Redner(in): Gerhard Schröder
Datum: 29.10.2001

Untertitel: "Indien ist interessant als Exportmarkt wie als Lieferland und nicht zuletzt als Investitionsstandort; und wir freuen uns, dass indische Unternehmen zunehmend auch den Schritt nach Deutschland wagen."
Anrede: Sehr geehrte Gastgeber sehr geehrte Mitglieder der indischen Regierung, Exzellenzen, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/48/61148/multi.htm


auch Ihnen, Herr Amin ( Präsident Ficci ) , nochmals ein herzliches Dankeschön für Ihre freundlichen Begrüßungsworte.

Ich sage dies ausdrücklich auch im Namen der Wirtschaftsdelegation des Bundeskanzlers, die zu leiten ich die Ehre habe.

Dieser Besuch soll die Rolle Indiens als herausragender Partner der deutschen Wirtschaft auf dem riesigen asiatischen Markt unterstreichen.

Indien ist interessant als Exportmarkt wie als Lieferland und nicht zuletzt als Investitionsstandort; und wir freuen uns, dass indische Unternehmen zunehmend auch den Schritt nach Deutschland wagen.

Die Erfahrung lehrt: Präsenz vor Ort ist gerade auch auf den Märkten Asiens der Schlüssel für eine erfolgreiche Markterschließung.

Mit ihrem Asien-Konzept hat die Bundesregierung schon 1993 einen besonderen Schwerpunkt in ihrer Außenwirtschaftspolitik gesetzt.

Zu diesem Konzept gehört eine enge Zusammenarbeit zwischen Bundesregierung und deutscher Wirtschaft.

Die Teilnahme des Vorsitzenden des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Herrn Dr. von Pierer ( und des Leiters des Wirtschaftsausschusses Indien, Herrn Dr. Jooss ) unterstreicht dies.

Unsere Wirtschaftsbeziehungen können nur dann weiter ausgebaut werden, wenn alle daran mitwirken: Unternehmen, Verbände und die Politik.

Erfreulicherweise gibt es längst einen breiten innenpolitischen Konsens in Indien über die Notwendigkeit, die Reformpolitik fortzusetzen.

Wie sehr unsere bilateralen Wirtschaftsbeziehungen von dem einschneidenden Kurswechsel im Jahr 1991 profitiert haben, soll durch zwei Zahlen unterstrichen werden:

Unser bilateraler Warenaustausch ist von 1991 bis zum Jahr 2000 um stattliche 70 % gestiegen.

Der Bestand deutscher Direktinvestitionen in Indien ist seit 1991 auf das Dreifache gestiegen.

Ich weiß, das unsere indischen Freunde nicht müde werden, darauf hinweisen, dass die im Zuge der Reformpolitik verbesserten Investitionschancen von anderen Ländern stärker genutzt werden als von der deutschen Wirtschaft.

Es stimmt, dass andere Länder höhere neue Investitionsvolumina vorzuweisen haben.

Oft geht dies aber auf einige Großprojekte oder - wie im Fall von Mauritius - auf Kapitalumleitungen aufgrund steuerlicher Vorteile zurück.

Bei uns dominieren dagegen schon jetzt Investitionen der mittelständischen Wirtschaft, und Indien ist gerade an dieser Zusammenarbeit sehr interessiert wegen des damit verbundenen vielseitigen Technologietransfers.

Deshalb weise ich auch nochmals ausdrücklich auf große Zahl von KMUs in der Wirtschaftsdelegation hin.

Dass Deutschland mit den östlichen Nachbarn Indiens zum Teil intensivere Wirtschaftsbeziehungen vorzuweisen hat, liegt auch daran, dass diese Staaten sich schon früher und voll-ständiger als Indien in den Weltmarkt integriert haben

Sie haben den internationalen Wettbewerb als täglich neue Chance erkannt wie auch als permanente Herausforderung akzeptiert.

Und nach Vertragsabschluß heißt vor Vertragsabschluß; die internationalen Wettbewerber

schlafen nicht.

Verstehen Sie vor diesem Hintergrund die

Beständigkeit, mit der sowohl die Bundesregierung als auch die deutsche Wirtschaft weitere Reformschritte anmahnen.

Unsere Mahnungen sind nicht Ausdruck von Besserwisserei, sondern Werben um den Wirtschaftspartner Indien.

Von einer Freisetzung des bisher ungenutzten großen Potentials werden beide Seiten profitieren.

Insbesondere die Engpässe in der Infrastruktur verursachen nicht nur hohe Kosten, sie lähmen auch die Entwicklung der indischen Volkswirtschaft.

Die deutsche Industrie hat auf diesem Gebiet viel zu bieten.

Und sie steht bereit, ihren Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung, einem besseren Verkehrswesen sowie zum Ausbau des Telekommunikationsnetzes in Ihrem Land zu leisten.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf unsere besondere Expertise im Bereich der Projektfinanzierung.

Aber die Rahmenbedingungen müssen eben stimmen.

Lassen Sie mich dies anhand einer success story in unseren Beziehungen illustrieren, der Zusammenarbeit im Bereich der Informationstechnologie.

Es werden nicht nur grenzüberschreitend sprichwörtlich über Nacht im großen Umfang in Indien software-Dienstleistungen für deutsche Auftraggeber erbracht.

Deutsche IT-Häuser haben Niederlassungen in Indien gegründet.

Und eine schnell wachsende Zahl indischer IT-Firmen entscheidet sich für eine Investition in Deutschland.

Nicht zu vernachlässigen die stolze Zahl von 2000 indischen IT-Spezialisten, die eine GreenCard erhalten haben.

Die deutsche Wirtschaft und die Bundesregierung haben eine gemeinsame Botschaft an unsere indischen Gastgeber:

Lassen Sie uns gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um die lange Geschichte erfolgreicher deutsch-indischer Wirtschaftsbeziehungen mit neuen zukunftsweisenden Glanzlichtern fortzuschreiben.

In diesem Sinne freuen wir uns auch auf Indien als Schwerpunktland der nächsten Asien-Pazifik-Wochen Berlin im Jahr 2003. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.