Redner(in): Christina Weiss
Datum: 05.06.2003

Untertitel: Anläßlich der Präsentation des neuen Filmmagazins "Kino - Das Deutsche Filmmagazin" der Deutschen Welle am 5. Juni in Berlin hob Kulturstaatsministerin Weiss die Qualität des neuen deutschen Films hervor: "Ich freue mich sehr, dass die Deutsche Welle etwas vom Schwung des neuen deutschen Films in die Ferne tragen möchte. Wir sind erfüllt vom Stolz auf eine neue Generation von Filmemachern, die sich, vor allem aber ihren Stoffen vertrauen."
Anrede: Sehr geehrter Herr Bettermann, sehr geehrter Herr Hürmer, meine sehr verehrten Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/21/491821/multi.htm


eigentlich liegt dem neuen Produkt der Deutschen Welle eine Anleitung zum Abschalten bei. Wenn ich die Absicht des Magazins recht verstehe, geht es doch darum, Couch Potatoes in aller Welt auf die Beine, ins Kino, vor allem aber in deutsche Filme zu bekommen. Man könnte jetzt ganz fernsehgemäß behaupten: Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal, das geht nun wirklich nicht. Doch wen scheren die lähmenden Ängste der Fatalisten. Ich freue mich sehr, dass die Deutsche Welle etwas vom Schwung des neuen deutschen Films in die Ferne tragen möchte. Wir sind erfüllt vom Stolz auf eine neue Generation von Filmemachern, die sich, vor allem aber ihren Stoffen vertrauen. Das darf die Welt ruhig sehen. Wir geben uns selbstbewusst, aber nicht überheblich. Ich weiß wohl, dass wir am Marketing, am Auftritt, an der Präsentation des deutschen Films im Ausland noch hart arbeiten müssen. Aber das schlagende Argument dafür, nicht nur in deutschen Kinos wahrgenommen zu werden, bietet die Qualität der Filme. Insofern kommt dem neuen Filmmagazin der Deutschen Welle auch eine Mittlerrolle zu. Verheißungsvoll wäre, nicht nur fertige Filme anzupreisen, sondern den fernen Zuschauern von der Kraft der Ideen, dem Feld der Talente und der Gesundheit des Gewerbes zu berichten. Solange wir auf Festivals immer noch auf die Olympier von vorgestern angesprochen werden, solange sich das Wissen um den deutschen Film auf dem Stand von vor zwanzig Jahren bewegt, solange haben wir den deutschen Film nicht gut genug verkauft.

Meine Damen und Herren, Kino im Fernsehen gilt immer noch als beschwerlich Ding. Im Zeitalter des Quotendrucks und der damit verbundenen, anschwellenden Bedrohung von Kulturmagazinen beweist die Deutsche Welle entschlossenen Mut, etwas auszuprobieren. Ich bin sehr gespannt, welche Geschichten aus dem deutschen Kino der Welt erzählt und ob sie verstanden werden. Die Reaktion wird es zeigen. Denn beim Kino im Fernsehen prallen wirklich zwei Welten aufeinander, die der Suggestion und die der Wirklichkeit. Das Kino muss mehr bieten als Stimmigkeit. Aus einem Filmtheater tritt man, kneift sich nach einem aufwühlenden Erlebnis in den Arm und tröstet sich mit Hitchcock: "It's only a movie!". Das Fernsehen kann Lust auf Verwunderung machen. Und das ist doch gar nicht so wenig. Ich wünsche dem Magazin "KINO" einen sehr guten Start, aufmerksame Zuschauer, und dem deutschen Film eine starken Botschafter im Ausland.