Redner(in): Christina Weiss
Datum: 19.04.2004

Untertitel: Kulturstaatsministerin Weiss gratuliert mit ihrer Rede dem öffentlich-rechtlichen Kulturkanal der drei Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz zum 20jährigen Bestehen.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/48/639148/multi.htm


als vor zwanzig Jahren der deutsche Fernsehmarkt aus den Fugen geriet, spielten die Berliner Philharmoniker dazu. Und das gleich mehrfach. Ob in der Geburtsstunde der Ludwigshafener Versuchsanstalt PKS, die sich später Sat. 1 nennen sollte, oder beim Sendestart von 3sat am 1. Dezember 1984, stets tauchte zu später Stunde Herbert von Karajan auf und dirigierte vor der Kamera: Beethovens Neunte bei Sat. 1, die Straussche Alpensinfonie bei 3sat. Wir wissen, welchen Weg die beiden genuinen Kultursender in den vergangenen zwei Jahrzehnten genommen haben: während mit Harald Schmidt der letzte Globalintellektuelle das Privatfernsehen verlassen hat, hält 3sat seit zwei Jahrzehnten unbeirrt an der Kultur des Anspruchsvollen gerade zur Primetime fest. Und das mit stabilen und in jüngster Zeit sogar steigenden Marktanteilen, was angesichts aller Verseichtungsattacken, die uns das werbefinanzierte Fernsehen beschert hat, ein nicht unerheblicher Erfolg der Beharrung ist.

Am Tag, an dem in Deutschland das Kabel gelegt wurde, an dem erstmals neue Übertragungswege beschritten wurden und man über das Wort Satellitenfernsehen noch staunte, während man es aussprach, an diesem Tag emanzipierte sich das Fernsehen endgültig vom Duopolfernsehen der Nachkriegszeit. Die neuen technischen Möglichkeiten führten nicht nur zu einem harten Wettbewerb zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern, sie setzten auch das Qualitätsfernsehen ins Bild. Damit einher ging eine völlige Neubewertung der Kraft und der Tauglichkeit des Fernsehens. Seit zwanzig Jahren unterscheiden wir jetzt eben zwischen Mehrheit und Minderheit, zwischen elitär und demokratisch, zwischen Wunsch und Anspruch, zwischen Massenmedien und Spartenkanälen, zwischen Möglichkeit und Quote, zwischen preiswürdig und mainstreamverdächtig. Nach der medialen Revolution von 1984 ist für mich das öffentlich-rechtliche Fernsehen erst recht ein Ort der unterhaltenden Aufklärung, und wir tun gerade bei einem Jubiläum wie diesem gut daran auf die immense Kultivierungs- und Erziehungsleistung von ARD und ZDF hinzuweisen. Das gilt natürlich in besonderem Maße auch für ORF und SRG. Sie alle sind Kulturträger, ja sogar Ausdruck unserer Kultur. Im besonderen Fall von 3sat ist es nun wirklich gelungen, ein "Vollprogramm mit kulturellem Schwerpunkt" zu etablieren, ein Dreiländerfeuilleton sogar, das den gemeinsamen Kulturraum betont, Nachbarn zusammenbringt und von Anfang an ein gutes Signal für den schwierigen, aber verheißungsvollen Weg der europäischen Integration war. Nur fünf Jahre nach Sendestart fiel die Berliner Mauer, der Grenzzaun zwischen Ungarn und Österreich war da schon zerschnitten. Spätestens in diesem Moment behauptete sich 3sat als grenzüberschreitendes Fernsehen, das die regionale Vielfalt in Europa betont, den Regionen eine Stimme gibt und die kulturellen Unterschiede als Wert begreift. Hier wurde zum ersten Mal greifbar, worin der eigentliche Nutzen dieses von Dieter Stolte so mit Nachdruck verfolgten supranationalen Fernsehangebots 3sat liegt: Aussöhnung zwischen den Nationen ist nur dann möglich, wenn die Kultur dabei eine integrative Rolle spielen kann. Kultur baut Grenzen ab und überwindet Gegensätze, indem sie sie begreiflich macht. 3sat ist heute weit mehr als ein satellitengestütztes Zusatzangebot, 3sat ist ein europäischer Kulturkanal von besonderem Format, und es wäre über die Maßen töricht, jetzt, wo sich das alte Kultureuropa wieder komplettiert, auf ein solches Medium verzichten zu wollen. Wer Angst vor der Kultur hat, wird Europa nicht vollenden können. Ich bin froh, dass die Konstruktion von 3sat, die Verbindung von drei Ländern und vier Anstalten eine solch starke ist, die sich nicht nur bewährt hat, sondern das Ideal und den Reichtum eines europäischen Netzwerkes beschreibt.

Wenn wir heute trotz Geburtstagsstimmung die gesellschaftliche Relevanz eines Kultursenders wie 3sat immer wieder betonen müssen, wenn wir Kulturmagazine verteidigen müssen, wenn es fast schon als peinlich gilt, sich zur Kultur zu bekennen, dann sollten wir offen über Angebot, Nachfrage und Legitimation reden. Irgendjemand hat in den Debatten der vergangenen Wochen die Probleme des Kulturfernsehens ernährungswissenschaftlich umschrieben: Wenn nichts auf dem Tisch steht, entfaltet sich auch kein Appetit. Diese Erkenntnis folgt einer Bemerkung Adornos. Der hat in den "Vierzehn Mutmaßungen über das Fernsehen" festgestellt: "Die Millionen Menschen, welche die auf sie zugeschnittene Massenkultur konsumieren, die sie eigentlich erst zu Massen macht, haben kein in sich einheitliches Bewusstsein. Sie ahnen, vorbewusst, unterhalb einer dünnen ideologischen Schicht, dass sie vom Titelblatt jeder illustrierten Zeitung, von jedem zellophanverpackten Schlager betrogen werden. Wahrscheinlich bejahen sie, womit man sie füttert, so krampfhaft nur, weil sie das Bewusstsein davon abwehren müssen, solange sie nichts anderes haben. Dies Bewusstsein wäre zu erwecken und dadurch dieselben menschlichen Kräfte gegen das herrschende Unwesen zu erwecken, die heute noch fehlgeleitet und ans Unwesen gebunden sind." Niemand will das Publikum zu etwas zwingen, aber niemand wird bestreiten, dass das Fernsehen eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft besitzt, der es nur gerecht werden kann, wenn es, wie es im einschlägigen Rundfunkstaatsvertrag heißt,"insbesondere Beiträge zur Kultur" anbietet. Das heißt aber: Es geht nicht nur um Beiträge über Kultur, die Beiträge an sich müssen einem kulturellen Anspruch genügen. Es geht also nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie. Kultur im Fernsehen darf und muss daher auch kein Minderheitenprogramm sein. Es sollte sich auch selbst nicht so verstehen. Demoskopen geben an, dass das Fernsehen nach dem Zeitungsfeuilleton die zweitwichtigste Quelle ist, um sich über Kunst und Kultur zu informieren. Gerade der Erfolg von 3sat zeigt, dass es nicht nur die klassisch Kulturinteressierten sind, die mit einer klug entworfenen "Plattform für Kultur und Wissen, Bildung und Wissenschaft" - so ist der Anspruch des Senders formuliert - zu erreichen sind. Ein Magazin wie "Kulturzeit" verzeichnet den stärksten Aufmerksamkeitssprung in der Gruppe der 14- bis 49jährigen. Und wenn ich den Medienanalytiker Michael Buß richtig verstanden habe, dann ist ein neuer Kulturinteressierter auszumachen, der etwa 38 Jahre alt ist, als Familienmensch gilt, gebildet ist, einen guten Job hat und auf gesellschaftlichen Ausgleich und soziale Gerechtigkeit Wert legt. Diese Gruppe liest viel, hört wenig Radio und sieht extrem wenig fern. Man kann auch sagen: sie sieht anders fern, sie sieht also 3sat. Dem Sender gelingt der Spagat zwischen den Generationen, und dies mit einem Programm, das dem Zuschauer etwas zumutet. Gottfried Langenstein würde sagen, man gestatte sich ein Recht auf Spleen: auf Eigenheit im besten Sinn. Vielleicht wird hier eingelöst, was Adorno in seinem Text gefordert hatte: "Nicht die plebiszitäre Mehrheit dürfte über kulturelle Phänomene, die an die Masse sich richten, entscheiden, und auch nicht die abgefeimte Weisheit von Patriarchen, die tun, als ob sie gütig darüber wachten, was den Massen zuträglich ist. Befinden sollten allein Menschen, die sachlich zuständig sind; die ebensoviel von Kunst verstehen wie von den sozialen Implikationen der Massenmedien." Anders als andere Sender sieht 3sat seine Legitimation eben genau darin, einen Bildungsanspruch mit Leben zu erfüllen, eine "Alternative für Anspruchsvolle" zu sein.

Der Kultur kann der Staat letztlich egal sein. Umgekehrt gilt das keineswegs. Es bleibt dabei: ohne einen regen und engagierten kulturellen Diskurs, der frei von den Regeln des Marktes, den Zwängen der Quote und frei von wirtschaftlichem Druck von der Gesellschaft geführt wird, würde unser Gemeinwesen verarmen und letztlich seine moralische Legitimität verlieren. Es wäre fatal zu glauben, die Kultur und insbesondere die Kunst seien etwas Zweitrangiges, etwas, dem man sich später widmen könnte, nachdem man die ökonomischen Probleme einer Nation in den Griff bekommen hat. Es wäre fatal, weil Demokratie eine kulturelle Errungenschaft ist und Kunst ihre Dynamik widerspiegelt, ihre Zukunft somit auch vom künstlerischen Antrieb geprägt wird. Ohne eine durch den kulturellen Diskurs immer wieder neu hervorgerufene Standortbestimmung entfiele die Grundlage für jeden gesellschaftlichen Fortschritt.

In der modernen, durch Medien bestimmten Gesellschaft, in der oft nur das real ist, was in der Zeitung steht oder im Fernsehen vorkommt, bedarf auch die Kultur der medialen Vermittlung. Sowohl der Diskurs über kulturelle Ansichten und Werte wie auch die Debatte über die Künste müssen, um breitenwirksam sein zu können, auch über das Fernsehen geführt werden. Dazu sollten die Macherinnen und Macher des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aber auch bereit sein und dürfen nicht der Gefahr erliegen, ihre für die gesellschaftliche Relevanz auch maßgebliche Quotenkraft durch das bloße Verteilen von immer stärkeren Unterhaltungsdrogen zu erhalten. ZDF-Intendant Markus Schächter hat nach seinem Amtsantritt den schönen Satz geprägt: "Nur wer Kultur hat, kann sie auch ausstrahlen." Eben! Das macht deutlich: Der Kulturauftrag ist nicht nur für 3sat, ARTE oder die blühende, wilde und schöne Kulturnische in manch dritten Programmen festgeschrieben, er bleibt die Existenzberechtigung für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt. Nur dank robuster Angebote im kulturellen Bereich lassen sich Bestrebungen auf europäischer Ebene abwehren, die Finanzierung von ARD und ZDF als unzulässige Beihilfen einzustufen und somit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Ganzes in Frage zu stellen. Es darf deshalb nicht darum gehen, die Programminhalte und -formen in Zukunft noch stärker denen der privaten Anstalten anzunähern. Ich setze hier auf die Kreativität und das Verantwortungsgefühl der Programmdirektoren. Wir freuen uns über jeden Verweis auf 3sat und Arte, auf die große Attraktivität der Kultursender, der Nischendebatte sind wir überdrüssig. Die programmlichen Selbstverpflichtungen, an denen ARD und ZDF im Moment arbeiten, sollten dazu führen, dass das kulturelle Profil in den Programmen gestärkt wird. Ich werde nicht müde, für die tägliche Kulturnachricht in "Tagesschau" und "heute" zu werben, einen guten Sendeplatz für Kultursendungen zu erstreiten oder stärkeren Synergien mit 3sat und Arte das Wort zu reden. Es geht um Debatten und Informationen, die auch im kulturellen Bereich als selbstverständlich gesehen werden müssen. Ich bin sicher, dass "Kulturzeit" ein noch größerer Erfolg wäre, wenn diese klug gemachte Sendung in einem Hauptprogramm wiederholt werden würde.

Die Gründung von 3sat war der Versuch, technische Neuerungen mit einem anderen Anspruch an das Fernsehen zu verbinden. Staunte man vor zwanzig Jahren noch über die Potenz der Satelliten, so befinden wir uns heute mitten in einer digitalisierten Welt, es geht um Programmbouquets und Marktplätze, um den Erhalt der kulturellen Programmvielfalt in einem Wettbewerb der Massenattraktionen. Die Bundesregierung hat für spätestens 2010 das Abschalten aller analogen Übertragungswege beschlossen. Hier in Berlin spielt die analoge terrestrische Übertragung seit mindestens einem Jahr nur noch die zweite Rolle, andere Ballungsräume werden in diesem und im nächsten Jahr folgen. Doch bei der digitalen Revolution geht es um mehr als um neue Übertragungswege. Es sind die Inhalte, die neu zu gewichten sind. Wenn sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk entwickeln soll, muss er die Vorteile des digitalen Fernsehens ausspielen können. Wir werden künftig wirklich anders fernsehen. Um dem Fernsehzuschauer umfangreiche Nutzungsmöglichkeiten zu geben, benötigen wir eine offene, einheitliche und hardware-unabhängige Anwender-Programm-Schnittstelle ( API ) sowie eine einheitliche Endgeräte-Plattform. Ich denke dabei zum Beispiel an die "Multimedia Home Plattform" ( MHP ) , die es nicht zulässt, dass Programmbouquets nach Gusto des Programmverteilers aufgeschnürt werden können. Hier ist die Medienpolitik gefordert, und ich habe den Eindruck, dass häufig noch nicht ganz verstanden wird, was hier auf dem Spiel steht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf nicht nur niemals seinen "must carry" -Status verlieren, er muss auch darauf achten, dass das Prinzip des "must be found" weiter Beachtung findet. Seit wenigen Wochen haben wir in Deutschland mit der Kabel Deutschland AG wieder einen monopolistischen Kabelnetzbetreiber, diesmal jedoch nicht in öffentlicher Hand, sondern im Besitz amerikanischer Investoren. Wir können davon ausgehen, dass ihnen die gesellschaftliche Verantwortung weniger am Herzen liegen mag als ihr shareholder value. Und mit letzterem sind Platzierungen von öffentlich-rechtlichen Programmen, gar von Kultursendern auf den ersten 20 Kabelplätzen nur schwer vereinbar. Die erheblichen Investitionen in die angekündigte und notwendige Digitalisierung der Breitbandkabelnetze werden den Druck noch erhöhen. Hier gilt es wachsam zu sein. Die öffentlich-rechtlichen Veranstalter müssen in diesem Prozess an vorderster Stelle eingebunden sein.

Wir glauben daran, dass das Fernsehen unsere Sinne erweitert und uns im besten Falle dienen kann. Niemand wird gerne zugeben, dass ihn dieses Medium beherrscht, knechtet, im schlimmsten Falle drangsaliert. Es wird auf uns ankommen, dieses Medium mit all seinen immer ausgefeilteren technischen Finessen auch souverän anwenden zu können: zum Beispiel als Vermittler von geistiger Entwicklungshilfe, als Anregung zur Kommunikation, als Mittel, die eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Gute Kulturmagazine, gutes Fernsehen überhaupt, sagt der 3sat-Moderator Gert Scobel, führten dazu, den Kasten auch mal abzuschalten. 3sat ist also ein durchaus dialektisches Programm. Man sieht also anders fern, damit man weniger und bewusster, gezielter fernsieht. Mir ist dieser Gedanke durchaus sympathisch. Er erinnert mich an eine Initiative, die der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt vor 25 Jahren unternahm. In der "Zeit" plädierte er für einen fernsehfreien Tag pro Woche, weil der Gesellschaft die Fröhlichkeit und eine gelassene Zuversicht gegenüber vielen Problemen fehle. Er wollte damit nicht gängeln, nicht zur Unmündigkeit erziehen, sondern dazu anregen, mit der modernen Technik souveräner umzugehen. Bei Helmut Schmidt verstärkte sich der Eindruck, dass die Menschen nicht genug miteinander redeten, nicht oft genug etwas miteinander täten und auch nicht in so selbstverständlichem Respekt miteinander umgingen, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Er suchte nach einer vernünftigen, mitmenschlichen Alternative zum isolierten und isolierenden Dauerfernsehen. Und damals sah man im Schnitt werktags über zwei Stunden fern, heute sind es durchschnittlich 203 Minuten! "Sie werden feststellen, dass es Sachen gibt, die noch mehr Spaß machen als Fernsehen! So wie übrigens an den autofreien Sonntagen im November 1973 viele erlebt haben, dass es Dinge gibt, die noch mehr Spaß machen als Autofahren", schrieb Schmidt. Und er ging sogar noch weiter. Er stellte sich vor, dass die Fernsehanstalten nach den Nachrichten Spots einblenden und fragen: "Haben Sie heute nicht Ihren fernsehfreien Tag?" oder "Wie wär's mit morgen fernsehfrei?" Wenn es nach mir ginge, könnte man auch fragen: "Waren Sie heute schon im Museum?" oder "Gehen Sie morgen ins Kino?" oder "Wann waren Sie das letzte Mal im Theater?" Leider schaffen es Aufforderungen dieser oder ähnlicher Provenienz allenfalls auf Zigarettenschachteln. Dabei wäre ein fernsehfreier Tag, den man der Kultur schenkt, ein Gewinn für uns alle. Das wäre eine Art Solidarpakt zwischen dem Fernsehen und den Künsten, eine Kulturquote für die Gesellschaft. Fernsehen, um abzuschalten - in dieser Deutungsvariante ist TV als Freizeitgestaltung noch nicht mal ansatzweise erfasst. Insofern ist 3sat auf einem guten Wege, weil uns dieser Sender wirklich dazu animiert, den Knopf zu drücken, um ein Bild anzuschauen, ein Konzert anzuhören, ein Buch zu lesen. Er regt zu zwischenmenschlicher Kommunikation an. Das ist gut für uns, aber schlecht für die Quote. Doch nur auf den ersten Blick, denn derart befreit und angeregt, kehrt man ja wieder zum Kulturfernsehen zurück. Auch so kann Fernsehen eine Droge sein. 3sat löst ein, was der Titel einer Ausstellung im Filmmuseum Berlin vor einem Jahr halb ironisch postulierte: Fernsehen macht glücklich. Ich wünsche mir sehr, dass das so bleibt und wir via 3sat das selbstständige Denken trainieren, die Urteilskraft vervollkommnen, mit Kultur experimentieren, die Welt von morgen begreifen und das Fernsehen eben wirklich als größte Gesamtschule der Nation erleben. In gewisser Hinsicht ist dieser Sender eine letzte Bastion der Hoffnung auf Vernunft und unterhaltenden Erkenntnisgewinn. Was einmal abgeschafft ist, kommt nie wieder. In diesem Sinne freue ich mich, wenn wir uns in fünf Jahren zum 25. Geburtstag wiedersehen. Ein Vierteljahrhundert 3sat! Vielleicht spielen dann die Berliner Philharmoniker auch live ein Ständchen für den aufrichtigen Mut der öffentlich-rechtlichen Rundfunkmacher in Deutschland, Österreich und der Schweiz, einen partnerschaftlich organisierten Kulturkanal wie 3sat stark zu machen. Herzlichen Glückwunsch 3sat!