Redner(in): Thomas de Maizière
Datum: 17.02.2006

Anrede: Sehr geehrter Herr Staatsminister, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, sehr geehrter Herr Vorsitzender der Domowina, sehr geehrter Herr Intendant, sehr geehrte Frau und sehr geehrter Herr Ehrlich, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2006/02/2006-02-17-thomas-de-maizi_C3_A8re-zur-wiedereroeffnung-des-deutsch-sorbischen-volkstheaters,layoutVariant=Druckansicht.html


schon an meiner Begrüßung können Sie ersehen: auch diesmal hat der Erfolg viele Väter und Mütter. Und zweifellos ist es tatsächlich ein ganz bemerkenswerter Erfolg, dass es der Stadt und dem Landkreis gelungen ist, alle Energien zu bündeln, um in kürzester Zeit, unter Einsatz aller verfügbaren Mittel, dieses Theater so umzugestalten, dass es wie neu erschaffen wirkt. Dazu meinen herzlichen Glückwunsch!

Es gibt viele Menschen, denen dafür zu danken ist: den Handwerkern und Architekten, den Politikern, die das Projekt finanzieren halfen, vor allem aber den Bürgerinnen und Bürgern aus Bautzen und der ganzen Oberlausitz, die immer wieder deutlich machten, wie wichtig ihnen ihr Theater ist: Als ein Ort, an dem man sich vergnügen kann, der anregend wirkt und zu Diskussionen einlädt. Als ein Platz, an dem sich die Menschen dieser Region über ihre Ziele und Wünsche, aber auch über ihre Sorgen und Ängste verständigen können, und der mitunter sogar denjenigen eine öffentliche Aufmerksamkeit beschert, die sonst kaum im Fokus des Medieninteresses stehen.

Das alles ist nicht so selbstverständlich, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. Ich vermute, Ihr Erfolg könnte damit zu tun haben, dass das Deutsch-Sorbische Volkstheater mehr ist als nur ein ehrwürdiges Haus im Zentrum der Stadt, in das sich ab und an aus alter Gewohnheit ein kleiner Teil der Bevölkerung begibt.

Dieses Haus ist zu einem wichtigen Kristallisationspunkt für den Austausch zwischen den in dieser Region beheimateten Kulturen geworden.

Es hilft beim Ausloten der regionalen Identitäten. Es trägt zur geistigen Orientierungssuche bei. Und es ist schon deshalb in des Wortes eigentlichem Sinn unverzichtbar.

Die meisten von Ihnen wissen, dass die Bundesregierung Jahr für Jahr erhebliche Mittel zur Verfügung stellt, um die sorbische Volksgruppe in der Lausitz dabei zu unterstützen, ihre Kultur erneuernd zu bewahren. Gern nutze ich die Gelegenheit, Ihnen im Namen der Bundesregierung zu versichern, dass wir uns auch in Zukunft gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen sowie dem Land Brandenburg angemessen an der Finanzierung dieser wichtigen Aufgabe beteiligen werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

genau genommen feiern wir heute eigentlich nur die Übergabe eines schönen Gefäßes. Zum Leben erweckt werden muss es nun von den Künstlerinnen und Künstlern vor und hinter der Bühne. Ich kann Sie nur ermutigen, auf Ihrem Weg fortzufahren, Theater für die Menschen vor Ort zu machen! Denn auch dieses Theater muss wie alle anderen mit jeder Vorstellung aufs Neue sein Publikum erobern, seine Lebenskraft beweisen und möglichst ebenfalls auf diejenigen ausstrahlen, die nicht unbedingt zur klassischen Klientel eines Stadttheaters gehören. Jeder von Ihnen weiß, wie wichtig die kulturelle Bildung nicht zuletzt für die geistigen und kulturellen Werte der jüngeren Generation ist.

Ich möchte dem Ensemble dieses Theaters in diesem Zusammenhang ausdrücklich für sein Engagement bei dem Projekt "Zivilcourage im Rampenlicht" danken. Es hat damit deutlich gemacht, dass es für die gedeihliche Entwicklung dieser Region auch in Zeiten schwieriger politischer Auseinandersetzungen Verantwortung übernimmt und unsere demokratischen Errungenschaften verteidigt.

Damit Ihre Arbeit gelingen kann, benötigen Sie vernünftige Rahmenbedingungen.

Dafür ist die Politik verantwortlich. Ich hoffe sehr, dass es auch in Zukunft gelingen wird, dieses lebendige Theater in seiner jetzigen Grundstruktur zu erhalten.

Die Wochen und Monate, die ich mittlerweile im Bundeskanzleramt arbeiten darf, haben mich übrigens in der Auffassung bestärkt, dass das Kulturraumgesetz des Freistaates Sachsen eine äußerst gelungene und auch faire Finanzierungsgrundlage für bedeutsame Kultureinrichtungen bietet - und viele kulturelle Institutionen in anderen Bundesländern beneiden uns darum.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Sie haben allen Grund, Ihr runderneuertes Haus mit Stolz und Zuversicht in Besitz zu nehmen! Ich wünsche Ihnen allen einen glücklichen Start und für die kommenden Monate und Jahre spannende Inszenierungen und als Partner ein neugieriges und kompetentes Publikum!

Vielen Dank!