Redner(in): Monika Grütters
Datum: 25. April 2017

Untertitel: "Die Errungenschaften in Folge der Reformation sind ohne Zweifel - vielfach in säkularisierter Form - zu bürgerlichen Idealen, zu demokratischen Werten geworden", erklärte die Staatsministerin. Aus diesem Grund würdige die Bundesregierung dieses herausragende historische Ereignis mit einem Sonderpostwertzeichen sowie zwei Gedenkmünzen in Silber und Gold.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/04/2017-04-25-bkm-gedenkmuenze-reformation.html


Die Errungenschaften in Folge der Reformation sind ohne Zweifel - vielfach in säkularisierter Form - zu bürgerlichen Idealen, zu demokratischen Werten geworden ", erklärte die Staatsministerin. Aus diesem Grund würdige die Bundesregierung dieses herausragende historische Ereignis mit einem Sonderpostwertzeichen sowie zwei Gedenkmünzen in Silber und Gold.

Zu Ehren des Reformationsjubiläums gibt die Bundesrepublik Deutschland erstmals eine 50-Euro-Goldmünze heraus.

Foto: Bundesministerium der Finanzen

Martin Luther hat mit seiner Bibelübersetzung eine markante und anschauliche Sprache geprägt, die bis heute modern ist. Die Würdigung seiner Verdienste mit einem sprachlich eher sperrigen "Sonderpostwertzeichen" verleitet allerdings dazu, den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain zu zitieren, der einst monierte: "Manche deutsche Wörter sind so lang, dass man sie nur aus der Ferne ganz sehen kann." Aus nächster Nähe können Sie, meine Damen und Herren, heute jedenfalls das Original betrachten - das Sonderpostwertzeichen "500 Jahre Reformation" und die Gedenkmünzen in Silber und Gold, mit denen die Bundesrepublik Deutschland die Reformation als herausragendes historisches Ereignis würdigt. Zur feierlichen Übergabe dieser Marke und Münzen heiße ich Sie herzlich willkommen im Martin-Gropius-Bau!

Man kann Martin Luther bewundern als Wegbereiter einer einheitlichen und einigenden deutschen Schriftsprache, als - zunächst nicht intendierten - Geburtshelfer des mündigen Bürgers und der pluralistischen Gesellschaft. Man kann ihn ablehnen wegen seiner Tiraden gegen Andersdenkende und Andersglaubende und wegen seiner antijüdischen Äußerungen. Ignorieren jedoch kann man ihn nicht. Man kommt nicht an ihm vorbei, wenn man die Entwicklung unseres gesellschaftlichen Miteinanders verstehen will. Die Errungenschaften in Folge der Reformation sind ohne Zweifel - vielfach in säkularisierter Form - zu bürgerlichen Idealen, zu demokratischen Werten geworden.

Angesichts dieser gesamtstaatlichen Bedeutung der Reformation beteiligt sich die Bundesregierung gemeinsam mit Ländern, Gemeinden und in Verbindung mit der EKD an der Vorbereitung und Durchführung des 500. Reformationsjubiläums. Mein Haus koordiniert dabei die Aktivitäten des Bundes. Wir haben bisher mehr als 300 Projekte gefördert und setzen im Rahmen der Lutherdekade rund 50 Millionen Euro an Fördermitteln für das Jubiläum ein, um authentische Stätten der Reformation instand zu setzen und zahlreiche kulturelle Projekte bundesweit zu unterstützen.

Eine der drei nationalen Sonderausstellungen im Jubiläumsjahr und damit Teil des zentralen staatlichen Beitrags zum Reformationsjubiläum ist die Ausstellung "Der Luthereffekt" des Deutschen Historischen Museums hier im Martin-Gropius-Bau, die heute ein wundervoller und würdiger Rahmen für unsere Veranstaltung ist. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie wder "Luthereffekt" vom kleinen Wittenberg aus im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegende Kraft weit über Kirche und Religion hinaus entfalten konnte. Sie führt uns dazu quer durch die Epochen und Kontinente und widmet sich der Vielfalt des Protestantismus wie auch den damit verbundenen Konflikten.

Als führendes Geschichtsmuseum Deutschlands ist das Deutsche Historische Museum ( DHM ) geradezu prädestiniert, uns mit auf diese außergewöhnliche Welt- und Zeitreise zu nehmen, die schon in den ersten Tagen nach Eröffnung Tausende Besucherinnen und Besucher begeistert hat. Die ersten Tage sind immer etwas Besonderes: Da wird mir Professor Raphael Gross wahrscheinlich zustimmen, den ich bei dieser Gelegenheit herzlich in seinem neuen Amt als Präsident des Deutschen Historischen Museums willkommen heiße! Ich bin sicher, dass Sie uns mit Ihren Ideen und Visionen für ein modernes DHM ebenso begeistern werden und wünsche Ihnen bei allen Aufgaben viel Freude und Fortune!

Angesichts der enormen geistigen und politischen Prägekraft der Reformation weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, darf man das Reformationsjubiläum getrost als "kirchliches und kulturgeschichtliches Ereignis von Weltrang" begreifen, wie es in der grundlegenden Entschließung des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2011 heißt. Die internationale Ausstrahlung des Jubiläums bündelt sich nicht zuletzt auch auf den 4,4 x 2,6 Zentimetern der neuen Sonderbriefmarke: Als Gemeinschaftsausgabe auf Anregung Brasiliens entstanden - weshalb ich mich sehr freue, heute auch den Gesandten der Brasilianischen Botschaft, Herrn Teixeira de Avellar, zu begrüßen- , ist die Marke weithin sichtbarer Ausdruck unserer gemeinsamen Werte und einer tiefen kulturellen Verbundenheit beider Länder, die sich eben nicht nur in der Leidenschaft für den Fußball, sondern ebenso wirkmächtig mit Blick auf die Reformation und die reformatorische Geschichte erstreckt.