Redner(in): Christina Weiss
Datum: 10.11.2004

Untertitel: Auf der Pressekonferenz zum Einsteinjahr 2005 am 10. November 2004 stellte Kulturstaatsministerin Weiss die geplanten Kunst- und Kulturprojekte vor.
Anrede: Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/rede/23/743523/multi.htm


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wie Sie wissen, gibt es viele Beispiele über die Konvergenz von Wissenschaft und Kunst."Wer zum Beispiel genauer verstehen will, wie Einsteins Theorien und Picassos Bilder zusammenhängen, muss sich mit den beiden Vorgaben unserer Existenz befassen, die wir Raum und Zeit nennen", behauptet der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer. Wir leben nicht in einer Welt mit Raum und Zeit, sondern in einer Raum-Zeit-Welt, die Kunst hat dies immer wieder thematisiert und die Zeit in den Raum überführt. Sehr genau lässt sich dies zum Beispiel an den Bildern Picassos studieren. Die Figuren werden bei Picasso aus den Eindrücken zusammengesetzt, an die sich jemand erinnert, der die Figuren aus verschiedenen Richtungen und zu unterschiedlichen Zeiten gesehen und zu dem Zweck umschritten hat. Was in Wirklichkeit Zeit braucht, nimmt im Bild Raum ein. Weil die Wahrheit also hinter uns her ist, kann ihr die Kunstgeschichte nicht entkommen. Arnold Schönberg hat auf die Frage geantwortet, ob ihm seine Musik gefalle: "Nein, aber einer muss sie komponieren." Ähnlich soll sich sein Bewunderer Einstein über die eigenen Theorien geäußert haben.

Und weil das Schönste das Geheimnisvolle ist, weil wir uns wundern müssen und das Staunen brauchen, um zu überleben, müssen wir uns Albert Einstein auf neue Weise nähern. Der kulturellen Relevanz von Einsteins Lebenswerk trägt auch die zentrale Ausstellung zur Person und Leistungs des großen Wissenschaftlers Rechnung, die mit Mitteln der Kulturstiftung des Bundes realisiert wurde und vom Max-Planck-Institut konzipiert wurde.

Die Ausstellung im Berliner Kronprinzenpalais ist auf große Publikumsresonanz ausgerichtet. Bis zu 100.000 Besucher werden erwartet und soll auch in Italien und Japan gezeigt werden.

Der Anteil der Kulturstiftung des Bundes am Zustandekommen der Ausstellung ist nicht hoch genug zu würdigen. Bereits im Sommer 2003 fasste der Stiftungsrat eine frühe und mutige Entscheidung, das Projekt mit etwa 1 Million Euro zu fördern. Durch diesen Schritt erst wurde das Vorhaben wirklich konkret. Mit dieser Zusage der Bundeskulturstiftung gelang es, im Jahr 2004 weitere große Förderbeiträge zu gewinnen.

Meine Damen und Herren,

die Ausstellung "Albert Einstein - Ingenieur des Universums" fokussiert den kulturhistorischen Kontext von Einsteins Werdegang. Sie veranschaulicht, wie er das Weltbild des neunzehnten Jahrhunderts entscheidend verändert und damit das 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst hat. Sie veranschaulicht die Entwicklung der Wissenschaft als kulturelles Phänomen in einem historischen Kontext. Die Schau beleuchtet neben der wissenschaftlichen Revolution Einsteins die Auswirkungen seines Denkens auf das Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts. Sie ist verzahnt mit weiteren Kulturprojekten, die von der Kulturstiftung unterstützt werden:

Ich möchte hier nur die architektur- und wissenschaftshistorische Ausstellung "Der Einstein-Turm" nennen, die die Geschichte des berühmten Baus von Erich Mendelsohn beleuchten wird und vom Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam im März 2005 veranstaltet wird.

Oder nehmen Sie das "Einstein-Festival", das wissenschaftliche Kongresse und künstlerische Aktionen unter einen Hut zu bringen gedenkt und vom Einstein-Forum im Frühjahr 2005 ausgerichtet wird.

Lassen Sie mich noch auf "Einstein-Spaces" eingehen. Acht herausragende zeitgenössische Künstler werden Arbeiten an Orten in Berlin und Potsdam realisieren, die für Einstein besonders bedeutsam waren. Dieses Projekt des Einstein-Forums, das ab dem Spätsommer 2005 zu sehen sein wird, finanzierte der Hauptstadtkulturfonds mit 200.000 € .

Dieses Kunstprojekt kartographiert die wissenschaftliche, kulturelle und politische Biographie Einsteins an neun verschiedenen Orten in Berlin und Brandenburg. Es geht um eine Spurensuche an historischen Orte der Berliner Jahre Einsteins ( 1914 - 1933 ) . Zu erwähnen sind die Preußische Akademie der Wissenschaften, die Archenholdsternwarte, die Sternwarte am Telegraphenberg in Potsdam, seine Privatadresse in der Wittelsbacher Strasse, ( in der Einstein bis 1917 lebte ) und sein Sommerhaus in Caputh ( hier verbrachte er die Sommerzeit von 1929 - 1932 ) . All diese Adressen werden durch zeitgenössische Künstler interpretiert. Zu ihnen gehören Christoph Büchel, Olafur Eliasson, Renée Green, Dominique Gonzalez-Foerster, Ilya und Emilia Kabakov, Eran Schaerf und Pawel Althammer.

Meine Damen und Herren,

von besonderer Bedeutung ist freilich, dass das Einstein-Haus in Caputh im kommenden Jahr nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet werden kann. Endlich konnte mit dem Landesamt für offene Vermögensfragen die Erbfolge entschieden werden. Ich bin froh, dass die Hebräische Universität Jerusalem und das Einstein Forum gemeinsam diesen wichtigen Ort des wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Diskurses betreiben. Meine Behörde hat für die Sanierung 250.000 Euro aufgewendet, also die Hälfte der Kosten getragen. Die andere Hälfte stammt von der Cornelsen-Stiftung.

Einsteins Haus in Caputh wird stärker noch als in der Vergangenheit zu einem Personal-Museum werden, das der Wissenschaft, aber eben auch der Kunst offen steht. Wir hoffen aber auch sehr auf ein breites Publikum.

Und noch etwas will ich nicht verschweigen. Meine Behörde hat dafür gesorgt, dass der Bundesfinanzminister eine Sondermünze zu Ehren von Albert Einstein herausgibt. Auch hier danken wir der Hebräischen Universität Jerusalem sehr herzlich für die Kooperation.

Meine Damen und Herren, wir sollten das Einsteinjahr dazu nutzen, die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst zu betonen. Kunst kann Wissenschaft anschaulich werden lassen.