Redner(in): Gerhard Schröder
Datum: 24.02.2004

Anrede: Verehrter, lieber Herr Ministerpräsident, meine Herren Minister, lieber Werner Müller, Herr Vorstandsvorsitzender, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/26/612226/multi.htm


Es ist schon gesagt worden: Die Einweihung dieses Kraftwerks ist ein wirklich wichtiger Schritt in der Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Deutschland. Unsere Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich sehr dynamisch, und die Einweihung dieses Kraftwerks - in der Tat die größte Investition, die Deutschland hier getätigt hat - ist ein gutes Beispiel dafür.

Der seinerzeitige Beschluss der türkischen Regierung, hier in Iskenderun ein Kohlekraftwerk zu bauen, ist ein Beschluss, der in doppelter Hinsicht wichtig und richtig war; denn zum einen wird Kohle als Energieträger noch auf viele Jahre hin notwendig bleiben - auch, weil weltweit die größten Ressourcen verfügbar sind - , und gleichzeitig - das ist hier sichtbar - leistet das Kraftwerk durch den Einsatz modernster Umwelttechnologie einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Wirtschaftspolitisch ist dieser Beschluss deshalb gut und richtig, weil, wie der Ministerpräsident deutlich gemacht hat, eine sichere Energieversorgung die Grundlage für eine dynamisch wachsende Wirtschaft ist.

Die Einweihung dieses Kraftwerks zeigt aber auch, dass die Türkei ihren Energiemarkt für ausländische Investoren geöffnet hat, und mich freut natürlich, dass Deutschland dabei vorne weg ist. Übrigens wird es der Türkei nutzen, Deutschland als Partner gewählt zu haben; denn auf zwei Punkte muss man bei dieser Zusammenarbeit besonders hinweisen: Zum einen sind die deutschen Unternehmen bereit, die Partner auch an ihrem ganz speziellen Know-how partizipieren zu lassen. Zum anderen leisten sie traditionellerweise sehr viel in der Ausbildung heimischer Fachkräfte. Ich denke, beide Gesichtspunkte sprechen für eine Partnerschaft mit unseren Unternehmen. Was die Ertüchtigung vorhandener Kraftwerke angeht, gibt es nirgendwo auf der Welt so gute Technologie im Kraftwerkbereich, wie man sie in Deutschland bekommen kann.

Der Ministerpräsident hat zurecht darauf hingewiesen, dass diese wirtschaftspolitische Entscheidung nicht zuletzt eine Entscheidung ist, die zeigt, wie ernst die Türkei ihren Wunsch nach der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen für die Europäische Union nimmt und wie sehr sie bereit ist, dafür die rechtlichen, aber eben auch die politischen und wirtschaftspolitischen Voraussetzungen zu schaffen. Ich bin sehr guter Hoffnung, dass die Voraussetzungen für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen bis Ende des Jahres erfüllt werden können, und wann immer die Kommission das feststellen wird - die Chancen dafür stehen gut - , können Sie, Herr Ministerpräsident, sich darauf verlassen, in Deutschland und in meiner Regierung einen Befürworter Ihrer Wünsche zu haben.

Den Menschen in dieser Region und den Beschäftigten in diesem Kraftwerk, ihren Familien und dem Wohlergehen des Landes wünsche ich von Herzen alles Gute. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.