brauchen wir den "Verlust der großen Utopien" Leitmotiv der diesjährigen Berlinale, wie Dieter Kosslick in seinen Interviews schon mal verraten hat zumindest für das Filmschaffen in Deutschland nicht zu fürchten. Im Kino sind der Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt. Im Kino sehen wir die Welt nicht nur wie sie ist, sondern auch, wie sie sein könnte. Das ist die große Verheißung des Kinos, und ich freue mich auf Filme, die dieses Versprechen mit Wagemut, Fantasie und Experimentierfreude einlösen. In diesem Sinne: Auf die 67. Berlinale und auf ein erfolgreiches Jahr für den deutschen Film!