Redner(in): Angela Merkel
Datum: 08.03.2006

Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2006/03/2006-03-08-grussbotschaft-von-bundeskanzlerin-angela-merkel-zum-weltfrauentag,layoutVariant=Druckansicht.html


Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 5. öffentlichen Forum im Haus der Vereinten Nationen in Tokio,

es ist mir eine große Freude, heute am Internationalen Frauentag zu Ihnen zu sprechen. Ihre bewährte Konferenzreihe unterstreicht das Engagement der Vereinten Nationen und ihrer Universität zu diesem Anlass. Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen " - das ist das Thema der

50. Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen, die zur Zeit in New York stattfindet.

Für dieses Ziel setzen sich Menschen in der ganzen Welt ein - Frauen und Männer. Denn sie haben erkannt: die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist trotz aller Fortschritte noch längst nicht überall selbstverständlich.

Auch in Deutschland stellen wir fest: Die Startbedingungen sind für Frauen bei Bildung und Ausbildung zwar immer besser geworden; doch im Berufsleben nimmt der Anteil der Frauen rapide ab, je weiter es in der Hierarchie nach oben geht.

Auch in vielen anderen Ländern sind Frauen so gut qualifiziert wie nie zuvor.

Und immer mehr Länder stellen fest, dass sie nicht auf die Fähigkeiten ihrer Frauen verzichten können, wenn sie sich erfolgreich - wirtschaftlich und gesellschaftlich - entwickeln wollen.

Frauen müssen deshalb auch de facto den gleichen Zugang zum Erwerbsleben und die gleichen beruflichen Aufstiegschancen erhalten wie Männer.

Genau so wichtig ist es, dass Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe an politischen Entscheidungen in ihren Ländern erhalten.

In Deutschland sind wir dabei auf gutem Weg. Der Frauenanteil bei den Abgeordneten im Deutschen Bundestag beträgt immerhin 32 % . Und in meiner Regierung sind 6 der 16 Kabinettsmitglieder Frauen.

Ich sehe die Gleichberechtigung der Geschlechter als eine grundlegende Voraussetzung für die Erfüllung der Kernaufgaben an, die wir uns in der Millenniumserklärung vorgenommen haben: die Sicherung von Frieden, global nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Menschenrechte.

Frauen leisten wichtige Beiträge zur Entwicklung und Stabilisierung jeder Gesellschaft. Sie sind aber zugleich von Armut, Gewalt und Krieg in besonderer Weise betroffen.

Die Resolution 1325 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen "Frauen, Frieden und Sicherheit" aus dem Jahr 2000 muss deshalb - das ist meine feste Überzeugung - eine bedeutende Richtschnur für unser aller Handeln bleiben.

Dementsprechend messen wir in unseren nationalen Aktionsplänen der Gleichberechtigung der Geschlechter einen besonderen Stellenwert bei.

Dies gilt ebenso für das Aktionsprogramm der Bundesregierung zur weltweiten Bekämpfung der extremen Armut wie für den Aktionsplan Zivile Krisenprävention und Konfliktmanagement.

Ich möchte allen Frauen und Männern, gerade auch denjenigen mit besonderer Entscheidungsverantwortung, Mut machen.

Mut machen, an der Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern und an der uneingeschränkten Durchsetzung der Menschenrechte für Frauen weiter zu arbeiten.

Und gleichzeitig möchte ich Sie - die Teilnehmenden und Mitwirkenden dieses Forums - dazu ermutigen, sich nach jeweiligen Möglichkeiten für das Ziel "Gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen" einzusetzen.

Dafür wünsche ich Ihnen allen denkbar besten Erfolg.