Redner(in): Gerhard Schröder
Datum: 11.09.2002

Untertitel: Zu Beginn der Kabinettsitzung am 11. September in Berlin gab Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Erklärung anlässlich des Jahrestages der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 ab.
Anrede: Meine Damen und HerrenKolleginnen und Kollegen!
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/83/438083/multi.htm


Zu Beginn der Kabinettsitzung am 11. September in Berlin gab Bundeskanzler Gerhard Schröder folgende Erklärung anlässlich des Jahrestages der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 ab:

Unser Land ist an diesem Tag vereint mit dem amerikanischen Volk in der Erinnerung an die entsetzlichen Terroranschläge, die heute vor einem Jahr auf New York und Washington verübt wurden.

Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Sie sind auch bei den Bürgerinnen und Bürgern der USA, unseren Freunden.

Hunderttausende Deutsche haben sich vor einem Jahr in spontanen Beileidskundgebungen und zahlreichen Aktionen zusammengefunden, um ihre Betroffenheit und Solidarität zu bekunden. Das bleibt ein eindrucksvolles Zeichen tief empfundener Freundschaft, die unabhängig von aktuellen Meinungsverschiedenheiten dauerhaft existiert.

Die Attentate haben uns schmerzlich vor Augen geführt, dass Sicherheit in unserer einen Welt nicht teilbar ist.

Deutschland hat nach dem 11. September umfassend internationale Verantwortung in seinen Bündnissen und im Rahmen seiner internationalen Möglichkeiten übernommen. Wir haben den auf ihrem eigenen Territorium angegriffenen Vereinigten Staaten von Amerika auch militärisch Beistand geleistet. Dies war für Deutschland eine neue und schwierige, aber eine nötige Entscheidung. Wir haben darüber hinaus im Rahmen der Friedensmission der Vereinten Nationen Bundeswehr-Kontingente nach Afghanistan entsandt, um die Umsetzung des auf dem Petersberg ausgehandelten Friedensplans abzusichern.

Deutschland wird sein ziviles und militärisches Engagement - sowohl bei Enduring Freedom als bei der ISAF - fortsetzen.

Es war richtig, auf eine breite internationale Koalition gegen den Terror zu setzen. Wir haben für das Zustandekommen dieser Koalition einiges getan, und gemeinsam in Afghanistan viel erreicht. Diese Koalition muss fortbestehen, denn zu dauerhaftem Frieden ist es noch ein weiter Weg.

Heute sollten wir uns fragen, ob wir die Möglichkeiten dieser Allianz gegen den Terror schon optimal genutzt haben. Es muss uns daran gelegen sein, in der internationalen Koalition gegen den Terror zu regionalen Sicherheits-Absprachen und -bündnissen zu kommen. Wir sollten die an den Tag gelegte Zusammenarbeit vertiefen, um in den regionalen Konflikten und Problemen - ob im Nahen Osten oder in Zentralasien - einer friedlichen Lösung näher zu kommen.

Und wir sollten versuchen, aus der Koalition gegen den Terror eine Koalition für globale Sicherheit und globale Entwicklung zu schmieden - auf der Basis von Freiheit und Solidarität, von Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit.

Dabei halten wir fest an unserem umfassenden Ansatz, der politische und diplomatische Bemühungen sowie wirtschaftliche und humanitäre Hilfsmaßnahmen einschließt.

Die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus besteht fort.

Das beweisen nicht nur die blutigen Anschläge zuletzt in Afghanistan. Sie muss mit angemessenen Mitteln bekämpft werden.

In unserem Land haben wir mit unseren beiden Sicherheitspaketen die nötigen Maßnahmen beschlossen, um die Arbeit der Ermittlungsbehörden zu unterstützen. Der Bundesinnenminister ist Garant für höchste Wachsamkeit bei der inneren Sicherheit. Zugleich ist er Garant dafür, dass vordergründige Panikmache keinen Erfolg hat. Diese Haltung gewährleistet die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger in einer schwierigen Lage der Welt.

Wir werden weiter alles daran setzen, im Kampf gegen den internationalen Terrorismus erfolgreich zu sein, ohne unsere eigenen Werte preiszugeben.