Redner(in): Hans Martin Bury
Datum: 14.03.2002

Untertitel: Deutschland hat mit 56 Millionen Mobilfunknutzern, 30,8 Millionen Internetzugängen und einer weltweit herausragenden Telekommunikationsinfrastruktur eine ausgezeichnete Startposition für die Nutzung mobiler Dienste und Anwendungen.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/51/72551/multi.htm


wenn ein bayerischer Ministerpräsident diese Woche über die CeBIT marschiert und erklärt "Den Aufschwung sehe ich hier noch nicht", dann ahne ich, woher die "Schlusslicht" -Debatte kommt. Die Schlusslichter sieht, wer hinterher fährt.

Deutschland aber startet in das Rennen um die Märkte von morgen aus der Pole Position. Wir haben in Deutschland mit 56 Millionen Mobilfunknutzern, 30,8 Millionen Internetzugängen und einer weltweit herausragenden Telekommunikationsinfrastruktur eine ausgezeichnete Startposition für die Nutzung mobiler Dienste und Anwendungen. Jeder fünfte ISDN-Anschluß weltweit liegt in einem deutschen Haushalt oder Unternehmen, bei der Ausstattung mit breitbandigen DSL-Anschlüssen haben wir im letzten Jahr sogar die USA überholt.

Wir haben in unserem Land eine neue Offenheit und Begeisterungsfähigkeit für die Chancen neuer Technologien. Und die wachsende Bereitschaft, Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Die Bundesregierung hat mit ihrem Aktionsprogramm, dessen Fortschrittsbericht wir heute debattieren, den Startschuss gegeben. Wir sind nicht mehr das Deutschland in den Zeiten der Kohl-Ära, das drohte, den Anschluss zu verpassen. Wir sind heute Marktführer in Europa im eCommerce, nur in den USA gibt es mehr elektronische B2B-Marktplätze als bei uns. Die domain. de ist weltweit das am meisten verbreitete Länderkürzel, bereits zwei Drittel der deutschen Betriebe verfügen über eine Webseite, 20 % ermöglichen ihren Kunden die Online-Bestellung über das Internet.

Und die Bundesregierung hat sich an die Spitze der Bewegung gesetzt. Der Bundeskanzler ist Vorsitzender des Beirates der Initiative D 21, in der Unternehmer und Politik gemeinsam daran arbeiten, optimale Bedingungen für den Wandel im Informationszeitalter zu entwickeln.

Die Initiative D21 entspricht dem Leitbild eines aktivierenden Staates, und ist für mich ein Musterbeispiel für public private partnership: Gemeinsam Ziele zu definieren, konkrete Umsetzungsschritte zu vereinbaren und sie zu erreichen: Denken Sie an das Aktionsprogramm zur Beseitigung des Fachkräftemangels oder die Initiative Schulen ans Netz.

Anrede,

als wir die Bundesregierung übernahmen, war zwar das papierlose Büro dort schon erfunden. Doch ein ambitioniertes eGovernment Programm haben erst wir aufgelegt. Bis 2005 wollen wir alle internetfähigen Dienstleistungen der Bundesverwaltung online bereit stellen. Denn die Daten sollen laufen, nicht die Bürger.

EGovernment hat zudem einen Link zu eDemocracy. Wir nutzen die Möglichkeiten des Internet für mehr Transparenz und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungsprozessen. So haben wir beispielsweise über Internet-Foren nicht nur Interessenverbände sondern die gesamte interessierte Öffentlichkeit an der Erarbeitung einer Strategie für nachhaltige Entwicklung beteiligt. Heute Mittag hat der Bundeskanzler live im Chat mit der Internet-Community diskutiert.

Wir werden auch auf dem Weg in die Wissens- und Informationsgesellschaft darauf achten, dass es nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft kommt, einer Spaltung in Vernetzte und Unvernetzte, User und Loser. Denn der Zugang zu und die Beherrschung der neuen Medien entscheidet mehr und mehr über die Chancen im Erwerbsleben und gesellschaftliche Teilhabe.

Teilhabe an den Chancen ist deshalb der rote Faden unserer Politik. Ob beim Anschluss aller Schulen ( 1998 waren es erst 15 Prozent ) , bei der Ausstattung von Bibliotheken oder bei der Integration in Schulunterricht und Weiterbildung, Bei der Netzanbindung aller Hochschulen mit Hochgeschwindigkeitszugängen und bei gezielten Förderprogrammen für Seniorinnen und Senioren, für Menschen mit Behinderungen oder für Kinder im Rahmen der Kampagne Internet für alle.

Vor uns liegen faszinierende Möglichkeiten. Denken Sie nur an die Telematik, das Gesundheitswesen oder den Bildungssektor: eLearning in der virtuellen Hochschule.

Wer die Chancen sieht, wird auch die Risiken beherrschen und die Herausforderungen bestehen. Eine Herausforderung besteht darin, die besten Köpfe zu gewinnen, ihre Ideen in Deutschland zu verwirklichen und damit zukunftsträchtige Arbeitsplätze zu schaffen. Mit der Greencard ist uns das sehr gut gelungen. Jeder Inhaber einer Greencard hat im Schnitt zwei bis drei zusätzliche Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen.

Mit einer vernünftigen Steuerung von Zuwanderung lassen sich also Wachstumspotenziale erschließen. Man kann auch die Augen vor der Realität verschließen. Dann ist man irgendwann world wide weg.

Wir werden auf dem Weg in die Wissens- und Informationsgesellschaft weiter voran gehen.