Redner(in): Gerhard Schröder
Datum: 18.12.2001
Untertitel: "startsocial ist ein ganz besonderer Wettbewerb, der auf Anhieb ein großer Erfolg geworden ist. Ein so großes Interesse hatte zu Beginn des Wettbewerbs niemand vermutet."
Anrede: Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb startsocial, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/53/65653/multi.htm
Das war schon toll, was uns die HARLEKIDS da gerade gezeigt haben. Und das war die richtige Einstimmung auf das, was wir jetzt machen wollen: gemeinsam die Sieger des Wettbewerbs startsocial auszeichnen.
startsocial ist ein ganz besonderer Wettbewerb, der auf Anhieb ein großer Erfolg geworden ist. Ein so großes Interesse hatte zu Beginn des Wettbewerbs niemand vermutet.
Zwei Vorurteile, mit denen wir in Deutschland zu kämpfen haben, sind spätestens durch diesen Wettbewerb widerlegt worden:
Das erste Vorurteil lautet: Für den sozialen Bereich seien Kriterien wie Wirtschaftlichkeit und Effizienz nicht anzuwenden.
Und dem zweiten Vorurteil zufolge engagierten sich Unternehmen nicht gerne bei sozialen Problemen.
Ich weiß, dass beides nicht stimmt. Und ich bin zuversichtlich: Auch wenn Vorurteile hartnäckig und langlebig sein können, diesen beiden Vorurteilen haben wir mit startsocial viel Nährboden entzogen.
Die Zahlen sind wirklich eindrucksvoll:
Mehr als 2000 Einsendungen zu Beginn des Wettbewerbs.
Mehr als 800 Experten aus rund 100 Unternehmen sowie 90 Verbänden und Stiftungen haben als ehrenamtlich tätige Juroren, Trainer und Mentoren die Qualität des Wettbewerbs gesichert.
Etwa 350 Juroren haben für jeden Wettbewerbsbeitrag eine Beurteilung geschrieben, dabei Stärken und Schwächen herausgearbeitet und konkrete Ratschläge erteilt.
Mehr als 300 Trainer - Studenten zumeist - haben den Projekten zur Seite gestanden und dabei geholfen, Konzepte zu entwickeln oder zu optimieren.
Rund 150 Mentoren, erfahrene Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und anderen Bereichen, haben bei der Entwicklung von Umsetzungsplänen geholfen und weitere Kontakte vermittelt.
166 Projekte haben es schließlich in die letzte Runde geschafft.
Die 25 Besten unter ihnen sind heute hier vertreten - mit ihren Trainern und ihren Mentoren.
Ich weiß nicht, mit welchen Erwartungen Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in den Wettbewerb gegangen sind.
Ich bin aber überzeugt, dass auch Sie in den vergangenen Monaten erfahren haben, dass es sich lohnt, das eigene Projekt auf Effizienz, Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit zu überprüfen.
Auszeichnungen erhalten gleich einige ausgewählte Projekte. Aber gewonnen haben alle Teilnehmer. Alle haben Projektideen eingereicht. Und alle haben während des Wettbewerbs eine Entwicklung genommen, die erfolgversprechend für die Zukunft ist.
Der Beirat von startsocial hat aus den 25 Besten die heutigen Preisträger ausgewählt. Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen.
Das liegt zum einen an der ausgezeichneten Qualität der Projekte, aber auch an ihrer Einzigartigkeit, die jeden Vergleich schwer macht.
Es gibt neue Projekte, die erst am Anfang stehen oder noch in der Gründungsphase sind. Und es gibt etablierte Projekte, die seit vielen Jahren arbeiten und durch startsocial den Anstoß bekommen haben, sich weiter zu entwickeln.
Es gibt Projekte, die ohne großen Aufwand, ohne viel Geld und ohne feste Strukturen gute Arbeit leisten.
Und es gibt solche, die ohne hauptamtliche Kräfte nicht auskommen und nicht auskommen können.
Es gibt Projekte, die für Zielgruppen im Ausland arbeiten. Und es gibt solche, die sich für Menschen in sozialen Brennpunkten einsetzen.
Diese große Bandbreite hat den Wettbewerb interessant gemacht.
Ich habe vor dieser Veranstaltung mit den Initiatoren und Hauptsponsoren des Wettbewerbs gesprochen. Aus diesem Gespräch gibt es eine gute Nachricht:
Es wird startsocial auch in 2002 geben - in etwas anderer Form.
Auch eine solche Initiative muss sich weiter entwickeln und aus Erfahrungen lernen. Ich bin zuversichtlich, das startsocial im nächsten Jahr wieder ein großer Erfolg werden wird. Deshalb übernehme ich gerne noch einmal die Schirmherrschaft.
Ich will damit auch den Unternehmen Dank sagen für ihr Engagement. Sie haben Ihre Infrastruktur und Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, haben sich mit ihrem spezifischen Wissen eingebracht und auch Geld gegeben. All das war zum Erfolg nötig.
Ausdrücklichen danken möchte ich auch dem jungen und engagierten Projektteam.
Und nicht zu vergessen die Trainer und Mentoren. Sie haben sich freiwillig und ehrenamtlich auf das Projekt startsocial eingelassen und zusammen mit den Wettbewerbsteilnehmern um den Platz unter den Besten gekämpft.
Ich bin sicher, dass viele der Verbindungen, die so entstanden sind, auch über den heutigen Tag hinaus Bestand haben werden.
Die Wettbewerbsteilnehmer ermuntere ich, ihre Arbeit fortzusetzen. Es lohnt sich für alle, auch für diejenigen, die heute keinen Preis bekommen.
Wir brauchen Sie! Nicht, um uns vor der Verantwortung zu drücken, wie häufig unterstellt wird. Sondern, um vorbildliche Ansätze der Selbsthilfe und Eigeninitiative zu stärken.
Selbstbewusstsein, Mitentscheiden und Mitgestalten: das ist es, worauf eine lebendige Demokratie angewiesen ist. Denn nur so entfaltet sich Kreativität, entwickeln sich innovative Ideen.
Das gilt nicht nur im Hinblick auf soziales Engagement, sondern gilt in allen anderen Bereichen unserer Gesellschaft genauso.
Ich will einen Staat, der die Bürgerinnen und Bürger darin unterstützt, Verantwortung und Eigeninitiative zu übernehmen. Dafür werde ich mich einsetzen, denn das brauchen wir für den Zusammenhalt in unserem Land.
Sie leisten hervorragende Arbeit - für andere und auch für sich. Machen Sie weiter so.
Vielen Dank!